Hypnose kann den Tiefschlaf verbessern (Foto: Giuliamar / pixabay.com) |
Schlafstörungen
machen auf Dauer krank, sowohl körperlich wie auch psychisch. Eine
Hypnosetherapie könnte zu verbessertem Tiefschlaf verhelfen.
Wer
schlecht schläft und sich Nacht für Nacht mehr oder weniger
schlaflos im Bett herumwälzt, fühlt sich tagsüber erschöpft und
wenig leistungsfähig. Und Schlafstörungen, die lange unbehandelt
bleiben, machen auf Dauer krank. Übergewicht,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Depressionen können die
Folge sein. Eine neue
Studie zeigt, dass chronischer Schlafmangel das Risiko für die
Alzheimer-Erkrankung erhöht. Bereits nach einer Nacht Schlafentzug
wird ein bestimmtes Eiweiß, dass sich bei der Alzheimer-Krankheit im
Gehirn ansammelt, schlechter abgebaut.
Tiefschlaf
repariert und regeneriert
Eine
gute Schlafqualität ist die Basis für die körperliche und geistige
Erholung. Vor allem der Tiefschlaf beeinflusst positiv unser
Gedächtnis und unser Immunsystem. In den Tiefschlafphasen schüttet
der Körper Wachstumshormone aus, die für eine Reparatur von
Zellschäden sorgen und die Immunabwehr anregen. Nach körperlichen
und seelischen Anstrengungen oder bei Krankheiten wünscht man sich
häufig einfach eine gute und ausgedehnte Nachtruhe. Schlafmittel
können zwar für kurze Zeit das Ein- und Durchschlafen verbessern,
aber führen bei langfristiger Anwendung zu Abhängigkeit und
Gewöhnung und stellen daher nur eine Notlösung dar.
Hypnose
verbessert Schlafqualität
Doch
Schlafforscher der Universitäten Zürich und Fribourg haben nun eine
Studie im Fachjournal »Sleep«
veröffentlicht, die beweist, dass Hypnose die Schlafqualität in
erstaunlichem Umfang verbessern kann. »Das
eröffnet neue und vielversprechende Möglichkeiten,
den Schlaf auch ohne Arzneimittel zu verbessern«, sagt Biopsychologe
Björn Rasch
vom Psychologischen
Institut der Universität Zürich, der die Studie im Rahmen des
Projektes »Schlaf und Lernen« geleitet hat.
Hirnströme
machen Schlafqualität deutlich
Mit
Hypnose können Prozesse beeinflusst werden, die willentlich nur
schwer steuerbar sind. Schlafstörungen lassen sich zwar gut mit
einer Hypnotherapie behandeln, aber bisher war unbewiesen, ob der
Schlaf sich objektiv messbar verändert durch eine Hypnose. Für eine
solche Messung wird die elektrische Aktivität des Gehirns mit dem
Elektroenzephalogramm (EEG) während des Schlafes gemessen.
Charakteristisch für die elektrische Hirnaktivität während des
Tiefschlafs, der für die Regeneration des Körpers besonders wichtig
ist, sind sehr gleichmäßige und langsame Wellenbewegungen im EEG.
Die
Studie: Tiefschlafhypnose oder neutraler Text
Für
die Studie kamen 70 gesunde junge Frauen für einen Mittagsschlaf von
90 Minuten in ein Schlaflabor. Vor dem Einschlafen wurde ihnen
entweder eine 13-minütige Tiefschlafhypnose vorgespielt, die von der
Hypnotherapeutin Professor Angelika Schlarb von der Universität
Bielefeld entwickelt wurde, oder ein neutral gesprochener Text. Vor
der Untersuchung wurde die Hypnotisierbarkeit der Teilnehmerinnen
anhand eines Standardverfahrens in mittelgut und weniger gut
eingeteilt. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist mittelgut zu
hypnotisieren, Frauen etwas besser als Männer.
Tiefschlafphase
80 Prozent verlängert
Die
Schlafforscher Maren Cordi und Björn Rasch konnten mit ihren
Forschungen beweisen, dass der Anteil der Tiefschlafphasen bei gut
hypnotisierbaren Frauen nach dem Hören der Tiefschlafhypnose um 80
Prozent höher war. Und die Zeit, in der die Frauen wach lagen,
verringerte sich um etwa ein Drittel. Die weniger gut
hypnotisierbaren Frauen profitierten nicht so sehr von der Hypnose.
Anhand von Kontrollen wurde auch nachgewiesen, dass die positive
Wirkung der Hypnose nicht auf eine reine Erwartungshaltung der
Teilnehmerinnen zurückzuführen war.
Hypnose
ist nebenwirkungsfrei
»Unsere
Ergebnisse sind vor allem für Patienten mit Schlafstörungen und für
Senioren enorm wichtig, denn Hypnose ist im Gegensatz zu
Schlafmitteln frei von Nebenwirkungen«, erklärt Psychologin Maren
Cordi. Grundsätzlich können aber alle Personen, die hypnotisierbar
sind, eine Verbesserung ihrer Schlafqualität erwarten.
Quellen:
Maren Cordi, Angelika Schlarb, Björn Rasch:
Deepening sleep by hypnotic suggestions. Sleep. 37(6). June 1, 2014.
DOI: 10.5665/sleep.3778
Sharon
Ooms, Sebastiaan Overeem, Kees Besse, Marcel Olde-Rikkert, Marcel M.
Verbeek, Jurgen Claassen: A single night of sleep deprivation
increases cerebrospinal fluid beta-amyloid 42 protein in healthy male
volunteers. Alzheimer’s & Dementia: The Journal of the
Alzheimer’s Association - July 2013 (Vol. 9, Issue 4, Supplement,
Page P521, DOI: 10.1016/j.jalz.2013.04.247)
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