Übergewicht und Diabetes fördern eine Fettleber (Foto: Dmitry Lobanov - Fotolia.com) |
An
der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg entwickelte ein Team
von Wissenschaftlern eine neue Wirkstoffverbindung gegen die
nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLE) und testete die neue
Substanz erfolgreich an Tieren.
Bis
jetzt gab es für Patienten mit einer nicht-alkoholischen Fettleber
keine medikamentöse Therapie. Sie konnten nur durch Diät,
ausgewogene Ernährung und Behandlung von Vorerkrankungen versuchen,
das Fortschreiten zu verlangsamen und ihre Leber vor weiteren Schäden
zu schützen.
Assistenzärztin
Dr. Anita Pathil-Warth hat zusammen mit ihren Kollegen der
gastroenterologischen Abteilung eine Wirkstoffverbindung gefunden,
die bei Versuchstieren die Verfettung der Leber gestoppt hat und die
daraus resultierende Leberentzündung ausheilen ließ. Der Wirkstoff
besteht aus körpereigenen Substanzen der Leber und zeigte bei den
Versuchstieren keinerlei Nebenwirkungen. Für diese zukunftsweisende
Arbeit, nachzulesen in der Fachzeitschrift »Hepatology«, erhielt
Dr. Pathil-Warth den Adolf-Kußmaul-Preis der Falk Foundation e.V.
Der Preis, benannt nach dem Gastroenterologen Adolf Kußmaul, wird
seit 1991 jährlich an junge Wissenschaftler bis 35 Jahre verliehen.
Bekannter
Wirkstoff wurde verstärkt
Das
Gastroentorologen-Team kombinierte für den neuen Wirkstoff
Gallensäure (UDCA) mit einem Phospholipid (LPE), das ein natürlicher
Bestandteil der körpereigenen Zellhüllen ist. Gallensäure ist ein
gebräuchliches nebenwirkungsarmes Medikament zur Therapie von Leber-
und Gallenerkrankungen. In amerikanischen Studien von 2004 zeigte
sich jedoch, dass Gallensäure alleine bei Fettlebererkrankungen
nicht genügend wirkt. Durch die Verbindung mit dem Phospholipid LPE
konnten die Mediziner die Wirkung verstärken. Sowohl bei Mäusen,
die unter einer Fettleber und Übergewicht litten, als auch bei
Mäusen, deren Leber aufgrund von Stoffwechselstörungen verfettet
war, besserten sich die Leberwerte. Die Fetteinlagerungen im
Lebergewebe gingen zurück, die Entzündungsreaktionen flauten ab,
sodass eine Fettleber-Hepatitis gar nicht erst auftrat oder
ausheilte. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die neue
Wirkstoffverbindung als wirksame Arznei gegen die nicht-alkoholische
Fettleberentzündung infrage kommt. Momentan suchen die Mediziner
noch nach einer passenden Darreichungsform. Patienten sollen den
Wirkstoff in klinischen Studien als Tablette erhalten.
Experten
schätzen, dass 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in
Deutschland an einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung leiden.
Sie wird im Gegensatz zur alkoholischen Fettlebererkrankung nicht
durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht. Die Folgen sind bei
beiden Formen der Fettleber aber identisch. Bei etwa 20 Prozent der
Betroffenen verursacht die Fettlebererkrankung Entzündungen
(Fettleber-Hepatitis) in der Leber. Als Folge davon vernarbt das
Lebergewebe mehr und mehr, es kommt zur Leberzirrhose und häufig
auch zum Leberkrebs. Dann kann nur eine Lebertransplantation das
Leben des Betroffenen retten.
Fettstoffwechsel
in der Leber gestört
Die
zunehmende Verfettung der Leber wird meist nur durch Zufall entdeckt,
da sie kaum oder nur leichte Beschwerden wie Druck- oder Völlegefühl
im rechten Oberbauch.
Die
Mehrzahl der Fettleber-Patienten ist stark übergewichtig und
zusätzlich Typ-2 Diabetiker. Aber auch Normalgewichtige können an
einer Fettleber erkranken.
In
neun von zehn Fällen liegt der Fettleber ein metabolisches Syndrom
(überhöhte Werte von Blutzucker, Blutdruck, Blutfetten,
Körpergewicht) zugrunde. Bis zu 89 Prozent aller Menschen mit einem
Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30 haben eine verfettete Leber
(Steatosis hepatis). Dem Körper werden mit der Nahrung mehr Fette
und Kohlenhydrate zugeführt, als er benötigt. Die Balance zwischen
Zufuhr und Abbau von Fetten ist gestört.
Seltenere
Ursachen für eine Fettleber sind ein Morbus Wilson (Störung des
Kupferstoffwechsels), bestimmte Medikamente (beispielsweise
Acetylsalicylsäure, Cortison, Antibiotika) oder Gifte. Und auch eine
Eiweißmangelernährung durch falsches Fasten, ungesunde Diäten oder
bei Magersucht kann eine Fettlebererkrankung auslösen.
Gezielte
Therapie der Fettleber bislang unmöglich
Die
Mechanismen im Körper, die zu einer nicht-alkoholischen
Fettleberhepatitis oder Leberzirrhose führen, unterscheiden sich von
der alkoholbedingten Form und sind bis jetzt nicht endgültig
erforscht. Bis heute bestanden die Therapiemöglichkeiten nur aus
einer langsamen Gewichtsreduktion und der optimalen Einstellung von
Blutzucker und Blutfetten. Ärzte gehen davon aus, dass viele
Leberzirrhosen, deren Ursachen bisher ungeklärt blieben, auf eine
nicht-alkoholische Fettlebererkrankung zurückzuführen sind. Für
ein derart relevantes Problem wird dringend eine Behandlung benötigt,
meinen die Mediziner in Heidelberg.
Quelle:
Anita Pathil-Warth et al.: Ursodeoxycholyl
lysophosphatidylethanolamide improves steatosis and inflammation in
murine models of nonalcoholic fatty liver disease. Hepatology, 2012
May;55(5):1369-78. doi:10.1002/hep.25531
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