Auch die Nebenschilddrüse braucht genügend Kalzium (Foto: Hans/pixabay.com) |
Frauen,
die wenig Kalzium aufnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für die
Hormonerkrankung Hyperparathyreoidismus, einer Fehlfunktion der
Nebenschilddrüse. Das beweisen amerikanische Forschungen des
»Brigham and Women‘s Hospital« in Boston.
Bei
primärem Hyperparathyreoidismus (pHPT) produzieren die
Nebenschilddrüsen zu viel Hormone, was zu porösen Knochen,
Knochenbrüchen und Nierensteinen führt. In den vergangenen Jahren
haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass unbehandelter pHPT
das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht.
Kalzium
wichtiger Faktor
Es
ist bekannt, dass die Einnahme von Kalzium die Produktion des
Nebenschilddrüsenhormons beeinflusst. Daher wurde zwar angenommen,
dass Kalzium eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung von pHPT
spielt, wissenschaftliche Beweise fehlten aber bislang.
Langzeitstudie
gibt Aufklärung
Die
amerikanischen Wissenschaftler untersuchten Daten von 58.354 Frauen
zwischen 39 und 66 Jahren. Die Frauen wurden während einer Periode
von 22 Jahren begleitet und in dieser Zeit erkrankten 277 Frauen an
primärem Hyperparathyreoidismus. Alle vier Jahre beantworteten die
Teilnehmerinnen einen Fragebogen und gaben unter anderem über ihre
Ernährungsgewohnheiten Auskunft.
Aus
den Ergebnissen wurde deutlich, dass Frauen, die viel Kalzium mit der
Nahrung aufnehmen, ein um 44 Prozent geringeres Risiko haben, an pHPT
zu erkranken. Frauen, die täglich 50 Milligramm eines
Kalziumpräparates einnahmen, hatten sogar ein um 59 Prozent
geringeres Risiko für pHPT.
Weitere
Forschungen
Eine
erhöhte Kalziumaufnahme - sowohl mit der Nahrung als auch über
Ergänzungspräparate - steht bei Frauen in jedem Fall in Verbindung
mit einem reduzierten Risiko für PhPT, meinen die Forscher.
Vielleicht wird aber der Zusammenhang teilweise durch Aspekte
verursacht, die nicht kontrolliert wurden. Diese Frage soll nun durch
Folgestudien beantwortet werden. Doch die Wissenschaftler denken,
dass die Studie ausreichend Beweise liefert, um Ärzte zu
unterstützen, die ihre Patientinnen zur Einnahme von
Kalziumpräparaten ermutigen. Denn vermutlich überwiegen bei einer
moderaten Dosierung die gesundheitlichen Vorteile gegenüber den
Risiken. In Zukunft könnte sogar ein moderater Anstieg der
Kalziumkonzentration dabei helfen, der Entstehung von
Nebenschilddrüsentumoren entgegenzuwirken, hoffen Experten. Die
Studienergebnisse wurden im Fachmagazin »British Medical Journal«
veröffentlicht.
Primärer
Hyperparathyreoidismus
Primärer
Hyperparathyreoidismus ist nach der Osteoporose die zweithäufigste
Stoffwechselerkrankung des Knochens. Durch eine Überfunktion der
Nebenschilddrüse kommt es zu einer Überproduktion des
Nebenschilddrüsenhormons Parathormon (PTH). Die Erkrankung wird oft
bei Routineuntersuchungen festgestellt und zeigt sich labortechnisch
durch hohe Kalziumwerte im Blutserum.
Bei
einer frühen Diagnose sind die meisten Patienten noch ohne deutliche
Symptome. Aber auch ein milder Hyperparathyreoidismus führt auf
längere Sicht zu mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologischen
Krankheiten, Einschränkungen der Nierenfunktion und Knochenbrüchen.
Die einzige Therapie, die zur Heilung führt, ist die chirurgische
Entfernung der erkrankten Nebenschilddrüse. Teilweise werden die
Betroffenen aber auch mit Medikamenten behandelt, die den
Kalziumspiegel senken.
Beim
sekundären Hyperparathyreoidismus ist die Nebenschilddrüse selbst
nicht erkrankt. Die Überproduktion des Parathormons wird hierbei
durch eine Grunderkrankung ausgelöst, die den Kalzium- oder
Phosphatspiegel im Blut absenkt.
Quellen:
Julie M Paik, instructor and attending physician, Gary C Curhan,
professor and attending physician, Eric N Taylor, assistant professor
and attending physician: Calcium intake and risk of primary
hyperparathyroidism in women: prospective cohort study, BMJ2012;345:e6390
James
Norman, chief of surgery: Increased calcium intake may reduce risk of
primary hyperparathyroidism, BMJ 2012; 345:e6646
doi:10.1136/bmj.e6646
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