Gesunde und ballaststoffreiche Ernährung scheint für ältere Menschen noch wichtiger zu sein als für Jüngere. Forscher glauben, dass sie sich damit sogar vor zunehmender Gebrechlichkeit schützen können.
Gesunde
Nahrungsmittel wie Brot, Gemüse und Obst verändern die Darmflora
bei Älteren und bewahrt sie wahrscheinlich vor Übergewicht,
Entzündungskrankheiten und zunehmender Gebrechlichkeit. Denn
Veränderungen der Darmflora-Zusammensetzung werden mit mehreren
chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht, einschließlich
Fettleibigkeit (Obesitas), Entzündungen und Diabetes.
Die
Darmflora älterer Menschen zeigt in ihrer individuellen
Zusammensetzung größere Unterschiede als bei jüngeren Erwachsenen.
Das stellten irische Mikrobiologen in einer Studie mit 178 Menschen
im Alter von 64 bis 102 Jahren fest. Bei Untersuchungen von
Stuhlproben fanden die Mediziner nicht weniger als 5000
unterschiedliche Bakterientypen. Außerdem wurden in Stuhl und Blut
die Entzündungswerte gemessen. Die Forscher erfassten die
Ernährungsgewohnheiten der Studienteilnehmer sowie die Art der
Unterbringung (Altenheim, Reha-Klinik, Krankenhaus, eigene Wohnung).
Ernährung
in Pflegeeinrichtungen weniger gesund
Zunächst
stellten die Wissenschaftler fest, dass Menschen, die dauerhaft in
Pflegeeinrichtungen untergebracht sind, mehr Zucker, Fett und Fleisch
zu sich nahmen. Die Gruppe, die noch zu Hause lebte, aß deutlich
ballaststoffreicher mit viel Brot, Obst und Gemüse. Ballaststoffe
sind Kohlenhydrate, die überwiegend in pflanzlichen Nahrungsmitteln
vorkommen.
Obwohl
Ballaststoffe unverdaulich sind, bewerten Experten sie als besonders
wichtig, denn sie sorgen für eine regelmäßige Verdauung.
Zusätzlich helfen sie dabei, ein normales Körpergewicht zu halten:
Ballaststoffreiche Mahlzeiten enthalten bei gleichem Volumen weniger
Energie.
Wirklich
erstaunt waren die Forscher nicht über dieses Ergebnis. Dass die
Ernährung in Kranken- und Pflegeeinrichtungen nicht immer ideal ist,
damit hatten sie gerechnet.
Unerwartet
war allerdings das Ergebnis, dass die unterschiedliche
Ernährungsweise sich stark auf die Zusammensetzung der Darmflora
auswirkte und somit auch Gesundheit und Wohlbefinden beeinflusste.
Bei
den Bewohnern der Versorgungseinrichtungen, die weniger
abwechslungsreich aßen, fanden sich viel weniger unterschiedliche
Bakterienarten im Darm als bei den restlichen Studienteilnehmern.
Zusätzlich zeigte diese Gruppe auch einige erhöhte
Entzündungswerte.
Zum
Vergleich hatten die Forscher auch eine Gruppe jüngerer Menschen,
durchschnittlich 36 Jahre alt, untersucht. Daraus resultierte, dass
bei ihnen die Darmflora weniger durch die Ernährung beeinflusst
wurde. Die Darmbakterien variieren bei Senioren stärker und in
Abhängigkeit ihres Speiseplans.
Verschiedene
Bakterien - verschiedene Funktionen?
Die
Mikrobiologen vermuten, dass eine Vielzahl verschiedener
Darmbakterien auch verschiedene Funktionen ausüben. Die Nahrung kann
effizienter aufgespalten werden und dem Körper mehr Nährstoffe
liefern.
Die
Gebrechlichkeit alter Menschen ist unter anderem auf den Verlust von
Muskelmasse und Muskelspannung zurückzuführen. Eine vielfältige
Darmflora ist deshalb besonders wichtig, um Eiweiß und Kalzium für
den Körper verfügbar zu machen.
Die
Wissenschaftler sind daher auch überzeugt, dass eine angepasste
Ernährung und eine Ergänzung mit Probiotika die Gesundheit im Alter
länger erhalten kann. Dies gilt insbesondere für Menschen, die
dauerhaft in Pflegeeinrichtungen leben.
Noch
haben die Forscher nur Hinweise darauf, dass verschiedene
Bakterienstämme verschiedene Funktionen übernehmen. Eine genauere
Zuweisung von Aufgaben und welche Darmbakterien besonders bedeutsam
sind, ist noch unbekannt.
Denn
die Erforschung unseres »Innenlebens« ist nicht so einfach: Die
Winzlinge lassen sich nicht »live« bei der Arbeit beobachten. Also
bleiben nur indirekte Verfahren über Stuhlanalysen und
Blutuntersuchungen, um die Darmflora zu entschlüsseln und der
Bedeutung der unterschiedlichen Darmbakterien auf die Spur zu kommen.
Quellen:
Paul W. O’Toole et al.: Gut microbiota composition correlates with
diet and health in the elderly. Published: Nature
488, 178–184 (09 August 2012) doi:10.1038/nature11319
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