Freitag, 26. April 2013

Arterielle Hypotonie - wenn der Blutdruck »im Keller« ist


Lavendel bringt den Blutdruck in Schwung
(Foto: Shirley/pixabay.com)
Er wird nicht als Krankheit angesehen und ist dennoch weitaus unangenehmer als der weit verbreitete Bluthochdruck: der niedrige Blutdruck (arterielle Hypotonie). Betroffene fühlen sich den ganzen Tag schlapp, müde und wenig leistungsfähig. Doch der niedrige Blutdruck ist nicht immer harmlos.



Ärzte sprechen von einem Blutniederdruck bei Werten unter 100/60 mmHg bei Frauen und 110/70 mmHg bei Männern. Etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung leiden an Hypotonie. Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer.

»Patienten mit niedrigem Blutdruck leben länger, aber nicht so schön.« Solche oder ähnliche Argumente hören Betroffene oft von ihren Ärzten. Doch der Leidensdruck ist oftmals sehr hoch. Menschen mit niedrigem Blutdruck kommen morgens nur schwer in Gang und haben oft Mühe den Tag zu überstehen und ihren Alltag zu bewältigen.

Vielfältige Beschwerden bei niedrigem Blutdruck



Menschen mit Blutniederdruck leiden unter vielfältigen Beschwerden wie Schwindel, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Sehstörungen (Schwarzwerden vor den Augen, Flimmern), Frösteln, Blässe, Übelkeit, Konzentrationsprobleme, Müdigkeit, Erschöpfung, kalte Hände und Füße. Weil das Gehirn zu wenig durchblutet wird, kann es schneller zur Ohnmacht kommen.



Ärzte unterscheiden in der Regel drei Formen der Hypotonie:



die essenzielle oder primäre Hypotonie: Bei dieser Form sind keine organischen Ursachen festzustellen. Sie ist die häufigste Form und betrifft meist schlanke Frauen unter 40 Jahren. Genetische Faktoren spielen wahrscheinlich eine Rolle.



die sekundäre Hypotonie: durch Vorerkrankungen wie Herzschwäche, Herzklappenverengungen, Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose), der Nebennierenrinde oder der Hirnanhangdrüse kommt es zu Blutniederdruck. Weiter kann Bettlägerigkeit, starker Flüssigkeitsverlust und Salzmangel infolge schwerer Durchfälle sowie erheblicher Blutverlust die Beschwerden auslösen. Medikamente wie Entwässerungsmittel, Mittel gegen Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen, Parkinsonmedikamente und bestimmte Psychopharmaka verursachen manchmal zu niedrigen Blutdruck.



die orthostatische Hypotonie als Sonderform: Hierbei kann der Körper den Blutdruck nicht schnell genug an eine veränderte Körperlage anpassen. Meist kommt es beim Übergang vom Liegen zum Sitzen und Stehen zu einem plötzlichen Blutdruckabfall, weil das Blut in die Beine sackt. Schwindel und Bewusstseinsverlust drohen. Falls dann die Muskelpumpe in den Waden, die das Blut aus den Venen zurück zum Herzen pumpt, schlecht funktioniert oder untrainiert ist, kommt es zur Unterversorgung im Gehirn. Das kann nach einer tiefen Beinvenenthrombose oder bei einem starken Krampfaderleiden der Fall sein, aber auch durch langes Stillstehen.



Was tun bei niedrigem Blutdruck?



In den meisten Fällen sind keine Medikamente erforderlich, die die Gefäße eng stellen oder das vegetative Nervensystem anregen. Eine gesunde Lebensweise mit entsprechender Ernährung, die ruhig etwas mehr Salz enthalten darf, öfter mal eine Tasse Kaffee oder schwarzer Tee und ein Gefäßtraining, das dem Körper bei der Blutdruckregulation hilft, reichen oft schon aus, um die Beschwerden zu lindern. Hilfreich sind auch Saunagänge, Wechselduschen, Ausdauersportarten mit mittlerer Belastung wie Schwimmen, Gymnastik im und außerhalb des Wassers, Wandern, Nordic Walking und Radfahren. So werden alle Muskelgruppen beansprucht, die Elastizität der Blutgefäße gefördert und die Herzleistung gesteigert. Die positive Wirkung von Ausdauersport wurde in italienischen Studien bewiesen. Die Teilnehmer absolvierten dazu täglich zweimal vierzig Minuten ein kreislaufaktivierendes Training. Die Beschwerden verschwanden, obwohl der Blutdruck nicht anstieg.



Natürliche Mittel zur Blutdrucksteigerung



Kneipp'sche Anwendungen wie Wassertreten und kalte Güsse erhöhen den Blutdruck durch die Anregung des sympathischen Nervensystems. Gegen Morgenmüdigkeit hilft eine kurze kalte Dusche. Eine Bürstenmassage beim Duschen verbessert die Durchblutung zusätzlich. Von heißen Bädern ist eher abzuraten: Sie lassen den Blutdruck absinken. Deshalb sollte man sich nach einem Bad kurz kalt abduschen. Auch Trockenbürsten sind optimal anregend für Kreislauf und Durchblutung.

Kräuteranwendungen und Duschzusätze mit Rosmarin, Kampfer und Lavendel helfen beim Start in den Tag. Die ätherischen Öle machen munter, regen die Durchblutung an und stabilisieren den Kreislauf.

Quelle: Enrico Di Girolamo, Cesare Di Iorio, Luigi Leonzio, Panfilo Sabatini, and Antonio Barsotti: Usefulness of a Tilt Training Program for the Prevention of Refractory Neurocardiogenic Syncope in Adolescents: A Controlled Study. Circulation. 100: 1798-1801 doi: 10.1161/​01.CIR.100.17.1798

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