Borderline - Gefühle können nur schwer kontrolliert werden (Foto: lassedesignen - Fotolia.com) |
Das Borderline-Syndrom
oder die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist in der
Öffentlichkeit vor allem bekannt durch das selbstverletzende
Verhalten der Betroffenen. Die Erkrankten fügen sich oft selbst
Schnittverletzungen oder Brandwunden zu, weil sie das Gefühl haben,
ihren Körper sonst nicht zu spüren. Doch Borderline ist sehr viel
komplexer.
Symptome und
Ursachen
Das
Borderline-Syndrom ist eine emotional-instabile
Persönlichkeitsstörung. Eine schwere Persönlichkeitsstörung vom
impulsiven Typ, die im Grenzbereich (engl.Borderline) zwischen
Neurose und Psychose liegt.
Etwa
zwei Prozent der Gesamtbevölkerung sind betroffen. Häufig erkranken
junge Frauen (bis 80 Prozent) zwischen 15 und 45 Jahren. In vielen
Fällen kommt es zu weiteren psychischen Problemen wie Depressionen
und Symptomen anderer Persönlichkeitsstörungen.
Borderline-Betroffene
leiden an einer gestörten Selbstwahrnehmung, können Emotionen nur
schwer kontrollieren, sind emotional instabil. Angst vor dem allein
sein, Gedächtnisstörungen, wahnhaftes Erleben bis hin zu
Verfolgungswahn zählen zu den Symptomen. Soziale Inkompetenz
kennzeichnet sich durch unbeständige, problematische Beziehungen und
starke Verlassensängste. Partner werden zunächst idealisiert, und
wenn sie den Erwartungen nicht entsprechen, schnell abgewertet.
Häufig besteht ein quälendes Gefühl innerer Leere und Langeweile.
Betroffene sind oft auf der Suche nach einer Beschäftigung.
Traumatische
Erfahrungen erhöhen das Risiko für Borderline
Es
kommt zu sozialem Kontrollverlust: Drogen- und Alkoholmissbrauch,
sexuelle Prostitution, Diebstähle, Verschuldung. Extreme emotionale
Belastungen erzeugen eine veränderte Wahrnehmung des eigenen Körpers
und Schmerzunempfindlichkeit. Dann setzt selbstschädigendes
Verhalten ein mit Selbstverletzungen durch Schnitt- oder Brandwunden
und Selbstmorddrohungen. Das hilft Betroffenen, ihren Körper wieder
zu spüren.
80
Prozent der Borderlinepatienten haben in ihrer Kindheit oder Jugend
schwere traumatische Erfahrungen gemacht. In vielen Fällen kam es zu
sexuellem oder körperlichem Missbrauch oder dem Erleben von extremer
häuslicher Gewalt. Oft war der Täter eine wichtige Bezugsperson.
Daher kommt es zu unvereinbaren Emotionen zwischen Zuneigung, Angst
und Hass. Die starke Widersprüchlichkeit der Gefühle beeinflusst
auch die zwischenmenschlichen Beziehungen in späteren Jahren.
Neben
Missbrauchserfahrungen bilden extreme emotionale Vernachlässigung
oder eine übermäßig strenge Erziehung die Hauptursache für eine
Borderlinestörung.
Die
Diagnose wird in aller Regel durch das „diagnostische Interview für
das Borderline-Syndrom“ (DIB) gestellt. Der Arzt oder Psychologe
führt ein etwa zweistündiges Gespräch mit dem Patienten und wertet
dieses Gespräch anhand eines Punktesystems (Scores) aus.
Therapie und Verlauf
Bei
Borderline werden Therapieangebote häufig abgelehnt, da Betroffene
kein Vertrauen zum Therapeuten aufbauen können. In den vergangenen
Jahren wurde speziell zur Behandlung von Borderline-Patienten die
„didaktisch-behaviorale Therapie“ entwickelt. Sie kann ambulant
durchgeführt werden und gliedert sich in mehrere Abschnitte.
Betroffene sollen andere Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit
schwierigen Situationen erlernen, die traumatischen Erfahrungen
sollen bearbeitet und die Lebensumstände stabilisiert werden.
Je
nach Ausgangslage kann eine stationäre Therapie - zumindest
vorübergehend - ratsam sein. Medikamente wie Neuroleptika, die auch
bei Schizophrenie eingesetzt werden, können eine sinnvolle Ergänzung
bilden. Die Borderlinestörung verläuft chronisch, allerdings stellt
sich mit zunehmendem Alter größere Stabilität in Beziehungen und
Berufsleben ein.
Weitere
Infos: Ein Forum für Betroffene finden Sie hier
und auf der Internetseite des ersten europaweiten Selbsthilfevereins
zum Thema Borderline »BorderlineNetzwerk e.V.«.
Quelle: borderline-plattform.de
Ripoll LH.: Psychopharmacologic treatment of borderline personality disorder. Dialogues Clin Neurosci. 2013 Jun;15(2):213-24
Quelle: borderline-plattform.de
Ripoll LH.: Psychopharmacologic treatment of borderline personality disorder. Dialogues Clin Neurosci. 2013 Jun;15(2):213-24
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