Paracetamol lässt Schmerzen verschwinden - und das Einfühlungsvermögen (Foto: Tabeajaichhalt - pixabay.com) |
Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Paracetamol lassen nicht nur die
Schmerzen verschwinden, sondern auch das Einfühlungsvermögen.
Die beliebtesten Schmerzmittel, die
freiverkäuflich zu bekommen sind, enthalten vielfach den Wirkstoff
Paracetamol. Dieser Wirkstoff gilt als sicher, mit wenig
unerwünschten Nebenwirkungen. Er senkt das Fieber und lindert
zuverlässig Kopf-, Zahn- und Gliederschmerzen. Doch nicht nur der
Schmerz verschwindet, sondern auch die Empathie, das
Einfühlungsvermögen für körperliches und seelisches Leid von
anderen. Diese psychische Nebenwirkung des Schmerzwirkstoffs
entdeckte die Universität Ohio und veröffentlichte die Ergebnisse
im Fachjournal »SocialCognitive and Affective Neuroscience«.
Psychische und physische Schmerzen
durch Paracetamol gedämpft
Für
die aktuelle Studie erhielten 40 Studenten einen Trunk mit 1.000
Milligramm Paracetamol sowie eine zweite Gruppe von 40 Studenten
einen Placebo-Trunk ohne Wirkstoff. Nach einer Stunde lasen beide
Gruppen acht kurze Geschichten über seelische oder körperliche
Schmerzen. Eine der Geschichten handelte zum Beispiel von jemandem,
der seinen Vater verlor. In einer anderen Geschichte ging es darum,
dass jemand so tief mit einem Messer verletzt wurde, dass der Knochen
zu sehen war. Danach mussten die Teilnehmer einschätzen, wie viel
Schmerz die Personen in den Geschichten empfanden. Die Studenten, die
Paracetamol eingenommen hatten, schätzten den Schmerz der
beschriebenen Figuren viel geringer ein als die Teilnehmer, die das
Placebo bekommen hatten.
Soziale Ausgrenzung
Bei
einem anderen Experiment lernten 114 Teilnehmer sich erst kurz zuvor
kennen. Danach schaute jeder alleine ein Online-Spiel, in dem drei
der gerade kennengelernten Personen vorkam. Zwei der Personen im
Spiel schlossen die dritte Person von einer Aktivität aus. Nach dem
Spiel sollten die Zuschauer angeben, wie viel Schmerz und Trauer die
abgelehnte Person im Spiel empfand. Wiederum schätzten die
Teilnehmer, die kein Paracetamol eingenommen hatten, den Schmerz und
die Trauer der Personen im Spiel geringer ein. »Dieses Mal sollten
sich die Teilnehmer in jemanden einfühlen, der eine schmerzliche
soziale Erfahrung durchlebte und erneut machten sich die
Paracetamol-Anwender weniger Sorgen über die Gefühle der
abgewiesenen Personen«, sagen die Wissenschaftler.
Weniger Mitgefühl bei
Partner-Konflikten
Psychologie-Professor
Baldwin Way, der an der Studie mitwirkte, nennt die Ergebnisse
beunruhigend. »Empathie ist wichtig. Wenn Sie mit Ihrem Partner
streiten und Sie haben Paracetamol eingenommen, haben Sie
möglicherweise weniger Verständnis für den Schmerz, den Sie dem
Partner zugefügt haben.« Eine frühere Studie hatte bereits
gezeigt, dass Paracetamol auch positive Gefühle wie Freude
abschwächt.
Schmerz und Empathie in derselben
Hirnregion
Die
genaue Ursache dafür, dass Paracetamol Menschen weniger mitfühlend
macht, kennen die Wissenschaftler noch nicht. Aber es überrascht sie
auch nicht. Schon 2004 ging aus einer Studie hervor, dass Schmerz und
Empathie in derselben Hirnregion sitzen. »Darum ist es nicht
unlogisch, dass das Schmerzmittel, das für die Linderung des
Schmerzes sorgt, auch dafür sorgt, dass man weniger Empathie
empfindet«, erklärt Way. Die Wissenschaftler wollen nun erforschen,
ob auch andere schmerzstillende Wirkstoffe wie Ibuprofen das
Einfühlungsvermögen beeinflussen.
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