Sonntag, 27. Oktober 2013

Das Gehirn lässt sich durch Süßstoffe nicht überlisten


Zucker belohnt das Gehirn
(Foto: lenny / pixabay.com)

Das Gehirn lässt sich durch künstliche Süßstoffe nicht überlisten. Ein neu entdecktes Signal im Gehirn sorgt umso eher für den Wunsch nach Zucker.


Süßes schmeckt uns einfach. Der Süß-Geschmack ist uns angeboren und bleibt uns im Laufe des Lebens am längsten erhalten. Wen wundert es also, wenn wir von Bonbons, Pralinen, Eis, Honig und derlei süßen Köstlichkeiten nicht genug bekommen können. Doch leider tut ein ausgiebiger Genuss dieser Leckereien den meisten von uns auf die Dauer nicht gut. Denn Zucker steckt inzwischen in so ziemlich jedem Lebensmittel oder Getränk. Und auf lange Sicht und bei täglichem Genuss kann unsere Vorliebe für Süßes zu Übergewicht und Stoffwechselstörungen wie Diabetes führen. Deshalb greifen viele Verbraucher zu künstlichen Süßstoffen und zuckerreduzierten Lebensmitteln und Getränken.

Das Gehirn will Zucker

Doch unser Gehirn lässt sich nicht so leicht überlisten, wie Wissenschaftler jetzt erneut feststellten. Der Konsum von zuckerreduzierten Produkten - besonders wenn man hungrig oder erschöpft ist - lässt uns mit höherer Wahrscheinlichkeit später nach kalorienreichen Alternativen suchen. Schuld daran ist ein neu entdecktes Signal im Gehirn, wie Forschungsergebnisse im Fachmagazin »The Journal of Physiology« berichten.

Die Ergebnisse der neuen Studie deuten an, dass es schwierig ist, das Gehirn durch energiefreie süße Aromen zu täuschen. Denn die Lust am Süßen wird zu einem großen Teil angetrieben durch die Menge an Energie, die etwas Süßes liefert: Eine größere Belohnung im Gehirn wird dem Zucker zugeschrieben und nicht künstlichen Süßstoffen.

Das Gehirn will möglichst viel Energie

Professor Ivan de Araujo, der die Studie an der Yale Universität leitete, sagt: »Der Konsum von Getränken mit hohem Kaloriengehalt ist eine der Hauptursachen für Gewichtszunahme und Fettleibigkeit, auch nach der Markteinführung von künstlichen Süßstoffen. Wir glauben, dass unsere Entdeckung wichtig ist, denn sie zeigt, wie physiologische Zustände unsere Wahl zwischen Zucker und Süßstoffen beeinflussen können. Insbesondere bedeutet dies, dass Menschen, die häufig kalorienarme süße Produkte zu sich nehmen, wenn sie Hunger haben oder erschöpft sind, schneller »rückfällig« werden und zukünftig dann eher kalorienreiche Alternativen wählen.«

»Die Forschungsergebnisse deuten an, dass die »goldene Mitte« eine Lösung sein könnte: eine Kombination aus Süßstoff und minimalen Zuckermengen, so dass der Energiestoffwechsel nicht sinkt und die Kalorienzufuhr auf ein Minimum begrenzt bleibt.«

Zucker lässt den Dopamin-Spiegel steigen

Die Studie identifizierte ein spezifisches physiologisches Hirnsignal, das entscheidend ist für die Wahl zwischen Zucker und Süßstoff. Dieses Signal reguliert den Dopamin-Spiegel - ein Botenstoff, der für das Belohnungssignal im Gehirn notwendig ist - und nur steigt, wenn Zucker so abgebaut wird, dass er den Körperzellen als Brennstoff zur Verfügung steht.
Die Forschungen wurden an Mäusen durchgeführt. Mit Hilfe von Verhaltenstests, die Zucker und Süßstoffe einbezogen, wurde die chemische Reaktion im Belohnungszentrum des Gehirns gemessen. Die Wissenschaftler glauben, dass sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen.

Stärke des Süßgeschmacks nicht entscheidend

Professor de Araujo sagt: »Wenn wir Substanzen anwenden, die den »Zucker-zu-Energie« Weg entscheidend beeinträchtigen, sinkt bei den Mäusen erheblich die Lust künstliche Süßstoffe zu konsumieren, begleitet von einer deutlichen Abnahme des Dopamin-Spiegels im Gehirn. Das wird durch die Tatsache bestätigt, dass wenn hungrige Mäuse mit niedrigem Zuckerspiegel die Chance haben zwischen Zucker und Süßstoff zu wählen, ihre Vorliebe mit größerer Wahrscheinlichkeit komplett auf Zucker umschaltet. Sogar dann, wenn der künstliche Süßstoff viel süßer schmeckt als die Zuckerlösung.«
Da nun das Forschungsteam weiß, dass Dopaminzellen entscheidend für die Wahl zwischen Zucker und Süßstoff sind, hoffen sie die damit verbundenen Rezeptoren und Signalwege im Gehirn identifizieren zu können.


Quelle: Tellez L, Ren X, Han W, Medina A, Ferreira J, Yeckel C and de Araujo I (2013). Glucose utilization rates regulate intake levels of artificial sweeteners. The Journal of Physiology. September 23, 2013, doi: 10.1113/jphysiol.2013.26310

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