Samstag, 25. Mai 2013

Kalziummangel kann die Nebenschilddrüse beeinträchtigen


Auch die Nebenschilddrüse braucht genügend Kalzium
(Foto: Hans/pixabay.com)

Frauen, die wenig Kalzium aufnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für die Hormonerkrankung Hyperparathyreoidismus, einer Fehlfunktion der Nebenschilddrüse. Das beweisen amerikanische Forschungen des »Brigham and Women‘s Hospital« in Boston.


Bei primärem Hyperparathyreoidismus (pHPT) produzieren die Nebenschilddrüsen zu viel Hormone, was zu porösen Knochen, Knochenbrüchen und Nierensteinen führt. In den vergangenen Jahren haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass unbehandelter pHPT das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht.

Kalzium wichtiger Faktor

Es ist bekannt, dass die Einnahme von Kalzium die Produktion des Nebenschilddrüsenhormons beeinflusst. Daher wurde zwar angenommen, dass Kalzium eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von pHPT spielt, wissenschaftliche Beweise fehlten aber bislang.

Langzeitstudie gibt Aufklärung

Die amerikanischen Wissenschaftler untersuchten Daten von 58.354 Frauen zwischen 39 und 66 Jahren. Die Frauen wurden während einer Periode von 22 Jahren begleitet und in dieser Zeit erkrankten 277 Frauen an primärem Hyperparathyreoidismus. Alle vier Jahre beantworteten die Teilnehmerinnen einen Fragebogen und gaben unter anderem über ihre Ernährungsgewohnheiten Auskunft.

Aus den Ergebnissen wurde deutlich, dass Frauen, die viel Kalzium mit der Nahrung aufnehmen, ein um 44 Prozent geringeres Risiko haben, an pHPT zu erkranken. Frauen, die täglich 50 Milligramm eines Kalziumpräparates einnahmen, hatten sogar ein um 59 Prozent geringeres Risiko für pHPT.

Weitere Forschungen

Eine erhöhte Kalziumaufnahme - sowohl mit der Nahrung als auch über Ergänzungspräparate - steht bei Frauen in jedem Fall in Verbindung mit einem reduzierten Risiko für PhPT, meinen die Forscher. Vielleicht wird aber der Zusammenhang teilweise durch Aspekte verursacht, die nicht kontrolliert wurden. Diese Frage soll nun durch Folgestudien beantwortet werden. Doch die Wissenschaftler denken, dass die Studie ausreichend Beweise liefert, um Ärzte zu unterstützen, die ihre Patientinnen zur Einnahme von Kalziumpräparaten ermutigen. Denn vermutlich überwiegen bei einer moderaten Dosierung die gesundheitlichen Vorteile gegenüber den Risiken. In Zukunft könnte sogar ein moderater Anstieg der Kalziumkonzentration dabei helfen, der Entstehung von Nebenschilddrüsentumoren entgegenzuwirken, hoffen Experten. Die Studienergebnisse wurden im Fachmagazin »British Medical Journal« veröffentlicht.

Primärer Hyperparathyreoidismus

Primärer Hyperparathyreoidismus ist nach der Osteoporose die zweithäufigste Stoffwechselerkrankung des Knochens. Durch eine Überfunktion der Nebenschilddrüse kommt es zu einer Überproduktion des Nebenschilddrüsenhormons Parathormon (PTH). Die Erkrankung wird oft bei Routineuntersuchungen festgestellt und zeigt sich labortechnisch durch hohe Kalziumwerte im Blutserum.

Bei einer frühen Diagnose sind die meisten Patienten noch ohne deutliche Symptome. Aber auch ein milder Hyperparathyreoidismus führt auf längere Sicht zu mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologischen Krankheiten, Einschränkungen der Nierenfunktion und Knochenbrüchen. Die einzige Therapie, die zur Heilung führt, ist die chirurgische Entfernung der erkrankten Nebenschilddrüse. Teilweise werden die Betroffenen aber auch mit Medikamenten behandelt, die den Kalziumspiegel senken.

Beim sekundären Hyperparathyreoidismus ist die Nebenschilddrüse selbst nicht erkrankt. Die Überproduktion des Parathormons wird hierbei durch eine Grunderkrankung ausgelöst, die den Kalzium- oder Phosphatspiegel im Blut absenkt.

Quellen: Julie M Paik, instructor and attending physician, Gary C Curhan, professor and attending physician, Eric N Taylor, assistant professor and attending physician: Calcium intake and risk of primary hyperparathyroidism in women: prospective cohort study, BMJ2012;345:e6390

James Norman, chief of surgery: Increased calcium intake may reduce risk of primary hyperparathyroidism, BMJ 2012; 345:e6646 doi:10.1136/bmj.e6646

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