Montag, 29. April 2013

Ingwer - Hilfe bei Regelschmerzen


Ingwer hilft auch bei Regelschmerzen
(Foto: Lebensmittelfotos/pixabay.com)



Eine aktuelle australische Studie, die in der Wissenschaftszeitung »Planta Medica« veröffentlicht wurde, hat erneut die Blutzucker senkende Wirkung des Ingwers bestätigt. Doch Ingwer hat weitaus mehr Potenzial und ist auch bei Schmerzen wirksam.




Traditionelle chinesische, japanische und indische Heiler setzen Ingwer (Zingiber officinale) schon seit 3000 Jahren bei verschiedenen Beschwerden ein. Auch Hildegard von Bingen beschrieb die gesundheitsfördernde Ingwerwurzel in ihrem Kräuterbuch.



Wir kennen Ingwer hauptsächlich als Gewürz für Backwaren wie Printen, Lebkuchen und Biskuits sowie für Fleischgerichte und Suppen. Ebenso wird Ingwer in gängigen Gewürzmischungen wie Currypulver verarbeitet. Sogar Getränke aus Ingwerextrakt sind durchaus beliebt: Likör und Bier aus Ingwer und die in angelsächsischen Ländern populäre Kräuterlimonade Gingerale.



Ingwer - Mittel bei Menstruationsbeschwerden




In der Vergangenheit wurde schon anhand wissenschaftlicher Studien bewiesen, dass Ingwer die Prostaglandinsynthese bremst und so die Produktion entzündungs- und Schmerz fördernder Botenstoffe reduziert. In diesem Zusammenhang entwarfen Wissenschaftler eine randomisierte Studie, die die Wirkung von Ingwer auf eine schmerzhafte Regelblutung (Dysmenorrhö) untersuchen sollte.



An der Studie nahmen 105 iranische Studentinnen in zwei Gruppen teil, die unter leichter bis schwerer primärer Dysmenorrhö litten. Eine primäre Dysmenorrhö entsteht durch die außerordentlich heftigen Muskelkontraktionen der Gebärmutter, ausgelöst durch den körpereigenen Botenstoff Prostaglandin. Im Gegensatz zu einer sekundären Dysmenorrhö liegt bei der primären Form keine gynäkologische Grunderkrankung vor.



Mit Ingwerextrakt weniger Schmerzen




Die Teilnehmerinnen nahmen sechs Monate lang entweder Kapseln mit 500 Milligramm Ingwerextrakt oder ein Placebo. Einnahmebeginn war bei einer Gruppe zwei Tage vor der eigentlichen Menstruation und während der ersten drei Menstruationstage. Die andere Gruppe startete mit der Einnahme der Kapseln erst zu Beginn der Menstruationsblutung.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Ingwerkapseln dem Scheinpräparat überlegen waren, denn Intensität und Dauer des Schmerzes nahmen unter der Anwendung von Ingwer ab.

Bei den Teilnehmerinnen, die schon in der prämenstruellen Phase mit der Behandlung begannen, verringerte sich die Schmerzdauer um bis zu elf Stunden. Die Schmerzstärke war im Vergleich mit der Placebo-Gruppe um drei Zentimeter auf einer zehn Zentimeter umfassenden Schmerzskala geringer.

Ingwerpräparate sind also nach den gegenwärtigen Erkenntnissen eine wirksame und gut verträgliche Alternative zu konservativen Schmerzmitteln. Vor allem weil Frauen, die unter Dysmenorrhö leiden, häufig zusätzlich mit Kopfschmerzen und Übelkeit zu kämpfen haben. Ingwer zeigt sich hier als gute Lösung, denn er bekämpft sowohl die Schmerzen als auch die Übelkeit. Und das nebenwirkungsfrei, was besonders bei häufiger Einnahme der konventionellen Schmerzmittel nicht der Fall ist.



Ingwer ist gesund - ätherische Öle wirken




Sein Aroma und seine Wirkung bekommt der Ingwer durch die ätherischen Öle Shoagole, Cineole, Borneole, Gingerdiole, Diarylheptanoide und Gingerole, die dem Ingwer seine Schärfe verleihen. Auch für eine gesunde Ernährung kann Ingwer etwas bedeuten: Er ist reich an Vitamin C, Magnesium, Kalium, Kalzium, Natrium, Eisen und Phosphor.

Ingwerwurzel ist äußerst vielseitig und kann viele Krankheitssymptome lindern: Übelkeit und Erbrechen nach Operationen und Chemotherapien, bei Reise- und Seekrankheit und bei Magen-Darm-Beschwerden wie Reizmagen und Reizdarm.



Ingwertee lindert Husten und Fieber bei Erkältungskrankheiten. Ingwer kann bei Migräne und Gelenkbeschwerden hilfreich sein. Auch Muskelschmerzen ließen sich mit rohem und gekochtem Ingwer in amerikanischen Studien der Universität Georgia um etwa 25 Prozent lindern. Für eine gezielte Anwendung greift man jedoch besser auf einen Ingwerextrakt zurück. Hier liegen die Wirksubstanzen in standardisierter Form vor und garantieren eine gleichbleibende Wirkung.

Wegen seiner Blutzucker senkenden Eigenschaften wirkt Ingwer auch der Entwicklung von grauem Star (Katarakt) bei Diabetikern entgegen, wie eine Veröffentlichung in der Fachzeitschrift »Molecular Vision« dokumentierte.



Weitere Anwendung von Ingwer




Neuere Studien geben Hinweise darauf, dass Ingwer den Blutdruck beeinflusst, Blutfette und Blutzucker senken kann und auch die Blutgerinnung reduziert. Die biochemische Struktur des Gingerol ähnelt nämlich der des Aspirins, dass in niedriger Dosierung als Blutgerinnungshemmer verabreicht wird. Durch den Einfluss des Ingwers auf die Prostaglandinsynthese wirkt er nicht nur Blut verdünnend und schmerzlindernd, aber auch antientzündlich. Das antibiotische Potenzial der Ingwerwurzel wird noch untersucht.



Ingwer - mögliche Nebenwirkungen




Ingwer und Ingwerpräparate sind normalerweise gut verträglich und nebenwirkungsfrei. Wer allerdings Blut verdünnende, Blutzucker senkende oder Blutdruck senkende Medikamente einnimmt, sollte die Anwendung von Ingwer vorher mit seinem Arzt oder Heilpraktiker besprechen.

Von der Einnahme in der Schwangerschaft wird von der Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel, der Kommission E, ebenfalls abgeraten. Es sind bis jetzt keine nachteiligen Wirkungen auf die embryonale Entwicklung bekannt und es gibt Studien, in denen sich Schwangerschaftsübelkeit erfolgreich mit Ingwer bekämpfen ließ, dennoch ist der Wirkmechanismus nicht ausreichend erforscht, um Komplikationen gänzlich ausschließen zu können.



Die bekanntesten Nebenwirkungen von Ingwer sind Sodbrennen, Übelkeit und Blähungen. Sie wurden aber fast nur bei der Anwendung von Ingwerpulver beobachtet und dabei könnten mögliche Verunreinigungen eine Rolle gespielt haben.

Bei auftretenden Unverträglichkeiten sollte in jedem Fall die Dosierung gesenkt oder die Anwendung beendet werden. Vor einer weiteren Behandlung sollten Sie die Probleme mit einem Arzt oder Heilpraktiker besprechen.



Quellen:



Rahnama P, Montazeri A, Huseini HF, Kianbakht S, Naseri M. Effect of Zingiber officinale R. rhizomes (ginger) on pain relief in primary dysmenorrhea: a placebo randomized trial. BMC Complement Altern Med 2012; 12: 92 (doi:10.1186/1472-6882-12-92) > Abstract



Yiming Li1, Van H. Tran1, Colin C. Duke1, Basil D. Roufogali. Gingerols of Zingiber officinale Enhance Glucose Uptake by Increasing Cell Surface GLUT4 in Cultured L6 Myotubes. Planta Medica 2012 (doi: 10.1055/s-0032-1315041) > Abstract

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