Polyphenole aus dunkler Schokolade verbessern Durchblutungsstörungen in den Beinen (Foto: AlexanderStein / pixabay.com) |
Polyphenole - reichlich in Kakao und Rotwein enthalten - können Patienten mit »Schaufensterkrankheit« helfen, länger schmerzfrei zu gehen.
Bei
der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) ist die
Durchblutung durch Gefäßverkalkungen in den Extremitäten gestört.
Meist sind vor allem die Beine betroffen und typische Symptome sind
Schmerzen beim Gehen, Krämpfe oder ein bleiernes Gefühl in den
Beinen. Weil Betroffene deshalb immer häufiger stehenbleiben müssen
und dies beispielsweise vor Schaufenstern tun, um nicht aufzufallen,
wird die Krankheit im Volksmund auch gerne als
»Schaufensterkrankheit« bezeichnet. Mit dem Fortschreiten der
Krankheit wird das Gehen immer schmerzhafter; die Betroffenen
beginnen sogar zu hinken und die Gehstrecken, die schmerzfrei
zurückgelegt werden können, verkürzen sich zunehmend. In späteren
Stadien treten die Schmerzen in den Gliedmaßen auch in Ruhe auf und
im Endstadium der Erkrankung kann es durch die mangelnde Durchblutung
zum Absterben von Gewebe kommen. Das führt an den Füßen oft zu
einer Amputation eines oder mehrerer Zehen.
Polyphenole
verbessern den Blutfluss
In
einer kleinen Pilotstudie konnten die Teilnehmer, die dunkle
Schokolade aßen, etwas länger und weiter gehen, wie im »Journal of
the American Heart Association« berichtet wird. Bitterschokolade ist
reich an Polyphenolen, antioxidative Substanzen, die beispielsweise
reichlich in Kakao und Rotwein zu finden sind. An der Studie nahmen
14 Männer und sechs Frauen im Alter zwischen 60 und 78 Jahren mit
peripherer arterieller Verschlusskrankheit teil. Sie verbesserten
ihre Gehfähigkeit nach dem Essen von Bitterschokolade verglichen mit
dem Konsum von Milchschokolade. Die Studienautoren vermuten, dass die
Polyphenole im Kakao den oxidativen Stress in den Arterien reduzieren
und den Blutfluss verbessern.
Bitterschokolade
mit 85 Prozent Kakao
Die
Patienten wurden an unterschiedlichen Tagen morgens auf einer
Tretmühle getestet und nochmals zwei Stunden nach dem Verzehr von 40
Gramm (etwa ein Riegel) Bitterschokolade und Milchschokolade. Die
verwendete Bitterschokolade hatten einen Kakaogehalt von mehr als 85
Prozent und war damit reich an Polyphenolen. Die Milchschokolade mit
einem Kakaogehalt von weniger als 30 Prozent hatte weitaus weniger
Polyphenole.
Nach
Bitterschokolade verlängerte Gehstrecke
Nach
dem Essen der Bitterschokolade konnten die Teilnehmer im Durchschnitt
11 Prozent weiter und 15 Prozent länger gehen (etwa 12 Meter weiter
und 17 Sekunden länger). Gehstrecke und -dauer verbesserten sich
nicht nach dem Essen von Milchschokolade. Die Verbesserungen waren
zwar gering, aber der Nutzen durch die Polyphenole der
Bitterschokolade kann vielleicht die Lebensqualität dieser Patienten
erhöhen, meint Dr. Lorenzo Loffredo, Co-Autor der Studie und
Professor an der Sapienza-Universität in Rom.
Mehr
Stickstoffmonoxidgehalt nach Bitterschokolade
Der
Gehalt an Stickstoffmonoxid im Blut - ein Gas, das den Blutfluss
verbessert - war höher nach dem Essen von Bitterschokolade. Andere
biochemische Anzeichen von oxidativem Stress waren niedriger.
Basierend auf diesen Beobachtungen und anderen Laborexperimenten,
nehmen die Studienautoren an, dass die höheren
Stickstoffmonoxidspiegel für die Erweiterung der peripheren Arterien
und die verbesserte Gehfähigkeit verantwortlich sind.
Polyphenole
als Therapeutikum
»Nährstoffe,
die reich an Polyphenolen sind, könnten eine neue therapeutische
Strategie darstellen, um kardiovaskulären Komplikationen
entgegenzuwirken«, sagt Dr. Francesco Violi, Hauptautor der Studie
und Professor für innere Medizin an der Sapienza-Universität Rom.
Die Forscher sagen, dass die Verbesserungen durch die Substanzen in
der Bitterschokolade in größeren Studien über einen längeren
Zeitraum bestätigt werden müssen. In der vorliegenden Studie fehlte
beispielsweise eine Placebo-Gruppe und Patienten wussten auch, welche
Art von Schokolade sie bekamen. Diese Faktoren könnten die
Ergebnisse beeinflusst haben.
Dauerhafte
Wirkung muss sich noch bestätigen
Der
Sprecher der American Heart Association, Dr. Mark Creager, weist
darauf hin, dass es noch viel zu früh ist, um Polyphenole oder
Bitterschokolade für die kardiovaskuläre Gesundheit zu empfehlen.
»Andere Forschungen haben gezeigt, dass Polyphenole einschließlich
Bitterschokolade die Gefäßfunktion verbessern können. Aber diese
Studie steht noch sehr am Anfang der Untersuchungen und die
Ergebnisse sollten vorsichtig interpretiert werden«, meint Creager,
Professor an der Harvard Medical School in Boston. »Wir wissen aus
anderen Studien über Antioxidantien - zum Beispiel Vitamin C und
Vitamin E - dass diese Wirkungen keine dauerhafte Verbesserung der
kardiovaskulären Gesundheit gezeigt haben.«
Schokolade
hat viele Kalorien
Schokolade
bedeutet außerdem zusätzliche Kalorien in der Ernährung. Die
amerikanische Herzstiftung empfiehlt maximal 150 Kalorien täglich (9
Teelöffel) an zusätzlichem Zucker für Männer und für Frauen
nicht mehr als 100 Kalorien (6 Teelöffel) sowie 5 bis 6 Prozent
Kalorien als gesättigte Fette. Ein durchschnittlicher Riegel
Schokolade hat 94 Kalorien aus Zucker (24 Gramm) und 8 Gramm
gesättigtes Fett. Viele andere Nahrungsmittel mit hohem
Polyphenolgehalt liefern weniger zusätzlichen Zucker, gesättigtes
Fett und Kalorien als Bitterschokolade. Zum Beispiel Gewürznelken,
getrocknete Pfefferminze, Selleriesamen und Kapern, um nur einige zu
nennen. Wer aber trotzdem gerne hin und wieder ein Stück
Bitterschokolade essen möchte, sollte das einfach bei der täglichen
Kalorienmenge berücksichtigen und kann dann auch ein Stück der
dunklen Köstlichkeit ohne schlechtes Gewissen genießen.
Quelle:
Lorenzo Loffredo; Ludovica Perri; Elisa Catasca; Pasquale Pignatelli;
Monica Brancorsini; Cristina Nocella; Elena De Falco; Simona
Bartimoccia; Giacomo Frati; Roberto Carnevale; Francesco Violi. Dark
Chocolate Acutely Improves Walking Autonomy in Patients With
Peripheral Artery Disease. Journal of the American Heart Association,
July 2014 DOI: 10.1161/JAHA.114.001072
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