Zucker belohnt das Gehirn (Foto: lenny / pixabay.com) |
Das
Gehirn lässt sich durch künstliche Süßstoffe nicht überlisten.
Ein neu entdecktes Signal im Gehirn sorgt umso eher für den Wunsch
nach Zucker.
Süßes
schmeckt uns einfach. Der Süß-Geschmack ist uns angeboren und
bleibt uns im Laufe des Lebens am längsten erhalten. Wen wundert es
also, wenn wir von Bonbons, Pralinen, Eis, Honig und derlei süßen
Köstlichkeiten nicht genug bekommen können. Doch leider tut ein
ausgiebiger Genuss dieser Leckereien den meisten von uns auf die
Dauer nicht gut. Denn Zucker steckt inzwischen in so ziemlich jedem
Lebensmittel oder Getränk. Und auf lange Sicht und bei täglichem
Genuss kann unsere Vorliebe für Süßes zu Übergewicht und
Stoffwechselstörungen wie Diabetes führen. Deshalb greifen viele
Verbraucher zu künstlichen Süßstoffen und zuckerreduzierten
Lebensmitteln und Getränken.
Das
Gehirn will Zucker
Doch
unser Gehirn lässt sich nicht so leicht überlisten, wie
Wissenschaftler jetzt erneut feststellten. Der Konsum von
zuckerreduzierten Produkten - besonders wenn man hungrig oder
erschöpft ist - lässt uns mit höherer Wahrscheinlichkeit später
nach kalorienreichen Alternativen suchen. Schuld daran ist ein neu
entdecktes Signal im Gehirn, wie Forschungsergebnisse im Fachmagazin
»The Journal of Physiology« berichten.
Die
Ergebnisse der neuen Studie deuten an, dass es schwierig ist, das
Gehirn durch energiefreie süße Aromen zu täuschen. Denn die Lust
am Süßen wird zu einem großen Teil angetrieben durch die Menge an
Energie, die etwas Süßes liefert: Eine größere Belohnung im
Gehirn wird dem Zucker zugeschrieben und nicht künstlichen
Süßstoffen.
Das
Gehirn will möglichst viel Energie
Professor
Ivan de Araujo, der die Studie an der Yale Universität leitete,
sagt: »Der Konsum von Getränken mit hohem Kaloriengehalt ist eine
der Hauptursachen für Gewichtszunahme und Fettleibigkeit, auch nach
der Markteinführung von künstlichen Süßstoffen. Wir glauben, dass
unsere Entdeckung wichtig ist, denn sie zeigt, wie physiologische
Zustände unsere Wahl zwischen Zucker und Süßstoffen beeinflussen
können. Insbesondere bedeutet dies, dass Menschen, die häufig
kalorienarme süße Produkte zu sich nehmen, wenn sie Hunger haben
oder erschöpft sind, schneller »rückfällig« werden und zukünftig
dann eher kalorienreiche Alternativen wählen.«
»Die
Forschungsergebnisse deuten an, dass die »goldene Mitte« eine
Lösung sein könnte: eine Kombination aus Süßstoff und minimalen
Zuckermengen, so dass der Energiestoffwechsel nicht sinkt und die
Kalorienzufuhr auf ein Minimum begrenzt bleibt.«
Zucker
lässt den Dopamin-Spiegel steigen
Die
Studie identifizierte ein spezifisches physiologisches Hirnsignal,
das entscheidend ist für die Wahl zwischen Zucker und Süßstoff.
Dieses Signal reguliert den Dopamin-Spiegel - ein Botenstoff, der für
das Belohnungssignal im Gehirn notwendig ist - und nur steigt, wenn
Zucker so abgebaut wird, dass er den Körperzellen als Brennstoff zur
Verfügung steht.
Die
Forschungen wurden an Mäusen durchgeführt. Mit Hilfe von
Verhaltenstests, die Zucker und Süßstoffe einbezogen, wurde die
chemische Reaktion im Belohnungszentrum des Gehirns gemessen. Die
Wissenschaftler glauben, dass sich die Ergebnisse auf den Menschen
übertragen lassen.
Stärke
des Süßgeschmacks nicht entscheidend
Professor
de Araujo sagt: »Wenn wir Substanzen anwenden, die den
»Zucker-zu-Energie« Weg entscheidend beeinträchtigen, sinkt bei
den Mäusen erheblich die Lust künstliche Süßstoffe zu
konsumieren, begleitet von einer deutlichen Abnahme des
Dopamin-Spiegels im Gehirn. Das wird durch die Tatsache bestätigt,
dass wenn hungrige Mäuse mit niedrigem Zuckerspiegel die Chance
haben zwischen Zucker und Süßstoff zu wählen, ihre Vorliebe mit
größerer Wahrscheinlichkeit komplett auf Zucker umschaltet. Sogar
dann, wenn der künstliche Süßstoff viel süßer schmeckt als die
Zuckerlösung.«
Da
nun das Forschungsteam weiß, dass Dopaminzellen entscheidend für
die Wahl zwischen Zucker und Süßstoff sind, hoffen sie die damit
verbundenen Rezeptoren und Signalwege im Gehirn identifizieren zu
können.
Quelle:
Tellez L, Ren X, Han W, Medina A, Ferreira J, Yeckel C and de Araujo
I (2013). Glucose utilization rates regulate intake levels of
artificial sweeteners. The Journal of Physiology. September 23, 2013,
doi: 10.1113/jphysiol.2013.26310
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