Ingwer hilft auch bei Regelschmerzen (Foto: Lebensmittelfotos/pixabay.com) |
Eine
aktuelle australische Studie, die in der Wissenschaftszeitung »Planta
Medica« veröffentlicht wurde, hat erneut die Blutzucker senkende
Wirkung des Ingwers bestätigt. Doch Ingwer hat weitaus mehr
Potenzial und ist auch bei Schmerzen wirksam.
Traditionelle
chinesische, japanische und indische Heiler setzen Ingwer (Zingiber
officinale)
schon seit 3000 Jahren bei verschiedenen Beschwerden ein. Auch
Hildegard von Bingen
beschrieb die gesundheitsfördernde Ingwerwurzel in ihrem
Kräuterbuch.
Wir
kennen Ingwer hauptsächlich als Gewürz für Backwaren wie Printen,
Lebkuchen und Biskuits sowie für Fleischgerichte und Suppen. Ebenso
wird Ingwer in gängigen Gewürzmischungen wie Currypulver
verarbeitet. Sogar Getränke aus Ingwerextrakt sind durchaus beliebt:
Likör und Bier aus Ingwer und die in angelsächsischen Ländern
populäre Kräuterlimonade Gingerale.
Ingwer - Mittel bei Menstruationsbeschwerden
In
der Vergangenheit wurde schon anhand wissenschaftlicher Studien
bewiesen, dass Ingwer die Prostaglandinsynthese bremst und so die
Produktion entzündungs- und Schmerz fördernder Botenstoffe
reduziert. In diesem Zusammenhang entwarfen Wissenschaftler eine
randomisierte Studie, die die Wirkung von Ingwer auf eine
schmerzhafte Regelblutung (Dysmenorrhö) untersuchen sollte.
An
der Studie nahmen 105 iranische Studentinnen in zwei Gruppen teil,
die unter leichter bis schwerer primärer Dysmenorrhö litten. Eine
primäre Dysmenorrhö entsteht durch die außerordentlich heftigen
Muskelkontraktionen der Gebärmutter, ausgelöst durch den
körpereigenen Botenstoff Prostaglandin. Im Gegensatz zu einer
sekundären Dysmenorrhö liegt bei der primären Form keine
gynäkologische Grunderkrankung vor.
Mit Ingwerextrakt weniger Schmerzen
Die
Teilnehmerinnen nahmen sechs Monate lang entweder Kapseln mit 500
Milligramm Ingwerextrakt oder ein Placebo. Einnahmebeginn war bei
einer Gruppe zwei Tage vor der eigentlichen Menstruation und während
der ersten drei Menstruationstage. Die andere Gruppe startete mit der
Einnahme der Kapseln erst zu Beginn der Menstruationsblutung.
Die
Wissenschaftler stellten fest, dass die Ingwerkapseln dem
Scheinpräparat überlegen waren, denn Intensität und Dauer des
Schmerzes nahmen unter der Anwendung von Ingwer ab.
Bei
den Teilnehmerinnen, die schon in der prämenstruellen Phase mit der
Behandlung begannen, verringerte sich die Schmerzdauer um bis zu elf
Stunden. Die Schmerzstärke war im Vergleich mit der Placebo-Gruppe
um drei Zentimeter auf einer zehn Zentimeter umfassenden Schmerzskala
geringer.
Ingwerpräparate
sind also nach den gegenwärtigen Erkenntnissen eine wirksame und gut
verträgliche Alternative zu konservativen Schmerzmitteln. Vor allem
weil Frauen, die unter Dysmenorrhö leiden, häufig zusätzlich mit
Kopfschmerzen und Übelkeit zu kämpfen haben. Ingwer zeigt sich hier
als gute Lösung, denn er bekämpft sowohl die Schmerzen als auch die
Übelkeit. Und das nebenwirkungsfrei, was besonders bei häufiger
Einnahme der konventionellen Schmerzmittel nicht der Fall ist.
Ingwer ist gesund - ätherische Öle wirken
Sein
Aroma und seine Wirkung bekommt der Ingwer durch die ätherischen Öle
Shoagole, Cineole, Borneole, Gingerdiole, Diarylheptanoide und
Gingerole, die dem Ingwer seine Schärfe verleihen. Auch für eine
gesunde Ernährung kann Ingwer etwas bedeuten: Er ist reich an
Vitamin C, Magnesium, Kalium, Kalzium, Natrium, Eisen und Phosphor.
Ingwerwurzel
ist äußerst vielseitig und kann viele Krankheitssymptome lindern:
Übelkeit und Erbrechen nach Operationen und Chemotherapien, bei
Reise- und Seekrankheit und bei Magen-Darm-Beschwerden wie Reizmagen
und Reizdarm.
Ingwertee
lindert Husten und Fieber bei Erkältungskrankheiten. Ingwer kann bei
Migräne und Gelenkbeschwerden hilfreich sein. Auch Muskelschmerzen
ließen sich mit rohem und gekochtem Ingwer in amerikanischen Studien der Universität Georgia
um etwa 25 Prozent lindern. Für eine gezielte Anwendung greift man
jedoch besser auf einen Ingwerextrakt zurück. Hier liegen die
Wirksubstanzen in standardisierter Form vor und garantieren eine
gleichbleibende Wirkung.
Wegen
seiner Blutzucker senkenden Eigenschaften wirkt Ingwer auch der
Entwicklung von grauem Star (Katarakt) bei Diabetikern entgegen, wie
eine Veröffentlichung in der Fachzeitschrift »Molecular Vision«
dokumentierte.
Weitere Anwendung von Ingwer
Neuere
Studien geben Hinweise darauf, dass Ingwer den Blutdruck
beeinflusst, Blutfette und Blutzucker senken kann und auch die
Blutgerinnung reduziert. Die biochemische Struktur des Gingerol
ähnelt nämlich der des Aspirins, dass in niedriger Dosierung als
Blutgerinnungshemmer verabreicht wird. Durch den Einfluss des Ingwers
auf die Prostaglandinsynthese wirkt er nicht nur Blut verdünnend und
schmerzlindernd, aber auch antientzündlich. Das antibiotische
Potenzial der Ingwerwurzel wird noch untersucht.
Ingwer - mögliche Nebenwirkungen
Ingwer
und Ingwerpräparate sind normalerweise gut verträglich und
nebenwirkungsfrei. Wer allerdings Blut verdünnende, Blutzucker
senkende oder Blutdruck senkende Medikamente einnimmt, sollte die
Anwendung von Ingwer vorher mit seinem Arzt oder Heilpraktiker
besprechen.
Von
der Einnahme in der Schwangerschaft wird von der
Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel, der
Kommission E, ebenfalls abgeraten. Es sind bis jetzt keine
nachteiligen Wirkungen auf die embryonale Entwicklung bekannt und es
gibt Studien, in denen sich Schwangerschaftsübelkeit erfolgreich mit
Ingwer bekämpfen ließ, dennoch ist der Wirkmechanismus nicht
ausreichend erforscht, um Komplikationen gänzlich ausschließen zu
können.
Die
bekanntesten Nebenwirkungen von Ingwer sind Sodbrennen, Übelkeit und
Blähungen. Sie wurden aber fast nur bei der Anwendung von
Ingwerpulver beobachtet und dabei könnten mögliche Verunreinigungen
eine Rolle gespielt haben.
Bei
auftretenden Unverträglichkeiten sollte in jedem Fall die Dosierung
gesenkt oder die Anwendung beendet werden. Vor einer weiteren
Behandlung sollten Sie die Probleme mit einem Arzt oder Heilpraktiker
besprechen.
Quellen:
Rahnama
P, Montazeri A, Huseini HF, Kianbakht S, Naseri M. Effect of Zingiber
officinale R. rhizomes (ginger) on pain relief in primary
dysmenorrhea: a placebo randomized trial. BMC Complement Altern Med
2012; 12: 92 (doi:10.1186/1472-6882-12-92) > Abstract
Yiming
Li1, Van H. Tran1, Colin C. Duke1, Basil D. Roufogali. Gingerols of
Zingiber officinale Enhance Glucose Uptake by Increasing Cell Surface
GLUT4 in Cultured L6 Myotubes. Planta Medica 2012 (doi:
10.1055/s-0032-1315041) > Abstract
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