Glaukom: Rechtzeitig den Augeninnendruck kontrollieren lassen (Foto: tpsdave/pixabay.com) |
Der
grüne Star (Glaukom) wird oft mit dem grauen Star (Katarakt)
verwechselt. Doch diese Augenerkrankungen haben wenig gemeinsam. Ein
Glaukom ist weitaus gefährlicher als ein Katarakt.
Unter
der Bezeichnung Glaukom fasst man eigentlich eine ganze Gruppe von
Augenerkrankungen zusammen, die unerkannt den Sehnerv (Papille)
gefährlich schädigen und zerstören. Der Sehnerv macht das Sehen
eigentlich erst möglich, in dem er die Lichtimpulse von der
Augennetzhaut an das Gehirn weiterleitet, wo sie zu optischen
Sinneseindrücken werden. Im Unterschied zum grauen Star (Katarakt)
entwickelt sich ein Glaukom schleichend und Veränderungen der
Sehfähigkeit werden erst spät bemerkt. Beim Katarakt fällt der
Sehverlust durch die zunehmende Trübung der Augenlinse eher auf und
ist durch eine entsprechende Katarakt-Operation gut zu behandeln. Der
Patient kann nach der Operation wieder vollkommen normal sehen.
Ein
Glaukom verläuft oft ohne Symptome. Wenn der Patient den Sehverlust
bemerkt, ist eine Schädigung des Sehnervs schon weit
fortgeschritten. Der Arzt kann dann nur noch die verbliebene
Sehfähigkeit erhalten und das Fortschreiten des Glaukoms verhindern.
Die Sehstörungen machen sich vor allem durch Ausfälle im
Gesichtsfeld bemerkbar. Als Gesichtsfeld ist der Bereich, den man
sieht, wenn man weder die Augen noch den Kopf bewegt. Manchmal werden
durch hohen Augeninnendruck beim Sehen farbige Ringe oder Höfe um
Lichtquellen erzeugt.
Verschiedene
Ursachen und Formen des Glaukoms
Häufigste
Ursache für die Entstehung eines primären Glaukoms ist ein erhöhter
Augeninnendruck. Im Augeninneren (Glaskörper) befindet sich eine
gelartige, elastische Masse, die den Augapfel stabilisiert und die
Netzhaut schützt. Das Kammerwasser versorgt Hornhaut und Augenlinse
mit Nährstoffen. Beim gesunden Auge sind Zu- und Abfluss des
Kammerwassers ausbalanciert, so dass der Augeninnendruck konstant
bleibt. Normale Werte liegen zwischen 10 und 21 mmHg.
Durchblutungsstörungen
des Sehnervs können ebenfalls zu einem primären Glaukom führen und
treten sowohl in Kombination mit einem erhöhten Augeninnendruck auf
als auch alleine.
Starke
Fehlsichtigkeit im Nah- oder Fernbereich, ein Alter ab 65 Jahren,
familiäre Vorbelastung, Cortisonbehandlung, Diabetes mellitus und
Herz-Kreislauferkrankungen stellen Risikofaktoren für eine
Glaukom-Erkrankung dar.
Allgemeine
Vorerkrankungen oder Vorerkrankungen des Auges verursachen ein
Sekundärglaukom. Auch schwere Entzündungen, Verletzungen oder
Gefäßverschlüsse sind als Ursache denkbar.
Primäre
und sekundäre Glaukome
Die
primären Formen der Erkrankung treten spontan ohne klare Ursache
auf. Man unterscheidet vier Varianten:
Das
Weitwinkel- oder Offenwinkelglaukom ist die häufigste Form. Hierbei
ist der Abfluss des Kammerwassers durch den Kammerwinkel nicht
behindert, der Augeninnendruck trotzdem erhöht. 70 Prozent der
Betroffenen haben einen Augeninnendruck über 21 mmHg.
Seltener
entsteht ein Engwinkel- oder Winkelblockglaukom. Hier ist der Abfluss
des Kammerwassers durch den Kammerwinkel behindert und der
Augeninnendruck massiv erhöht. Das Winkelblockglaukom kann als
akuter Glaukomanfall auftreten und stellt einen absoluten Notfall
dar, der sofort behandelt werden muss. Das betroffene Auge ist
gerötet, steinhart und die Patienten haben starke Schmerzen,
Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen. Vor allem die Schmerzen sind
sehr untypisch für ein Glaukom, das ansonsten kaum Beschwerden
verursacht.
Das
angeborene primäre Glaukom beim Säugling ist selten und macht sich
in der Regel während des ersten Lebensjahres bemerkbar. Diese Form
verschlechtert sich schnell. Durch einen operativen Eingriff muss die
Fehlentwicklung des Kammerwinkels rechtzeitig behoben werden.
Mit
am häufigsten entsteht ein Normaldruck- oder Niedrigdruckglaukom.
Der Augeninnendruck liegt im Normalbereich, aber der Patient leidet
an einer Regulationsstörung der Gefäße. Aufgrund von
Durchblutungsstörungen im Sehnerv und in der Netzhaut, auch Primäre
vaskuläre Dysregulation (PvD) genannt, werden die Nervenfasern im
Sehnerv beschädigt. Die Erkrankung ist teils erblich bedingt und
durch einen stark schwankenden Blutdruck gekennzeichnet. Oft leiden
die Betroffenen auch an Durchblutungsstörungen im Körper.
Ein
Sekundärglaukom erhöht sich der Augeninnendruck durch eine Augen-
oder Allgemeinerkrankung. Gefäßneubildungen, oft eine Folge von
Diabetes, ebenso aber nach Netzhautablösungen, Gefäßverschlüssen
wie Zentralarterien- und Zentralvenenverschluss oder auch Tumoren,
können ein Neovaskularisationsglaukom verursachen. Auch
medikamentöse Nebenwirkungen, zum Beispiel bei cortisonhaltigen
Augentropfen, lassen manchmal ein Glaukom entstehen.
Diagnose
des Glaukoms
Ab
einem Alter von 40 Jahren empfehlen Augenärzte alle zwei bis drei
Jahre einen regelmäßigen Augen-Check mit einer
Augeninnendruckmessung (Tonometrie), einer Augenspiegelung zur
Beurteilung des Sehnervs und der Netzhaut sowie einer
Gesichtsfeldmessung (Perimetrie). Nur durch eine umfassende
augenärztliche Untersuchung kann ein Glaukom rechtzeitig
festgestellt werden. Leider übernehmen die Krankenkassen diese
Vorsorgeuntersuchungen nicht. Erst wenn ein Glaukom vorliegt,
übernehmen die Krankenkassen alle weiteren notwendigen Maßnahmen.
Die Glaukom-Vorsorgeuntersuchung wird von den Augenärzten als
sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) angeboten.
Sehnerv-Check und Messung des Augeninnendrucks kosten etwa 16 -20
Euro, können aber vor vorzeitiger Erblindung bewahren.
Therapie
beim Glaukom
Eine
Glaukom-Therapie wird in den meisten Fällen mit Medikamenten
durchgeführt. Die Augentropfen (Antiglaukomatosa) enthalten
verschiedene Substanzen, die den Augeninnendruck effektiv senken oder
zusätzlich die Durchblutung verbessern. Die Therapie muss jedoch
lebenslang durchgeführt werden.
Reichen
Medikamente für die Therapie nicht aus, bieten operative oder
laserchirurgische Maßnahmen eine zusätzliche
Behandlungsmöglichkeit.
Beim
akuten Glaukomanfall (Winkelblockglaukom) wird zunächst der
Augeninnendruck medikamentös gesenkt, anschließend wird operativ an
der Regenbogenhaut ein Druckausgleich zwischen Hinter- und
Vorderkammer hergestellt, um eine erneute Blockade des Kammerwassers
zu unterbinden.
Beim
Sekundärglaukom wird die ursächliche Augenerkrankung oder
Allgemeinerkrankung behandelt. Vor allem Blutdruck, Blutzucker und
Blutfette sollten bei entsprechenden Vorerkrankungen wie Diabetes
regelmäßig kontrolliert werden. Alles, was dem Gefäßsystem
insgesamt schadet, greift auch die Gefäße in den Augen an. Ein
gesunder Lebensstil ohne Nikotin, aber mit abwechslungsreicher
fettarmer Vollwertkost und regelmäßiger Bewegung, hilft uns länger
den »Durchblick« zu behalten.
Quelle: Patienteninformation der Augenklinik der Charité Berlin, Stand Mai 2013
Quelle: Patienteninformation der Augenklinik der Charité Berlin, Stand Mai 2013
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