Montag, 10. Februar 2014

Magensäureblocker verursachen Magnesiummangel


Magensäureblocker können Magnesium- und
Vitamin B 12-Mangel verursachen

Magensäureblocker verursachen bei manchen Anwendern einen Magnesiummangel. Doktorandin Anke Lameris hat vielleicht die Lösung für dieses Problem.


Magensäureblocker gehören neben Cholesterinsenkern zu den meist verordneten Medikamenten weltweit. Der Säureblocker Omeprazol ist mit mehr als 13 Millionen Packungen jährlich eins der am häufigsten verschriebenen Arzneimittel. Bei einem Teil der Anwender tritt ein ernster Magnesiummangel auf, der schmerzhafte Muskelkrämpfe und sogar Herzrhythmusstörungen verursachen kann. Anke Lameris untersuchte den molekularen Mechanismus, der dem Mangel zugrunde liegt, und entdeckte eine mögliche Lösung für das Problem. Am 04.02.2014 promoviert sie am Radboudumc Universitätsklinikum in Nijmegen mit dieser Forschung.

Magnesium wichtig für Muskeln, Nerven und Knochen

Magnesium ist essenziell für unseren Körper. Er spielt eine Rolle bei Muskelkontraktionen, bei der Nervenfunktion und sorgt auch für starke Knochen. Darm, Nieren und Knochen regeln die Magnesiumkonzentration im Blut. Angesichts dessen, dass unser Körper nur aus der Nahrung genügend Mineralien aufnehmen kann, ist die Aufnahme über den Darm unerlässlich für den Magnesiumhaushalt. Der Ionenkanal TRPM6 in der Darmwand spielt hierbei eine wichtige Rolle. Über diesen Kanal gelangt das Magnesium in die Darmzellen und wird ins Blut transportiert.

Muskelkrämpfe und Herzrhythmusstörungen

Der Magensäureblocker Omeprazol ist seit einigen Jahren auch ohne Rezept erhältlich. In Amerika gehört er zu den zehn am meisten verwendeten Medikamenten. Doch jährlich landen einige Vielnutzer mit Muskelkrämpfen und Herzrhythmusstörungen im Krankenhaus, verursacht durch einen starken Magnesiummangel. Anke Lameris untersuchte die Ursachen und kam zu dem Schluss, dass Omeprazol den Transport über den Ionenkanal TRPM6 hemmt. Bei Mäusen sah sie als Reaktion darauf, eine Zunahme der Anzahl Ionenkanäle, wodurch die Magnesiumkonzentration im Blut dennoch gleich blieb. Vermutlich passiert das auch bei den meisten Menschen. Manchmal jedoch bleibt diese Reaktion aus und dann kommt es zu Problemen. Lameris vermutet, dass eine genetische Komponente dafür mitverantwortlich ist.

Magnesiummangel bleibt lange ohne Symptome

»Es sind bis jetzt etwa 100 Patienten weltweit bekannt, bei denen ein ernster Magnesiummangel auftrat. Aber angesichts der Anzahl von Anwendern insgesamt, vermute ich, dass viel mehr Patienten Beschwerden haben. Das Problem bei einem Magnesiummangel ist, dass lange Zeit keine Symptome auftreten. Darüber hinaus wird Magnesium nicht standardmäßig gemessen bei einer Blutuntersuchung«, erklärt Lameris. Dennoch ist es wichtig, einen Mangel frühzeitig zu entdecken, denn ein Magnesiummangel spielt beispielsweise eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Diabetes.

Neue Therapien im Test

Die Forschungsergebnisse von Anke Lameris können dazu beitragen, neue Therapien für Patienten mit einem gestörten Mineralhaushalt durch die Anwendung von Omeprazol, zu entwickeln. Momentan testen Forscher am Radboudumc Universitätsklinikum bei einer kleinen Patientengruppe ein Nahrungsergänzungsmittel, das den Säuregrad im Darm senkt, wodurch der gestörte Ionenkanal wieder funktioniert. Lameris: »Die ersten Ergebnisse sehen sehr vielversprechend aus.«

Risiko Vitamin B 12-Mangel

Magensäureblocker beeinflussen aber nicht nur den Magnesiumhaushalt. Laut einer Studie, die im Dezember 2013 im Fachjournal »JAMA« veröffentlicht wurde, haben Patienten, die längere Zeit und in höheren Dosierungen Magensäurehemmer einnehmen, auch ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin B 12-Mangel. Dadurch kann es zu Blutarmut oder auch neurologischen Störungen kommen, denn Vitamin B 12 ist an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt, unter anderem auch an der Bildung von roten Blutkörperchen und einer guten Nervenfunktion.

Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Neben den genannten Problemen können Magensäureblocker auch mit anderen Medikamenten Wechselwirkungen eingehen. Medikamente gegen Epilepsie und auch manche Schlafmittel werden in ihrer Wirkung verstärkt, andere Mittel wie der Blutgerinnungshemmer Clopidogrel (Plavix®), Antipilzmittel zum Einnehmen oder Schilddrüsenhormone wirken schwächer.

Magensäureblocker sind zwar in der Regel gut verträglich, doch kommt es bei 10 von 100 Patienten zu Nebenwirkungen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und Hautausschlag. Ebenso wurde bei der Langzeitanwendung ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche und Osteoporose festgestellt. Weitere Probleme können sich durch Infektionen mit bestimmten Bakterien ergeben. Durch das Absenken des Magensäurespiegels begünstigen Magensäurehemmer die Besiedelung mit Clostridium difficile, ein Bakterium, das eine Darmentzündung mit schweren Durchfällen auslösen kann. Eine Behandlung mit Magensäureblockern sollte also nur so lange wie unbedingt nötig erfolgen.


Quellen: Radboudumc Nijmegen

Lam JR, Schneider JL, Zhao W, Corley DA. Proton Pump Inhibitor and Histamine 2 Receptor Antagonist Use and Vitamin B12 Deficiency. JAMA. 2013;310(22):2435-2442. doi:10.1001/jama.2013.280490

Khalili H, et al.: Use of proton pump inhibitors and risk of hip fracture in relation to dietary and lifestyle factors: a prospective cohort study. BMJ 2012; 344: e372 doi: 10.1136/bmj.e372

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