Winterzeit
ist Zimtzeit. Doch Zimt ist nicht gleich Zimt. Cassia-Zimt sollte
wegen möglicher Gesundheitsgefahren nur in begrenzten Mengen
verzehrt werden, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
erneut bestätigt hat.
Stimmungsvolle
Weihnachtsmärkte, aromatischer Glühwein, knusprige
Weihnachtsplätzchen und würziger Zimtduft: Das gehört für die
meisten doch unbedingt zur Weihnachts- und Winterzeit. Zimt ist
fester Bestandteil des Weihnachtsgebäcks, aber auch Milchreis,
Kuchen und andere Süßspeisen sind ohne Zimtgewürz kaum
vorstellbar. Doch man sollte beim Einkauf auf die Sorte des Zimtes
achten. Man unterscheidet den milden in Sri Lanka beheimateten
Ceylon-Zimt und den herberen und preiswerteren China- oder
Cassiazimt.
Cassia-Zimt
enthält viel Kumarin
Cassia-Zimt
enthält höhere Mengen an Kumarin, ein natürlich vorkommender
sekundärer Pflanzenstoff, der auch frischem Heu und getrocknetem
Waldmeister sein typisches Aroma verleiht. Und auch Datteln und
Tonkabohnen enthalten den Aromastoff Kumarin. Kumarin wird in der
Medizin zur Hemmung der Blutgerinnung eingesetzt. In größeren
Mengen ist Kumarin gesundheitsgefährdend. Es löst Kopfschmerzen,
Schwindel und Erbrechen aus und in sehr hohen Dosen kommt es zu
Lähmungserscheinungen, Atemstillstand bis hin zum Koma. Weil in den
USA schon früh toxische Wirkungen im Tierversuch festgestellt
wurden, ist dort seit 1954 Kumarin als Aromastoff verboten. In Europa
gelten bestimmte Höchstmengen für zimthaltige Lebensmittel, aber
nicht für Zimt als Gewürz. Kumarin kann auch schnell über die Haut
aufgenommen werden. Für den Einsatz in Kosmetika gelten jedoch keine
Grenzwerte, ab einer bestimmten Menge muss dies aber auf dem Produkt
angegeben werden.
Schon
in geringer Dosierung verursacht Kumarin bei empfindlichen Personen
Leberschäden. Es kann zu Leberentzündungen und Gelbsucht kommen.
Daher warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung erneut vor allzu
hohem Konsum von Zimt und Zimtprodukten. In einer Studie zur
Bioverfügbarkeit von Kumarin wurde festgestellt, dass Kumarin aus
Zimt genauso gut vom Körper aufgenommen wird, wie isoliertes
Kumarin. Daher müssen die Grenzwerte für Zimt genauso gelten wie
für die Reinsubstanz. Deshalb bestätigt das BfR
die 2011 festgelegte tolerierbare Dosis (TDI-Wert) von 0,1 mg Kumarin
pro Kilogramm Körpergewicht. Diese Menge soll ohne
Gesundheitsbeeinträchtigung lebenslang jeden Tag aufgenommen werden
können. Minimale Überschreitungen des TDI-Wertes für eine oder
zwei Wochen gelten als gesundheitlich unbedenklich.
Wie
viel Zimt darf man konsumieren?
Der
Höchstgehalt an Kumarin für traditionelle beziehungsweise saisonale
Backwaren, die Zimt enthalten beträgt 50 Milligramm pro Kilogramm
Lebensmittel. Für Süßspeisen wie Milchreis mit Zimt gelten 5
Milligramm pro Kilogramm Lebensmittel. Eine Höchstgrenze für
Kumarin in Zimt besteht aktuell nicht.
Bei
Kindern mit einem Körpergewicht von 15 Kilogramm wird der TDI-Wert
mit 30 Gramm Zimtsternen (etwa sechs Stück) oder 100 Gramm Lebkuchen
pro Tag ausgeschöpft. Ein 60 Kilogramm schwerer Erwachsener erreicht
den TDI-Wert beim Verzehr von zwei Gramm Cassia-Zimt pro Tag, also
120 Gramm Zimtsterne (24 Stück). Cassia-Zimt enthält im
Durchschnitt drei Gramm Kumarin pro Kilogramm Zimt. Allerdings wurden
auch schon Proben mit zehn Gramm Kumarin pro Kilogramm gefunden.
Verbraucher sollten allerdings daran denken, dass durch die
Verwendung von beispielsweise kumarinhaltigen Kosmetikprodukten die
Gesamtbelastung höher ausfallen kann.
Das
Bundesinstitut für Risikobewertung rät Verbrauchern, die
Nahrungsergänzungsmittel auf Zimtbasis einnehmen, darauf zu achten,
ob die Produkte den stark kumarinhaltigen Cassia-Zimt enthalten.
Zudem enthalten unterschiedliche Produkte auch unterschiedliche
Mengen an Kumarin, je nach Zimtsorte und seiner Vorbehandlung.
Zimt
senkt den Blutzucker und wird von Diabetikern auch zur
Therapieunterstützung in Kapselform eingenommen. Dabei kann es
eventuell zur Überschreitung des TDI-Wertes kommen. Generell sollte
bei Verwendung großer Mengen Zimt im Haushalt auf den kumarinarmen
Ceylon-Zimt ausgewichen werden.
Wie
erkennt man Produkte mit Ceylon-Zimt?
Handelt
es sich um Zimt in Pulverform, wird es für Verbraucher schwierig.
Sofern auf der Verpackung nicht deklariert wird, um welche Zimtsorte
es sich handelt, ist es für Konsumenten nicht feststellbar. Bei
Zimtstangen ist es etwas einfacher: Beim Cassia-Zimt wird die Rinde
zu einem verhältnismäßig dicken Röllchen eingerollt. Beim
Ceylon-Zimt werden mehrere dünne Lagen Zimtrinde zu einer Zimtstange
gerollt, die im Querschnitt einer angeschnittenen Zigarre ähnelt.
Quellen:
Presseinformation Bundesinstitut für Risikobewertung: Cassia-Zimt mit hohen Cumaringehalten nur maßvoll verzehren. Stand 27.09.2012
Bioverfügbarkeitsstudie:
Klaus Abraham, Michael Pfister, Friederike Wöhrlin, Alfonso Lampen:
Relative bioavailability of coumarin from cinnamon and
cinnamon-containing foods compared to isolated coumarin: A four-way
crossover study in human volunteers. Published in Molecular Nutrition
& Food Research April 2011, doi:10.1002/mnfr.201000394
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