Sonntag, 15. Januar 2017

Diäterfolg: Joghurt verändert hartnäckige Darmbakterien, die das Abnehmen verhindern




Ungesunde Ernährung verändert die Darmflora und verhindert den Diäterfolg, sagen neue Forschungen. Joghurt kann die schädlichen Veränderungen rückgängig machen.

Alle Jahre wieder: Im Januar beginnt das Jahr mit vielen guten Vorsätzen. Eine Diät, um die Figur wieder in Form zu bringen, gehört nicht selten dazu. Doch mit Diäten ist es leider oft so, dass sie eher Frust als Lust hervorrufen. Denn auch wenn man noch so gesund lebt und isst, auf Ungesundes verzichtet und literweise Wasser trinkt, wollen die Zahlen auf der Waage einfach nicht schrumpfen. Genauso wenig wie das ungeliebte Hüftgold bei den Frauen oder der natürlich nur aus »Muskeln und Samensträngen« bestehende Bierbauch bei den Männern. Doch woran liegt es, dass die Kilos absolut nicht verschwinden wollen? Wissenschaftler glauben, dass ungesunde Ernährungsweisen sich ins »Gedächtnis« des Darms eingraben und ungünstige Veränderungen bewirken.

Nahrungsmittelgedächtnis mit Joghurt löschen

Diese negativen Veränderungen der Darmflora, die durch ungesunde Nahrungsmittel entstanden sind, machen jeden Abnehmversuch zunichte, melden neue Forschungen. Doch es gibt einen Ausweg aus dem Dilemma: Joghurt kann die unerwünschten Änderungen der Darmflora aufheben, wodurch doch eine Gewichtsabnahme möglich wird. Was der Joghurt bewirkt? Darmbakterien besitzen ein Gedächtnis und merken sich die Nahrungsmittel, die wir dem Körper zuführen. Joghurt kann dabei helfen, dieses Nahrungsmittel-Gedächtnis zu löschen. Joghurt - besonders probiotischer Joghurt - unterstützt Menschen, die regelmäßig ungesund essen, beim Abnehmen, wenn sie auf eine gesunde Ernährungsweise umsteigen. Das haben Forscher bei Mäusen festgestellt, denen menschliche Darmbakterien übertragen wurden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachjournal »Cell Host & Microbe«. Senior-Autor Dr. Jeffrey Gordon von der Washington University in St. Louis erklärt: »Wenn wir eine Diät zur Verbesserung der Gesundheit verschreiben, ist es wichtig zu wissen, welche Bakterien dabei helfen. Wir haben die Organismen identifiziert, die die Vorteile einer gesunden Diät fördern.«

Bakterien blockieren die Gewichtsabnahme

Aus früheren Studien ging hervor, dass ungesunde westliche Nahrungsmittel die Vielfalt der Darmbakterien verringern. Normalerweise tummeln sich etwa 1.000 verschiedene Bakterienarten in unserem Darm. Essen wir zu wenig Obst und Gemüse, hat das Auswirkungen auf ihre Funktion. Das ist wichtig, weil diese Bakterien einen enormen Einfluss auf die körperliche und geistige Gesundheit des Menschen haben. Sie werden mit allerlei Krankheiten in Verbindung gebracht wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Demenz, Depressionen und Angststörungen. Sie bestimmen daher auch den Gewichtsverlauf mit, wenn man auf eine gesunde Diät zur Gewichtsabnahme umstellt. Wenn man vorher viel verarbeitete Nahrungsmittel gegessen hat, können die Darmbakterien den Gewichtsverlust verhindern, auch wenn man inzwischen auf gesunde Nahrungsmittel übergegangen ist. Man nimmt zwar ab, aber mit weniger Erfolg und ein Stück langsamer. Laut dieser Studie sollte man dann Joghurt in die Ernährung integrieren, um die hartnäckigen negativen Effekte der »alten« Ernährungsweise aufzuheben.

Umstellung der Darmflora notwendig

Während der Studie nahmen die Forscher Bakterienproben von Menschen, die gesund aßen - begrenzte Kalorienzufuhr und hauptsächlich pflanzliche Nahrung - und von Personen, die sich typisch westlich ernährten mit vielen Fertigprodukten. Die Forscher stellten bei den gesunden Essern eine größere Vielfalt der Darmbakterien fest und transplantierten »gesunde« und »ungesunde« Darmflora bei Mäusen. Diese Tiere erhielten eine gesunde, hauptsächlich pflanzliche Diät. Die Mäuse, die die Bakterien der ungesunden Esser erhalten hatten, reagierten weniger auf gesunde Nahrungsmittel. Die neue gesunde Diät hatte bei ihnen keine direkte Wirkung. Bestimmte Darmbakterien, die sie bekommen hatten, mussten sie erst loswerden, bevor die gesunde Diät bei ihnen anschlug.

Joghurt verändert das Verhalten der Bakterien

Es läuft schließlich darauf hinaus, dass Menschen mit schlechten Darmbakterien durch ungesundes Essen - genau wie bei Mäusen - weniger effektiv Gewicht verlieren, wenn sie beginnen, sich gesund zu ernähren. Probiotischer Joghurt kann über dieses Hindernis hinweg helfen. Zumindest gibt es nun eine Erklärung dafür, warum es manchmal so schwer ist, abzunehmen, obwohl genug Bemühungen und gute Absichten vorhanden sind. Studienautor und Professor für Pathologie und Immunologie Jeffrey Gordon untersucht die Auswirkungen von Darmbakterien und Joghurt bei Stoffwechselstörungen schon länger. Er berichtete bereits früher, dass Probiotika in Joghurt nicht den Darm wiederbesiedeln, sondern das verändern, was bei der Verdauung droht schief zu gehen. Er erklärt das so: »Normale Bakterien im Joghurt sind Streptococcus thermophilus und Lactobacillus. Sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen scheint der Konsum dieser Bakterien nicht die Anwesenheit der vorhandenen Bakterien zu stören, sondern beeinflusst die Handlungsweise dieser Bakterienkolonien. Vor allem das Expressionsmuster der mikrobiellen Gene, das eine Rolle spielt bei unterschiedlichen Aspekten des Stoffwechsels. Und besonders wird der Stoffwechsel von Polysacchariden - komplexe Zuckermoleküle - beeinflusst.«

Ohne Darmbakterien können wir kein Obst und Gemüse verdauen

Gordon erklärt weiter: »Dass die Mikroorganismen im Joghurt den Stoffwechsel von Polysacchariden verändern, ist wichtig, weil diese komplexen Zuckerarten - die viel in unserer Ernährung vorkommen - große Moleküle mit chemischen Verbindungen sind und wir von Natur aus nicht die Substanzen besitzen, um sie selbst abzubauen. Es sind die Darmbakterien, die diese Arbeit übernehmen, in dem sie Enzyme mobilisieren, die die komplexen Zuckermoleküle so abbauen, dass wir sie aufnehmen können und sie nützlich für uns sind. Polysaccharide sind beispielsweise Xylane, die in Obst, Gemüse, Milch, Honig und Weizen vorkommen. Auch Pektin ist ein Polysaccharid, das reichlich in Pflaumen, Äpfeln, Möhren und Orangen zu finden ist. Xylane werden auch in Marmeladen und Desserts verwendet. Darüber hinaus gibt es noch Fruktane, die in Weizen, Gerste, Knoblauch, Zwiebeln und Spargel vorkommen. Es sind normale Bestandteile unserer Nahrung, die durch die Darmbakterien verarbeitet werden müssen. Probiotischer Joghurt kann dabei helfen.«

Krank oder gesund: Darmbakterien bestimmen mit

Dass Darmbakterien eine Rolle spielen bei der Gewichtszunahme und -abnahme ist schon länger klar. Sie bestimmen sogar, welche Nahrungsmittel wir wählen und besitzen überdies ein Gedächtnis für unsere Ernährungsgeschichte. Darmbakterien verändern, wie wir Fett speichern, beeinflussen den Blutzuckerspiegel und wie wir auf Hormone reagieren, die ein Hunger- oder Sättigungsgefühl erzeugen, wie Leptin und Ghrelin. Schlanke Menschen haben mehr Bacteroidetes-Bakterienstämme und dickere Menschen haben mehr Firmicutes-Bakterienstämme. Bacteroidetes sind spezialisiert auf den Abbau von Stärke und Ballaststoffen zu kleineren Molekülen, die der Körper als Energiequelle verwenden kann. Die falsche Zusammenstellung der winzigen Mitbewohner gibt den Ton an für Gesundheitsprobleme wie Adipositas und Diabetes, und das schon von Geburt an. Oder eigentlich sogar noch früher: Es beginnt schon mit der Darmflora der Mutter. Aus Jeffrey Gordons vorangehenden Forschungen ging hervor, dass bei zu dicken Mäusen höhere Spiegel verzweigtkettiger Aminosäuren und Acylcarnitin in Blut und Muskelgewebe zu finden sind. Diese Substanzen sind charakteristisch für Menschen mit Typ 2-Diabetes und Adipositas. Es ist daher wichtig, um die Ernährungshistorie mit Hilfe von probiotischem Joghurt zu löschen. Was genauso wichtig ist und bleibt: Die gesunde Ernährung eisern durchhalten, auch wenn es schwerfällt. Der Erfolg stellt sich früher oder später ein und Ihr Körper wird es Ihnen mit weniger Krankheiten danken.

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