Magensäureblocker können Magnesium- und Vitamin B 12-Mangel verursachen |
Magensäureblocker
verursachen bei manchen Anwendern einen Magnesiummangel. Doktorandin
Anke Lameris hat vielleicht die Lösung für dieses Problem.
Magensäureblocker
gehören neben Cholesterinsenkern zu den meist verordneten
Medikamenten weltweit. Der Säureblocker Omeprazol ist mit mehr als
13 Millionen Packungen jährlich eins der am häufigsten
verschriebenen Arzneimittel. Bei einem Teil der Anwender tritt ein
ernster Magnesiummangel auf, der schmerzhafte Muskelkrämpfe und
sogar Herzrhythmusstörungen verursachen kann. Anke Lameris
untersuchte den molekularen Mechanismus, der dem Mangel zugrunde
liegt, und entdeckte eine mögliche Lösung für das Problem. Am
04.02.2014 promoviert sie am Radboudumc Universitätsklinikum in
Nijmegen mit dieser Forschung.
Magnesium
wichtig für Muskeln, Nerven und Knochen
Magnesium
ist essenziell für unseren Körper. Er spielt eine Rolle bei
Muskelkontraktionen, bei der Nervenfunktion und sorgt auch für
starke Knochen. Darm, Nieren und Knochen regeln die
Magnesiumkonzentration im Blut. Angesichts dessen, dass unser Körper
nur aus der Nahrung genügend Mineralien aufnehmen kann, ist die
Aufnahme über den Darm unerlässlich für den Magnesiumhaushalt. Der
Ionenkanal TRPM6 in der Darmwand spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Über diesen Kanal gelangt das Magnesium in die Darmzellen und wird
ins Blut transportiert.
Muskelkrämpfe
und Herzrhythmusstörungen
Der
Magensäureblocker Omeprazol ist seit einigen Jahren auch ohne Rezept
erhältlich. In Amerika gehört er zu den zehn am meisten verwendeten
Medikamenten. Doch jährlich landen einige Vielnutzer mit
Muskelkrämpfen und Herzrhythmusstörungen im Krankenhaus, verursacht
durch einen starken Magnesiummangel. Anke Lameris untersuchte die
Ursachen und kam zu dem Schluss, dass Omeprazol den Transport über
den Ionenkanal TRPM6 hemmt. Bei Mäusen sah sie als Reaktion darauf,
eine Zunahme der Anzahl Ionenkanäle, wodurch die
Magnesiumkonzentration im Blut dennoch gleich blieb. Vermutlich
passiert das auch bei den meisten Menschen. Manchmal jedoch bleibt
diese Reaktion aus und dann kommt es zu Problemen. Lameris vermutet,
dass eine genetische Komponente dafür mitverantwortlich ist.
Magnesiummangel
bleibt lange ohne Symptome
»Es
sind bis jetzt etwa 100 Patienten weltweit bekannt, bei denen ein
ernster Magnesiummangel auftrat. Aber angesichts der Anzahl von
Anwendern insgesamt, vermute ich, dass viel mehr Patienten
Beschwerden haben. Das Problem bei einem Magnesiummangel ist, dass
lange Zeit keine Symptome auftreten. Darüber hinaus wird Magnesium
nicht standardmäßig gemessen bei einer Blutuntersuchung«, erklärt
Lameris. Dennoch ist es wichtig, einen Mangel frühzeitig zu
entdecken, denn ein Magnesiummangel spielt beispielsweise eine
wichtige Rolle bei der Entstehung von Diabetes.
Neue
Therapien im Test
Die
Forschungsergebnisse von Anke Lameris können dazu beitragen, neue
Therapien für Patienten mit einem gestörten Mineralhaushalt durch
die Anwendung von Omeprazol, zu entwickeln. Momentan testen Forscher
am Radboudumc Universitätsklinikum bei einer kleinen Patientengruppe
ein Nahrungsergänzungsmittel, das den Säuregrad im Darm senkt,
wodurch der gestörte Ionenkanal wieder funktioniert. Lameris: »Die
ersten Ergebnisse sehen sehr vielversprechend aus.«
Risiko
Vitamin B 12-Mangel
Magensäureblocker
beeinflussen aber nicht nur den Magnesiumhaushalt. Laut einer Studie,
die im Dezember 2013 im Fachjournal »JAMA«
veröffentlicht wurde, haben Patienten, die längere Zeit und in
höheren Dosierungen Magensäurehemmer einnehmen, auch ein erhöhtes
Risiko für einen Vitamin B 12-Mangel. Dadurch kann es zu Blutarmut
oder auch neurologischen Störungen kommen, denn Vitamin B 12 ist an
vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt, unter anderem auch an der
Bildung von roten Blutkörperchen und einer guten Nervenfunktion.
Wechselwirkungen
und Nebenwirkungen
Neben
den genannten Problemen können Magensäureblocker auch mit anderen
Medikamenten Wechselwirkungen eingehen. Medikamente gegen Epilepsie
und auch manche Schlafmittel werden in ihrer Wirkung verstärkt,
andere Mittel wie der Blutgerinnungshemmer Clopidogrel (Plavix®),
Antipilzmittel zum Einnehmen oder Schilddrüsenhormone wirken
schwächer.
Magensäureblocker
sind zwar in der Regel gut verträglich, doch kommt es bei 10 von 100
Patienten zu Nebenwirkungen wie Schwindel, Kopfschmerzen,
Verdauungsstörungen und Hautausschlag. Ebenso wurde bei der
Langzeitanwendung ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche und
Osteoporose festgestellt. Weitere Probleme können sich durch
Infektionen mit bestimmten Bakterien ergeben. Durch das Absenken des
Magensäurespiegels begünstigen Magensäurehemmer die Besiedelung
mit Clostridium difficile, ein Bakterium, das eine Darmentzündung
mit schweren Durchfällen auslösen kann. Eine Behandlung mit
Magensäureblockern sollte also nur so lange wie unbedingt nötig
erfolgen.
Quellen:
Radboudumc Nijmegen
Lam
JR, Schneider JL, Zhao W, Corley DA. Proton Pump Inhibitor and
Histamine 2 Receptor Antagonist Use and Vitamin B12 Deficiency. JAMA.
2013;310(22):2435-2442. doi:10.1001/jama.2013.280490
Khalili
H, et al.: Use of proton pump inhibitors and risk of hip fracture in
relation to dietary and lifestyle factors: a prospective cohort
study. BMJ 2012; 344: e372 doi: 10.1136/bmj.e372
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