Herpesviren können bei Älteren das Gedächtnis beeinträchtigen (Foto: geralt/pixabay.com) |
Wissenschaftler
haben einen Zusammenhang zwischen Herpesinfektionen und
Gedächtnisproblemen bei Älteren gefunden.
Herpesviren
sind weit verbreitet und gelten durchweg als harmlos. Fast jeder
Mensch kommt im Laufe des Lebens mit ihnen in Kontakt und einmal
infiziert, werden wir den Erreger auch nicht mehr los. Er bleibt im
Körper und lässt manchmal die unangenehmen und schmerzhaften
Bläschen entstehen.
Ältere
Menschen, die bestimmte Krankheitserreger in sich tragen, wie das
Herpes-Simplex-Virus, das den unliebsamen und quälenden Lippenherpes
verursacht, haben mehr Probleme mit ihrem Gedächtnis. Das beweisen
Studien, die in der wissenschaftlichen Zeitschrift »Neurology«
veröffentlicht wurden.
Viele
Menschen sind Träger des Herpes-Simplex-Virus (HSV). Von diesem
Virus gibt es unterschiedliche Typen. HSV-1 verursacht Lippenherpes,
HSV-2 eher Genitalherpes. Meist hat man nach einer Infektion erst mal
Ruhe vor den Viren. Sie ziehen sich zurück und verharren in einem
inaktiven Stadium im Körper. Nur wenn das Immunsystem geschwächt
ist, beispielsweise durch Stress oder eine Erkältung, können die
Herpesviren wieder aktiv werden.
Mehr Infektionen -
mehr Gedächtnisprobleme
Wissenschaftler
des »Columbia University Medical Centre« in New York benutzten für
ihre Studie Blutproben von 1.625 Menschen mit einem
Durchschnittsalter von 69 Jahren. Sie untersuchten das Blut auf
Indikatoren, die auf häufig vorkommende Krankheitserreger hindeuten,
wie beispielsweise das Herpes-Simplex-Virus, das Cytomegalievirus,
Chlamydophila pneumoniae, das häufig Lungenentzündungen hervorruft
oder der Magenkeim Helicobacter pylori, häufiger Auslöser von
Magengeschwüren.
Testpersonen,
die mehr Infektionen in sich trugen, schnitten bei Gedächtnistests
25 Prozent schlechter ab. Dieser Zusammenhang blieb auch bei
Berücksichtigung bestimmter Faktoren wie Ausbildung, Rauchen,
Herzerkrankungen und Diabetes, bestehen. Wiederholungstests innerhalb
von durchschnittlich acht Jahren zeigten allerdings, dass sich die
Werte nicht verschlechterten.
Erhöhtes Risiko für
Frauen und Bewegungsmuffel
»Wir
stellten fest, dass der Zusammenhang bei Frauen deutlicher war,
ebenso bei Personen mit niedrigem Bildungsstand sowie bei Menschen
ohne Krankenversicherung oder fehlender medizinischer Versorgung. Das
Risiko war allerdings am größten bei Personen, die keinen Sport
ausüben«, erklärt Studienleiterin Dr. Mira Katan. »Obwohl wir
unsere Ergebnisse noch weiter auswerten müssen, sind wir anhand der
vorliegenden Daten in der Lage, Personen zu identifizieren, die ein
erhöhtes Risiko auf kognitive Beeinträchtigungen haben.«
Bewegung wirkt
schützend
Bewegung
scheint einen schützenden Effekt zu haben. Das Forschungsteam
entdeckte, dass die Verbindung zwischen Infektionen und
Gedächtnisproblemen nur bei Menschen mit einem sitzenden Lebensstil
auftrat und nicht bei Teilnehmern, die sich nach eigenen Angaben
regelmäßig bewegten oder sportlich aktiv waren.
Ursachen noch nicht
eindeutig
Ob
der Lippenherpes-Virus die Gedächtnisprobleme verursacht ist noch
nicht klar. In vorhergehenden Untersuchungen wurde allerdings schon
gemutmaßt, dass das Herpes-Simplex-Virus durch chronische
Entzündungsreaktionen zur Entwicklung von Demenz beitragen könnte,
angesichts der Tatsache, dass das Virus sich in andere Körperregionen
- unter anderem ins Gehirn - zurückzieht.
Quelle:
Mira Katan et al.: Infectious burden and cognitive function, The
Northern Manhattan Study. Neurology March 26, 2013 vol. 80 No. 13
1209-1215, DOI: 10.1212/WNL.0b013e3182896e79
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