Nicht nur Männer leiden an Schlafapnoe (Foto: tatlin/pixabay.com) |
Schlafapnoe,
oft als reines Männerproblem betrachtet, tritt bei Frauen doch
häufiger vor als bislang vermutet. Vor allem Frauen mit starkem
Übergewicht und hohem Blutdruck sind vermehrt betroffen, wie
aktuelle Untersuchungen jetzt ergaben.
Schlafapnoe
ist eine ernste Erkrankung, bei der die Schläfer nachts unter
Atemaussetzern leiden. Körper und besonders das Gehirn bekommt zu
wenig Sauerstoff und löst als Folge einen Weckreflex aus. Das Risiko
für Schlafapnoe steigt mit dem Lebensalter und die Zahl der
männlichen Betroffenen ist höher als die der weiblichen. Auch unter
Typ-2-Diabetikern kommt Schlafapnoe überdurchschnittlich oft vor.
Schlafapnoe
auch ein weibliches Problem
In
einer Untersuchung der schwedischen Universitäten Uppsala und Umeå
ermittelten die Wissenschaftler, wie häufig Schlafapnoe bei Frauen
auftritt und welche Risikofaktoren die Schlaferkrankung begünstigen.
Die Mediziner nahmen 400 zufällig ausgewählte Frauen zwischen 20
und 70 Jahren in die Studie auf. Die Teilnehmerinnen füllten
Fragenbögen aus und nahmen an einer Schlafuntersuchung teil.
Bei
der Hälfte der Probandinnen wurde Schlafapnoe festgestellt. Bei den
Frauen, deren Blutdruck zu hoch war, waren sogar 80 Prozent betroffen
und bei 84 Prozent der stark übergewichtigen Frauen stellten die
Forscher Schlafapnoe fest. 31 Prozent der übergewichtigen
Teilnehmerinnen zwischen 55 und 70 Jahren zeigten sogar schwere
Schlafapnoesymptome.
Die
Mediziner waren ungemein überrascht, so viele weibliche
Schlafapnoiker zu finden, gilt doch Schlafapnoe immer noch vor allem
als männliche Erkrankung. Mediziner wissen allerdings, dass Frauen
nach den Wechseljahren durch die abnehmende Hormonproduktion öfter
von Schlafapnoe betroffen sind. Ärzte müssen sich vor allem dem
Zusammenhang zwischen Schlafapnoe, hohem Blutdruck und Übergewicht
bewusst sein, um festzustellen, welche Patienten möglicherweise von
der Schlaferkrankung betroffen sind, meinen die schwedischen
Wissenschaftler.
Die
Studienergebnisse sind in der August-Ausgabe des European
Respiratory Journals
nachzulesen.
Ursachen
und Warnzeichen für Schlafapnoe
Es
gibt drei Formen von Schlafapnoe:
- obstruktive Schlafapnoe
- zentrale Schlafapnoe
- gemischte Schlafapnoe
Bei
der obstruktiven Schlafapnoe erschlaffen im Schlaf die Gaumen- und
Rachenmuskeln so stark, dass bei den Schläfern die Atemwege
zufallen. Durch einen solchen Atemstillstand (Apnoe) sinkt der
Sauerstoffgehalt im Blut rapide ab. Das Gehirn setzt dann einen
Notfallplan in Gang: Bestimmte Stresshormone werden freigesetzt, die
den Schläfer so weit aufwecken, dass die Muskelspannung sich erhöht
und die Atmung einsetzt.
Bei
der zentralen Schlafapnoe liefert das Gehirn nicht genügend
Atembefehle und es kommt zu Atemaussetzern.
Die
Mehrheit der Schlafapnoiker leidet an der obstruktiven oder der
gemischten Schlafapnoe und die meisten sind starke Schnarcher. Im
Laufe einer Nacht treten nicht selten bis zu 400 Atemstillstände
auf. Dennoch fühlen sich viele Schlafapnoiker morgens ausgeschlafen.
Doch schon starkes Schnarchen alleine ist auf Dauer gefährlich für
Herz und Kreislauf, wie neuere Untersuchungen beweisen.
Welche
Warnzeichen deuten auf eine Schlafapnoe hin?
- sehr laute unregelmäßige Schnarchgeräusche
- Atempausen von zehn Sekunden bis zu mehreren Minuten
- Kopfdruck, Kopfschmerz, Mundtrockenheit am Morgen
- morgendliche Erschöpfung
- Schwindel, besonders nach dem Aufstehen
- abnehmende körperliche und geistige Leistungsfähigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen, Nervosität, Gereiztheit
- häufiger nächtlicher Harndrang und vermehrtes Wasserlassen während der Nacht
- Erektionsprobleme
- extreme Tagesmüdigkeit bis zum Sekundenschlaf, vor allem bei monotonen Arbeiten.
Auch
Menschen mit Kieferfehlstellungen, Nasenpolypen oder vergrößerten
Rachenmandeln sind gefährdet. Und abendlicher Alkoholgenuss,
Schlafmittel oder Schichtarbeit erhöhen ebenfalls das Risiko. All
diese Umstände fördern die Entwicklung einer Schlafapnoe.
Folgeerkrankungen
bei Schlafapnoe
Die
dauernden nächtlichen Weckreaktionen des Körpers erzeugen
Dauerstress, Puls und Blutdruck steigen und das Herz-Kreislaufsystem
wird permanent überlastet. Die für körperliche und geistige
Regeneration notwendigen Schlafphasen wie Tiefschlaf und REM-Schlaf
sind stark reduziert oder fehlen. Rezeptoren, die das
Herz-Kreislaufsystem regulieren, werden überbeansprucht.
Die
Folgen der mangelnden Erholungsphasen sind gravierend und neue
Einsichten in die gesundheitlichen Konsequenzen starker
Schlafstörungen kommen unentwegt hinzu:
- Entstehung von Bluthochdruck
- Übergewicht
- Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, koronare Herzerkrankungen
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- verfrühte Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)
- Depressionen, Angstzustände
- Abnahme der Merkfähigkeit
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
Schlafapnoe
sollte in jedem Fall behandelt werden. In leichten Fällen kann eine
Umstellung der Lebensgewohnheiten ausreichen, beispielsweise Gewicht
reduzieren, Alkohol, Nikotin und Schlafmittel vermeiden. In schweren
Fällen werden Betroffene mit einer Atemmaske versorgt, die nachts
getragen wird und durch leichten Überdruck dafür sorgt, dass die
Atemwege offenbleiben. Auch wenn Patienten sich an das Schlafen mit
einem solchen CPAP-Gerät
(CPAP: engl. Continuous Positive Airway Pressure) gewöhnen müssen,
fühlen sich viele Schlafapnoiker nach kurzer Zeit tagsüber wieder
erheblich fitter. Probleme wie Tagesmüdigkeit und mangelnde
Konzentrationsfähigkeit nehmen ab und der Alltag ist wieder
einfacher zu bewerkstelligen.
Quelle:
Karl A. Franklin, Carin Sahlin, Hans Stenlund, Eva Lindberg: Sleep
apnoea is a common occurrence in females, Eur Respir J erj02127-2011;
published ahead of print 2012, doi:10.1183/09031936.00212711
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