Gicht ist eine schmerzhafte Gelenkerkrankung, bei der die Harnsäure zu hoch ist. Bestimmte Nahrungsmittel können die Krankheit beeinflussen.
Letztes Jahr wurde berichtet, dass das uralte und preiswerte pflanzliche Medikament Colchicin gegen Gicht auch bei Arthrose wirkt. Leider sind noch Folgestudien nötig, bis Colchicin als Medikament gegen Arthrose verschrieben werden kann. Bei Gicht gibt es zusätzlich Ernährungsempfehlungen, die die Beschwerden lindern.
Was ist Gicht?
Gicht ist eine rheumatische Erkrankung, die plötzliche, heftige Anfälle mit Schmerzen und Entzündungen in den Gelenken verursacht. Bei den meisten Menschen wird das begleitet von Schwellungen, Rötungen und Wärme. Gicht kommt häufiger vor im Gelenk des großen Zehs, aber auch in den Knien, in der Ferse oder anderen Zehen. Die Zahl der Betroffenen ist den letzten zwanzig Jahren stark gestiegen. Inzwischen leiden in Deutschland ein bis zwei Prozent der Erwachsenen an Gicht. Gicht entsteht meistens rundum das 40. Lebensjahr und tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen. Zum Glück gibt es viele praktische Maßnahmen, die die Beschwerden erheblich reduzieren können.
Wie entsteht Gicht?
Gicht entsteht durch zu viel Harnsäure im Blut, was die Bildung von Harnsäurekristallen in den Gelenken fördert. Diese Harnsäurekristalle können Entzündungen verursachen, so dass sich die Beschwerden verschlimmern. Auffallend ist, dass die Beschwerden plötzlich innerhalb weniger Stunden entstehen und dann manchmal drei Tage bis zehn Tage andauern. Der Höhepunkt der Symptome liegt oft 24 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome. Ein Überschuss an Harnsäure im Körper wird auch als Hyperurikämie bezeichnet. Bemerkenswerterweise verursacht eine Hyperurikämie nicht immer Gicht, so dass eine Hyperurikämie ohne Gichtsymptome nicht behandelt werden muss.
Was ist Harnsäure?
Harnsäure ist ein Abfallprodukt, das im Körper beim Abbau von Purinen entsteht. Der menschliche Körper produziert etwa zwei Drittel der Harnsäure selbst, der Rest kommt aus der Nahrung, oft in Form von Purinen. Purine sind Bausteine der DNA. Sie werden daher beim Abbau der körpereigenen DNA oder von Fremd-DNA in Form von eiweißreichen Lebensmitteln wie Innereien, Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchten freigesetzt. Im Vergleich zu Tieren haben wir Menschen einen recht hohen Harnsäurespiegel, von dem man annimmt, dass er auch aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften nützlich ist (1, 2). Ein zu viel des Guten kann aber schädlich sein.
Was kann man tun?
Der Arzt wird in der Regel entzündungshemmende Medikamente in Form von NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Naproxen verschreiben. Wenn Sie nicht von Medikamenten abhängig sein wollen und ein Wiederauftreten der Symptome vermeiden möchten, gibt es viele Möglichkeiten, was Ernährung und Lebensweise betrifft. Bei Gicht ist es wichtig, den Harnsäurespiegel im Blut nicht zu stark ansteigen zu lassen. Achten Sie daher auf den Puringehalt pro 100 Gramm Nahrungsmittel (2, 3):
· Extrem hoch (mehr als 300 mg): Innereien wie Herz, Leber, Nieren; Hefeextrakte wie Marmite; Bouillonpulver, Anchovis und Sardinen aus der Dose, getrocknete Algenblätter wie Nori und getrocknete Shiitake-Pilze.
· Hoch (200 bis 300 mg): Sardinen, Regenbogenforelle und Garnelen. Auch Petersilie und Wakame-Algen fallen in diese Kategorie.
· Mittel (100 bis 200 mg): Hering, Seebarsch, Lachs, Thunfisch, Makrele und Austern. Das meiste Rindfleisch und Geflügel wie Huhn. Salami, fermentierte Sojabohnen (Natto), Brokkolisprossen.
· Niedrig (50 bis 100 mg): Gemüse wie Spargel, Aubergine, Kohlsorten wie Brokkoli und Blumenkohl, Chilischoten und Spinat. Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Soja. Hafer, Gerste, Buchweizen und Leinsamen. Schweinefleisch und damit auch roher und gekochter Schinken. Bei den Algen fällt Kombu in diese Kategorie.
· Sehr niedrig (unter 50 mg): Eier und Milchprodukte. Obst wie Bananen und Erdbeeren und Gemüsesorten wie Süßkartoffel (Topinambur), Zucchini, Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Mais, Tomaten, Gurken und Avocado. Frische Pilze wie Shiitake. Die meisten Nüsse, darunter Walnüsse und Mandeln. Weiterhin noch Erdnüsse, Erbsen, Kichererbsen und Sojamilch.
Empfohlen wird, die Menge an Purinen unter 400 Milligramm täglich zu halten, was man dadurch erreicht, dass man Nahrung mit einem höheren Puringehalt weniger oft isst und vor allem Nahrungsmittel mit einem Puringehalt über 200 Milligramm pro 100 Gram auf ein Minimum beschränkt. Neben der Berücksichtigung des Puringehaltes in der Nahrung gibt es noch andere Maßnahmen, die Sie in Bezug auf die Ernährung ergreifen können und auch diese natürlichen Mittel beeinflussen Gicht positiv:
Alkohol: Alkohol ist sehr ungünstig bei Gicht und kann die Beschwerden stark verschlimmern. Das gilt vor allem für Bier und Spirituosen, während Wein diese Wirkung in geringerem Maße hat. Vermutlich mildern die Antioxidantien im Wein die entzündungsfördernde Wirkung ab. Dennoch wird von jeder Form von Alkohol abgeraten.
Fruktose: Dieser Zucker wird für seine geringe Wirkung auf den Blutzucker gelobt, kann aber Studien zufolge Gicht fördern (4, 5). Wenn der Körper Fruktose abbaut, werden Purine freigesetzt und Harnsäure produziert (6, 7). Aus diesem Grund besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Konsum fruktosereicher Erfrischungsgetränke und dem Aufflammen von Gicht. Es ist auch besser, auf den Verzehr von Trockenfrüchten, Orangensaft und das Süßen mit Honig oder Agavendicksaft zu verzichten. Vermeiden Sie vor allem Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt wie Fruktose-Glukose-Sirup, Maissirup oder HFCS.
Glykämischer Index: Lebensmittel, die den Blutzucker nicht so schnell ansteigen lassen und einen niedrigen glykämischen Index haben, können den Harnsäurespiegel im Körper senken. Wählen Sie daher immer unverarbeitete Lebensmittel, die von Natur aus blutzuckerstabilisierende Ballaststoffe, Eiweiße und Fette enthalten. Gichtpatienten sind zudem häufiger von Typ-2-Diabetes betroffen und Zucker erhöht die Harnsäure und verschlechtert die Nierenfunktion.
Wasser: Trinken Sie täglich ausreichend Wasser. Die Nieren sind dafür verantwortlich, die Harnsäure aus dem Blut zu filtern und über den Urin aus dem Körper zu schleusen. Wenn die Nieren nicht richtig funktionieren, können sie nicht genügend Harnsäure ausscheiden, was zu einer Anhäufung von Harnsäure im Blut führen kann (8, 9).
Kirschen: Es gibt Hinweise, dass Kirschen den Harnsäurespiegel im Blut senken können (10, 11). Dies gilt insbesondere für den Saft aus Sauerkirschen wie der Montmorency Sauerkirsche.
Schokolade: Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 kann Kakao der Bildung von Harnsäurekristallen entgegenwirken. Ein wenig Kakao oder ein Stück Schokolade täglich kann günstig sein, aber vermeiden Sie Schokoriegel mit viel Zucker. Wählen Sie möglichst dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil.
Nahrungsergänzungsmittel: Vitamin C hat die Fähigkeit, die Harnsäure und das Risiko für einen neuen Gichtanfall zu senken. Einige Wissenschaftler raten davon ab, sich zu sehr auf einzelne Lebensmittel zu konzentrieren, sondern empfehlen, sich auf eine insgesamt gesunde Ernährungsweise wie die mediterrane Ernährung zu richten. Im Allgemeinen wird empfohlen, sich für Gemüse, Obst und Vollkorngetreide zu entscheiden, während vom Verzehr von Salz, Zucker, raffiniertem Getreide und viel Fleisch dringend abgeraten wird. Achten Sie darauf, dass Sie nicht mehr Kalorien zu sich nehmen, als Sie benötigen. Gicht tritt häufiger bei übergewichtigen Menschen auf, daher ist es wichtig, auf ein gesundes Gewicht zu achten. Da intensiver Ausdauersport die Bildung von Harnsäure fördert, ist es besser, auf moderate Bewegung und Krafttraining zu setzen (12, 13, 14).
Fazit
Gicht kommt immer häufiger vor, aber ist zum Glück mit den oben genannten Tipps zu regulieren. Durch Anpassungen in der Ernährung und der Lebensweise kann man eine große Linderung der Beschwerden erfahren und in manchen Fällen treten sie sogar nicht erneut auf.
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