Donnerstag, 9. Mai 2013

Grüner Star - Ursache und Behandlung des Glaukoms


Glaukom: Rechtzeitig den Augeninnendruck kontrollieren lassen
(Foto: tpsdave/pixabay.com)

Der grüne Star (Glaukom) wird oft mit dem grauen Star (Katarakt) verwechselt. Doch diese Augenerkrankungen haben wenig gemeinsam. Ein Glaukom ist weitaus gefährlicher als ein Katarakt.


Unter der Bezeichnung Glaukom fasst man eigentlich eine ganze Gruppe von Augenerkrankungen zusammen, die unerkannt den Sehnerv (Papille) gefährlich schädigen und zerstören. Der Sehnerv macht das Sehen eigentlich erst möglich, in dem er die Lichtimpulse von der Augennetzhaut an das Gehirn weiterleitet, wo sie zu optischen Sinneseindrücken werden. Im Unterschied zum grauen Star (Katarakt) entwickelt sich ein Glaukom schleichend und Veränderungen der Sehfähigkeit werden erst spät bemerkt. Beim Katarakt fällt der Sehverlust durch die zunehmende Trübung der Augenlinse eher auf und ist durch eine entsprechende Katarakt-Operation gut zu behandeln. Der Patient kann nach der Operation wieder vollkommen normal sehen.

Ein Glaukom verläuft oft ohne Symptome. Wenn der Patient den Sehverlust bemerkt, ist eine Schädigung des Sehnervs schon weit fortgeschritten. Der Arzt kann dann nur noch die verbliebene Sehfähigkeit erhalten und das Fortschreiten des Glaukoms verhindern. Die Sehstörungen machen sich vor allem durch Ausfälle im Gesichtsfeld bemerkbar. Als Gesichtsfeld ist der Bereich, den man sieht, wenn man weder die Augen noch den Kopf bewegt. Manchmal werden durch hohen Augeninnendruck beim Sehen farbige Ringe oder Höfe um Lichtquellen erzeugt.

Verschiedene Ursachen und Formen des Glaukoms

Häufigste Ursache für die Entstehung eines primären Glaukoms ist ein erhöhter Augeninnendruck. Im Augeninneren (Glaskörper) befindet sich eine gelartige, elastische Masse, die den Augapfel stabilisiert und die Netzhaut schützt. Das Kammerwasser versorgt Hornhaut und Augenlinse mit Nährstoffen. Beim gesunden Auge sind Zu- und Abfluss des Kammerwassers ausbalanciert, so dass der Augeninnendruck konstant bleibt. Normale Werte liegen zwischen 10 und 21 mmHg.
Durchblutungsstörungen des Sehnervs können ebenfalls zu einem primären Glaukom führen und treten sowohl in Kombination mit einem erhöhten Augeninnendruck auf als auch alleine.

Starke Fehlsichtigkeit im Nah- oder Fernbereich, ein Alter ab 65 Jahren, familiäre Vorbelastung, Cortisonbehandlung, Diabetes mellitus und Herz-Kreislauferkrankungen stellen Risikofaktoren für eine Glaukom-Erkrankung dar.
Allgemeine Vorerkrankungen oder Vorerkrankungen des Auges verursachen ein Sekundärglaukom. Auch schwere Entzündungen, Verletzungen oder Gefäßverschlüsse sind als Ursache denkbar.

Primäre und sekundäre Glaukome

Die primären Formen der Erkrankung treten spontan ohne klare Ursache auf. Man unterscheidet vier Varianten:

Das Weitwinkel- oder Offenwinkelglaukom ist die häufigste Form. Hierbei ist der Abfluss des Kammerwassers durch den Kammerwinkel nicht behindert, der Augeninnendruck trotzdem erhöht. 70 Prozent der Betroffenen haben einen Augeninnendruck über 21 mmHg.

Seltener entsteht ein Engwinkel- oder Winkelblockglaukom. Hier ist der Abfluss des Kammerwassers durch den Kammerwinkel behindert und der Augeninnendruck massiv erhöht. Das Winkelblockglaukom kann als akuter Glaukomanfall auftreten und stellt einen absoluten Notfall dar, der sofort behandelt werden muss. Das betroffene Auge ist gerötet, steinhart und die Patienten haben starke Schmerzen, Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen. Vor allem die Schmerzen sind sehr untypisch für ein Glaukom, das ansonsten kaum Beschwerden verursacht.

Das angeborene primäre Glaukom beim Säugling ist selten und macht sich in der Regel während des ersten Lebensjahres bemerkbar. Diese Form verschlechtert sich schnell. Durch einen operativen Eingriff muss die Fehlentwicklung des Kammerwinkels rechtzeitig behoben werden.

Mit am häufigsten entsteht ein Normaldruck- oder Niedrigdruckglaukom. Der Augeninnendruck liegt im Normalbereich, aber der Patient leidet an einer Regulationsstörung der Gefäße. Aufgrund von Durchblutungsstörungen im Sehnerv und in der Netzhaut, auch Primäre vaskuläre Dysregulation (PvD) genannt, werden die Nervenfasern im Sehnerv beschädigt. Die Erkrankung ist teils erblich bedingt und durch einen stark schwankenden Blutdruck gekennzeichnet. Oft leiden die Betroffenen auch an Durchblutungsstörungen im Körper.

Ein Sekundärglaukom erhöht sich der Augeninnendruck durch eine Augen- oder Allgemeinerkrankung. Gefäßneubildungen, oft eine Folge von Diabetes, ebenso aber nach Netzhautablösungen, Gefäßverschlüssen wie Zentralarterien- und Zentralvenenverschluss oder auch Tumoren, können ein Neovaskularisationsglaukom verursachen. Auch medikamentöse Nebenwirkungen, zum Beispiel bei cortisonhaltigen Augentropfen, lassen manchmal ein Glaukom entstehen.

Diagnose des Glaukoms

Ab einem Alter von 40 Jahren empfehlen Augenärzte alle zwei bis drei Jahre einen regelmäßigen Augen-Check mit einer Augeninnendruckmessung (Tonometrie), einer Augenspiegelung zur Beurteilung des Sehnervs und der Netzhaut sowie einer Gesichtsfeldmessung (Perimetrie). Nur durch eine umfassende augenärztliche Untersuchung kann ein Glaukom rechtzeitig festgestellt werden. Leider übernehmen die Krankenkassen diese Vorsorgeuntersuchungen nicht. Erst wenn ein Glaukom vorliegt, übernehmen die Krankenkassen alle weiteren notwendigen Maßnahmen. Die Glaukom-Vorsorgeuntersuchung wird von den Augenärzten als sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten. Sehnerv-Check und Messung des Augeninnendrucks kosten etwa 16 -20 Euro, können aber vor vorzeitiger Erblindung bewahren.

Therapie beim Glaukom

Eine Glaukom-Therapie wird in den meisten Fällen mit Medikamenten durchgeführt. Die Augentropfen (Antiglaukomatosa) enthalten verschiedene Substanzen, die den Augeninnendruck effektiv senken oder zusätzlich die Durchblutung verbessern. Die Therapie muss jedoch lebenslang durchgeführt werden.
Reichen Medikamente für die Therapie nicht aus, bieten operative oder laserchirurgische Maßnahmen eine zusätzliche Behandlungsmöglichkeit.
Beim akuten Glaukomanfall (Winkelblockglaukom) wird zunächst der Augeninnendruck medikamentös gesenkt, anschließend wird operativ an der Regenbogenhaut ein Druckausgleich zwischen Hinter- und Vorderkammer hergestellt, um eine erneute Blockade des Kammerwassers zu unterbinden.

Beim Sekundärglaukom wird die ursächliche Augenerkrankung oder Allgemeinerkrankung behandelt. Vor allem Blutdruck, Blutzucker und Blutfette sollten bei entsprechenden Vorerkrankungen wie Diabetes regelmäßig kontrolliert werden. Alles, was dem Gefäßsystem insgesamt schadet, greift auch die Gefäße in den Augen an. Ein gesunder Lebensstil ohne Nikotin, aber mit abwechslungsreicher fettarmer Vollwertkost und regelmäßiger Bewegung, hilft uns länger den »Durchblick« zu behalten.

Quelle: Patienteninformation der Augenklinik der Charité Berlin, Stand Mai 2013

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