Das Diabetesmedikament Metformin auch bei Demenzerkrankungen? (Foto: dondoc-foto - Fotolia.com) |
Metformin,
ein orales Antidiabetikum zur Behandlung von Diabetes Typ 2, könnte
zukünftig auch Alzheimer- und Demenzpatienten helfen. Das
Arzneimittel lässt neue Nervenzellen im Gehirn entstehen und wirkt
günstig auf die Gedächtniskraft.
Studienergebnisse
aus Kanada lassen hoffen, dass das Mittel Metformin
nicht nur den Blutzucker regeln kann, sondern auch bei
neurodegenerativen Erkrankungen (Demenz, Alzheimer, Schlaganfall)
geeignet sein könnte. Das haben Tests an neuronalen menschlichen
Stammzellen und Mäusen ergeben. Die Forscher injizierten Mäusen
vier Wochen lang Metformin, die im Folgenden neue Zellen im Gehirn
formten. Neuronale Stammzellen findet man vornehmlich in einem für
das Erinnerungsvermögen wichtigen Bereich, dem Hippocampus. Die
Merkfähigkeit der Metformin-Mäuse war in Labyrinthversuchen
eindeutig besser als die der Kontrollmäuse. Dies bekräftigt, dass
Metformin die Entstehung neuer Gehirnzellen stimuliert und
gleichzeitig das räumliche Gedächtnis steigert, denn die Mäuse
konnten sich an Lage einer Plattform besser erinnern als ihre
unbehandelten Artgenossen.
Schon
eineinhalb Jahre zuvor entdeckte Freda Miller von der Universität
Toronto, dass für die Entstehung neuer Gehirnzellen aus neuronalen
Stammzellen ein Stoffwechselmechanismus namens PKC-CBP zuständig
ist. Gleichzeitig fanden Wissenschaftler der John Hopkins Universität
in Baltimore heraus, dass über denselben Stoffwechselvorgang die
blutzuckersenkende Wirkung von Metformin verursacht wird.
Metformin
als Grundlage für zukünftige Therapien
Die
Mediziner sind sich sicher, dass Metformin als Basis für neue
Behandlungen gegen neurologische Erkrankungen verwendet werden kann.
Metformin könnte insbesondere im Hippocampus, der essenziell für
die geistigen Fähigkeiten ist, regenerativ erfolgreich sein und so
Defekte, die durch Alzheimer oder auch Schlaganfälle verursacht
wurden, beheben.
Schon
zu einem früheren Zeitpunkt gab es Andeutungen für die vorteilhafte
Wirkung von Metformin auf Alzheimersymptome. Diese Alzheimerpatienten
waren aber auch an Diabetes erkrankt und die Mediziner führten die
Veränderungen vielmehr auf den korrigierten Blutzuckerspiegel und
den reduzierten Insulinbedarf zurück. Die neuen Schlussfolgerungen
der Studien ergeben, dass der Einfluss nicht an die Blutzucker
regulierende Wirkung gebunden ist. Offenbar können sich durch
Alzheimer funktionell beeinträchtigte Nervenzellen unter der Gabe
von Metformin regenerieren.
Von
Vorteil ist, dass das Antidiabetikum Metformin anerkannt und lange
bewährt ist. Es gilt als sicher und meist gut verträglich für
Patienten. Darüber hinaus gab es in den zurückliegenden Jahren
ergänzende Studien über potenzielle Einsatzbereiche von Metformin.
In Tierversuchen konnte Metformin die Lebenserwartung von Mäusen mit
der Krankheit Morbus Huntington verlängern. Morbus Huntington (Chorea
Huntington) ist eine seltene vererbbare Erkrankung mit
Bewegungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und später auch dem
Wegfall des intellektuellen Vermögens.
Metformin
als Krebsschutz?
Metformin
schützt möglicherweise auch gegen Krebs. Beobachtungsstudien
belegen, dass Typ 2 Diabetiker, die mit Metformin behandelt werden,
seltener an Darmkrebs erkranken (Diabetes Care 2011; 34: 2323-2328).
Und sogar bei unerfülltem Kinderwunsch kann Metformin von Nutzen
sein: Frauen, die sich mit dem Polyzystischen Ovarsyndrom
(PCOS) herumplagen, kann eine Behandlung mit Metformin helfen.
Spezifisch für das PCOS sind Zyklusveränderungen, vermehrte
Körperbehaarung, Hautprobleme wie Akne, Verlust des Kopfhaares und
zu viele männliche Sexualhormone im Blut. Darüber hinaus leiden
erkrankte Frauen oftmals an Übergewicht und Insulinresistenz.
Metformin stabilisiert den Stoffwechsel und beeinflusst den
weiblichen Zyklus der Patientinnen positiv.
Quelle:
Jing Wang et al.: Metformin activates an atypical PKC-CBP pathway to
promote neurogenesis and enhance spatial memory formation. Cell Stem
Cell - 6 July 2012 (Vol. 11, Issue 1, pp. 23-35), doi:
10.1016/j.stem.2012.03.016
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