Grapefruit passt nicht zur Chemotherapie (Foto: Corinaselberg / pixabay.com) |
Bestimmte
Lebensmittel können bei einer Chemo-Therapie die Wirkung
beeinflussen. Grapefruit kann sogar gefährlich werden.
Das
Essen fettiger Nahrung oder auch eine vermeintlich gesunde Grapefruit
kann in Kombination mit manchen Krebsmedikamenten zu gefährlich
hohen Konzentrationen der Arzneimittel führen. Aber auch das
Gegenteil kann passieren. So können Medikamente gegen Depressionen
die Wirksamkeit des Krebsmedikamentes Tamoxifen gerade reduzieren.
»Und so gibt es noch viel mehr persönliche Faktoren, die die
Wirkung von Krebsmedikamenten beeinflussen und die von Ärzten und
Patienten noch wenig oder gar nicht berücksichtigt werden. Das muss
sich ändern«, sagt Professor Dr. Ron Mathijssen, Facharzt für
internistische Onkologie und klinische Pharmakologie am Erasmus MC in
Rotterdam.
Viele
individuelle Faktoren haben Einfluss auf die Chemo-Therapie
Obwohl
Ärzte die Therapien immer mehr auf den einzelnen Patienten
abstimmen, berücksichtigen sie dabei vor allem den Aufbau des Tumors
und legen fest, welche Medikamente bei diesem spezifischen Tumor am
besten wirken. »Darüber hinaus muss man aber auch auf eine Vielzahl
patientenbezogener Faktoren wie Ernährung, genetische Merkmale,
weitere Medikamente, alternative Arzneimittel, Nikotin- und
Alkoholkonsum und auch die biologische Uhr achten. Das alles kann in
hohem Maße Einfluss auf die Konzentration des Krebsmedikamentes beim
Patienten haben. Am besten wäre es, die Arzneimittelkonzentration im
Blut regelmäßig zu messen. Macht man das nicht, dann ähnelt die
Verabreichung des Medikaments einer Autofahrt ohne Tacho-Anzeige. Sie
glauben, Sie fahren 130 km schnell, aber möglicherweise ist Ihre
Geschwindigkeit völlig anders«, sagt Mathijssen.
Grapefruit
passt nicht in eine Chemo-Therapie
Die
Ernährung kann die Wirkung von Krebsmedikamenten sehr stark
manipulieren. Mathijssen: »Das Essen von Grapefruit während einer
Chemo-Therapie ist beispielsweise verhasst! Grapefruit kann dafür
sorgen, dass Enzyme in der Leber zeitweise weniger gut funktionieren,
mit dem Ergebnis, dass das Krebsmedikament schlechter abgebaut wird.
Als Folge davon kann die Konzentration des Medikaments im Blut sogar
verdoppelt werden, was bei manchen Arzneimitteln selbst
lebensgefährlich werden kann! Kliniken sollten daher dafür sorgen,
dass Grapefruits aus der Umgebung von Krebspatienten verbannt
werden.«
Auch
fetthaltige Nahrungsmittel haben Einfluss
Krebsmedikamente
können auch auf Fett in der Nahrung reagieren. Manche Arzneimittel
sind fettlöslich, beispielsweise das Mittel Lapatinib (europäischer
Handelsname Tyverb®), ein Medikament gegen Brustkrebs. Bei der
Einnahme dieses Medikaments zusammen mit fetthaltigen Nahrungsmitteln
kann sich die Wirkung um das Vierfache verstärken. »Patienten wird
momentan geraten, Lapatinib auf nüchternen Magen einzunehmen. Würde
man die Einnahme dieses teuren Arzneimittels mit einer Mahlzeit
kombinieren, könnte man die Kosten erheblich senken«, meint
Mathijssen.
Rauchen
kann die Wirkstoffkonzentration senken
Die
Lebensweise beeinflusst auch die Konzentration des Krebsmedikamentes
im Blut. Rauchen kann zum Beispiel den Wirkstoffspiegel im Blut
absenken. Mathijssen: »Nehmen Sie als Beispiel Patienten, die gegen
Darmkrebs Irinotecan bekommen und gleichzeitig rauchen. Rauchen
treibt die Leber an, wodurch die Arbeit verschiedener Enzyme
beschleunigt wird. Wir haben gemessen, dass Raucher eine 40 Prozent
niedrigere Konzentration dieses Medikaments im Blut haben als
Nichtraucher.«
Vorsicht
auch bei pflanzlichen Arzneimitteln
Neben
Ernährung und Lebensweise haben möglicherweise auch andere
individuelle Faktoren Einfluss auf die Chemo-Therapie. »Die
biologische Uhr zum Beispiel.« Im Erasmus MC läuft gerade eine
Untersuchung zum Zeitpunkt, wann Patienten am besten ihre Medikamente
einnehmen sollten. Darüber hinaus können alternative Arzneimittel
und Nahrungsergänzungsmittel zu gefährlichen Wechselwirkungen
führen. Mathijssen: »Etwa 14 Prozent der Krebspatienten verwendet
Johanniskraut-Präparate,
wobei diese Mittel die Konzentration von Irinotecan mit mehr als 40
Prozent senken.«
Quelle:
Erasmus MC Rotterdam
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