Mittwoch, 10. September 2014

Bitterschokolade verbessert periphere arterielle Verschlusskrankheit


Polyphenole aus dunkler Schokolade verbessern
Durchblutungsstörungen in den Beinen
(Foto: AlexanderStein / pixabay.com)

Polyphenole - reichlich in Kakao und Rotwein enthalten - können Patienten mit »Schaufensterkrankheit« helfen, länger schmerzfrei zu gehen.

Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) ist die Durchblutung durch Gefäßverkalkungen in den Extremitäten gestört. Meist sind vor allem die Beine betroffen und typische Symptome sind Schmerzen beim Gehen, Krämpfe oder ein bleiernes Gefühl in den Beinen. Weil Betroffene deshalb immer häufiger stehenbleiben müssen und dies beispielsweise vor Schaufenstern tun, um nicht aufzufallen, wird die Krankheit im Volksmund auch gerne als »Schaufensterkrankheit« bezeichnet. Mit dem Fortschreiten der Krankheit wird das Gehen immer schmerzhafter; die Betroffenen beginnen sogar zu hinken und die Gehstrecken, die schmerzfrei zurückgelegt werden können, verkürzen sich zunehmend. In späteren Stadien treten die Schmerzen in den Gliedmaßen auch in Ruhe auf und im Endstadium der Erkrankung kann es durch die mangelnde Durchblutung zum Absterben von Gewebe kommen. Das führt an den Füßen oft zu einer Amputation eines oder mehrerer Zehen.

Polyphenole verbessern den Blutfluss

In einer kleinen Pilotstudie konnten die Teilnehmer, die dunkle Schokolade aßen, etwas länger und weiter gehen, wie im »Journal of the American Heart Association« berichtet wird. Bitterschokolade ist reich an Polyphenolen, antioxidative Substanzen, die beispielsweise reichlich in Kakao und Rotwein zu finden sind. An der Studie nahmen 14 Männer und sechs Frauen im Alter zwischen 60 und 78 Jahren mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit teil. Sie verbesserten ihre Gehfähigkeit nach dem Essen von Bitterschokolade verglichen mit dem Konsum von Milchschokolade. Die Studienautoren vermuten, dass die Polyphenole im Kakao den oxidativen Stress in den Arterien reduzieren und den Blutfluss verbessern.

Bitterschokolade mit 85 Prozent Kakao

Die Patienten wurden an unterschiedlichen Tagen morgens auf einer Tretmühle getestet und nochmals zwei Stunden nach dem Verzehr von 40 Gramm (etwa ein Riegel) Bitterschokolade und Milchschokolade. Die verwendete Bitterschokolade hatten einen Kakaogehalt von mehr als 85 Prozent und war damit reich an Polyphenolen. Die Milchschokolade mit einem Kakaogehalt von weniger als 30 Prozent hatte weitaus weniger Polyphenole.

Nach Bitterschokolade verlängerte Gehstrecke

Nach dem Essen der Bitterschokolade konnten die Teilnehmer im Durchschnitt 11 Prozent weiter und 15 Prozent länger gehen (etwa 12 Meter weiter und 17 Sekunden länger). Gehstrecke und -dauer verbesserten sich nicht nach dem Essen von Milchschokolade. Die Verbesserungen waren zwar gering, aber der Nutzen durch die Polyphenole der Bitterschokolade kann vielleicht die Lebensqualität dieser Patienten erhöhen, meint Dr. Lorenzo Loffredo, Co-Autor der Studie und Professor an der Sapienza-Universität in Rom.

Mehr Stickstoffmonoxidgehalt nach Bitterschokolade

Der Gehalt an Stickstoffmonoxid im Blut - ein Gas, das den Blutfluss verbessert - war höher nach dem Essen von Bitterschokolade. Andere biochemische Anzeichen von oxidativem Stress waren niedriger. Basierend auf diesen Beobachtungen und anderen Laborexperimenten, nehmen die Studienautoren an, dass die höheren Stickstoffmonoxidspiegel für die Erweiterung der peripheren Arterien und die verbesserte Gehfähigkeit verantwortlich sind.

Polyphenole als Therapeutikum

»Nährstoffe, die reich an Polyphenolen sind, könnten eine neue therapeutische Strategie darstellen, um kardiovaskulären Komplikationen entgegenzuwirken«, sagt Dr. Francesco Violi, Hauptautor der Studie und Professor für innere Medizin an der Sapienza-Universität Rom. Die Forscher sagen, dass die Verbesserungen durch die Substanzen in der Bitterschokolade in größeren Studien über einen längeren Zeitraum bestätigt werden müssen. In der vorliegenden Studie fehlte beispielsweise eine Placebo-Gruppe und Patienten wussten auch, welche Art von Schokolade sie bekamen. Diese Faktoren könnten die Ergebnisse beeinflusst haben.

Dauerhafte Wirkung muss sich noch bestätigen

Der Sprecher der American Heart Association, Dr. Mark Creager, weist darauf hin, dass es noch viel zu früh ist, um Polyphenole oder Bitterschokolade für die kardiovaskuläre Gesundheit zu empfehlen. »Andere Forschungen haben gezeigt, dass Polyphenole einschließlich Bitterschokolade die Gefäßfunktion verbessern können. Aber diese Studie steht noch sehr am Anfang der Untersuchungen und die Ergebnisse sollten vorsichtig interpretiert werden«, meint Creager, Professor an der Harvard Medical School in Boston. »Wir wissen aus anderen Studien über Antioxidantien - zum Beispiel Vitamin C und Vitamin E - dass diese Wirkungen keine dauerhafte Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit gezeigt haben.«

Schokolade hat viele Kalorien

Schokolade bedeutet außerdem zusätzliche Kalorien in der Ernährung. Die amerikanische Herzstiftung empfiehlt maximal 150 Kalorien täglich (9 Teelöffel) an zusätzlichem Zucker für Männer und für Frauen nicht mehr als 100 Kalorien (6 Teelöffel) sowie 5 bis 6 Prozent Kalorien als gesättigte Fette. Ein durchschnittlicher Riegel Schokolade hat 94 Kalorien aus Zucker (24 Gramm) und 8 Gramm gesättigtes Fett. Viele andere Nahrungsmittel mit hohem Polyphenolgehalt liefern weniger zusätzlichen Zucker, gesättigtes Fett und Kalorien als Bitterschokolade. Zum Beispiel Gewürznelken, getrocknete Pfefferminze, Selleriesamen und Kapern, um nur einige zu nennen. Wer aber trotzdem gerne hin und wieder ein Stück Bitterschokolade essen möchte, sollte das einfach bei der täglichen Kalorienmenge berücksichtigen und kann dann auch ein Stück der dunklen Köstlichkeit ohne schlechtes Gewissen genießen.

Quelle: Lorenzo Loffredo; Ludovica Perri; Elisa Catasca; Pasquale Pignatelli; Monica Brancorsini; Cristina Nocella; Elena De Falco; Simona Bartimoccia; Giacomo Frati; Roberto Carnevale; Francesco Violi. Dark Chocolate Acutely Improves Walking Autonomy in Patients With Peripheral Artery Disease. Journal of the American Heart Association, July 2014 DOI: 10.1161/JAHA.114.001072

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