Sonntag, 4. August 2013

Blutdruckschwankungen sorgen bei Senioren für geistigen Abbau


Schwankender Blutdruck beeinträchtigt das Denkvermögen
(Foto: geralt/pixabay.com)

Ein schwankender Blutdruck sorgt bei Senioren für einen schnelleren geistigen Abbau. Das beweisen Forschungen der niederländischen Universität Leiden.


Ein variabler Blutdruck bei älteren Menschen wird von verstärktem Nachlassen der geistigen Fähigkeiten begleitet. Das ergaben Forschungen des »Leids Universitair Medisch Centrum« (LUMC). Die Ergebnisse wurden im »British Medical Journal« veröffentlicht.
Senioren, bei denen der Blutdruck stärker schwankt, schneiden bei Gedächtnis- und Konzentrationstests weniger gut ab. Auch auf MRI-Scans ist die schlechtere Verfassung des Gehirns zu sehen: Das Volumen des Hippocampus, ein Teil des Gehirns, der eine wesentliche Rolle bei der Gedächtnisfunktion hat, ist kleiner. Darüber hinaus sind bei den MRI-Scans mehr Anomalien der weißen Gehirnsubstanz, kleine Infarkte und kleine Blutungen zu sehen. Die gezeigten Effekte auf die geistige Aktivität und die Anomalien im Gehirn treten unabhängig vom Durchschnittswert des Blutdrucks und anderer kardiovaskulärer Risiken auf.

Mehr Blutdruckwerte berücksichtigen

Die Forscher analysierten für ihre Schlussfolgerungen die Daten von 5.461 Senioren mit einem Durchschnittsalter von 75 Jahren, die an einer Studie für Cholesterinsenker teilnahmen. Ihr Blutdruck wurde in diesem Zusammenhang für mehr als drei Jahre alle drei Monate gemessen. Dr. Simon Mooijaart: »Es ist für Arzt und Patient wichtig zu wissen, dass nicht nur die Höhe des Blutdrucks relevant ist für die geistige Leistungsfähigkeit, sondern auch die Schwankungen. Ärzte sollten daher nicht nur nach dem aktuellen Blutdruck urteilen, sondern auch frühere Messungen berücksichtigen. Senioren mit mehr Schwankungen haben ein höheres Risiko für Gedächtnisstörungen.«

Kleine Blutgefäße wichtig für Gehirnleistung

Aus den MRI-Bildern schließen die Mediziner weiter, dass der geistige Abbau im Zusammenhang mit einer Erkrankung der kleinen Blutgefäße im Gehirn steht. »Es ist noch die Frage, was hier die Ursache und was die Folge ist«, sagt Mooijaart. » Vielleicht sorgen die Blutdruckschwankungen dafür, dass die Gefäße im Gehirn geschädigt werden. Aber es kann auch sein, dass das Regulierungssystem für den Blutdruck dadurch beeinträchtigt wird, dass das Gehirn aufgrund von Gefäßproblemen weniger gut funktioniert.«

Risiko für Demenz

Die Ergebnisse unterstreichen den Zusammenhang zwischen gesunden Blutgefäßen und besseren kognitiven Leistungen. Und das ist eine wichtige Erkenntnis. Erst kürzlich wurde gezeigt, dass in Großbritannien das Risiko für Demenz im letzten Jahrzehnt abgenommen hat, wobei wahrscheinlich die gute Behandlung von Risikofaktoren für Herz- und Gefäßkrankheiten eine große Rolle gespielt hat. »Blutdruckschwankungen sind vielleicht auch so ein Risikofaktor, der durch die richtige Therapie dazu beitragen kann, das Risiko für Demenz weiter zu senken«, so Mooijaart. Die PROSPER-Studie ist eine Zusammenarbeit der Universität Leiden, der britischen Universität Glasgow und der irischen Universität Cork.

Quelle: B. Sabayan, L. W. Wijsman, J. C. Foster-Dingley, D. J. Stott, I. Ford, B. M. Buckley, N. Sattar, J. W. Jukema, M. J. P. van Osch, J. van der Grond, M. A. van Buchem, R. G. J. Westendorp, A. J. M. de Craen, S. P. Mooijaart. Association of visit-to-visit variability in blood pressure with cognitive function in old age: prospective cohort study. BMJ, 2013; 347 (jul29 3): f4600 DOI: 10.1136/bmj.f4600

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