Schlaganfall durch Blutgerinnsel oder Hirnblutung (Foto: geralt/pixabay.com) |
Unter
dem Namen Schlaganfall fasst man eine Reihe von Erkrankungen
zusammen, die unterschiedliche Ursachen haben und ebenso
unterschiedliche Behandlungen erfordern. Ärzte sprechen heute eher
von »Hirninfarkt« oder »Hirnblutung« je nach Ursache des
Schlaganfalls.
Ursachen
für einen Schlaganfall
Apoplexie,
Hirninfarkt, Hirninsult: So bezeichnen Mediziner einen Schlaganfall.
Doch was passiert dabei im Körper? Gehirnareale werden durch einen
Gefäßverschluss oder durch eine Einengung nicht genügend mit
Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, Nervenzellen sterben ab und
Körperfunktionen fallen aus. Es kommt zum Hirninfarkt.
Dafür sind zwei Hauptursachen verantwortlich:
• Verschluss durch ein
Blutgerinnsel (Thrombus), das sich beispielsweise im Herzen oder in
der Halsschlagader gebildet hat und mit dem Blutfluss ins Gehirn
gelangt (Thromboembolie).
• Verschluss einer Hirnarterie
oder der hirnversorgenden Halsgefäße durch Gefäßverkalkung
(Arteriosklerose).
Sind
von der Unterversorgung kleinste Arterien im Gehirn betroffen,
sprechen Ärzte von einer Mikroangiopathie.
In
15 bis 20 Prozent der Schlaganfälle ist eine Hirnblutung
der Auslöser. Dabei reißt ein Blutgefäß und Blut tritt ins
umliegende Hirngewebe ein (Interzerebralblutung) - nicht selten durch
Bluthochdruck und Vorschäden aufgrund von Arterienverkalkung. Bei
etwa zwei bis fünf Prozent der Betroffenen findet die Einblutung in
den Zwischenraum von Gehirn und weicher Hirnhaut (Arachnoidea) statt.
Dieser Zwischenraum ist normalerweise mit Hirnwasser gefüllt und
schützt es vor Erschütterungen.
Seltenere
Ursachen für einen Schlaganfall sind Gefäßentzündungen oder
-verletzungen, Störungen der Blutgerinnung oder eine
Gerinnselbildung in den Venenabflüssen des Hirns
(Sinusvenenthrombose).
Symptome
bei einem Schlaganfall
Bemerken
Sie die nachstehenden Symptome bei sich selbst oder jemand anderem,
sollten Sie sofort notärztliche Hilfe aufsuchen, denn ein
Schlaganfall stellt eine lebensbedrohliche Situation dar. Und je
früher die Behandlung nach einem Schlaganfall einsetzt, umso besser
können Folgeschäden verhindert werden.
Typische
Symptome bei einem Schlaganfall sind:
• Sehstörungen (Doppelbilder,
vorübergehender Sehverlust auf einem Auge, verschwommenes Sehen,
Einschränkungen des Gesichtsfeldes, Störungen des räumlichen
Sehens),
• plötzlich einsetzende
Schwäche oder Lähmung einer Körperhälfte oder eines Armes, Beines
oder einer Gesichtshälfte (herabhängender Mundwinkel),
• Schwindel und
Gleichgewichtsstörungen,
• plötzlich einsetzende
Verwirrtheit, Bewusstseinseintrübung bis zur Bewusstlosigkeit,
• schlagartig auftretende sehr
starke Kopfschmerzen, die der Betroffene so nicht kennt,
• Übelkeit und Erbrechen.
TIA
- der kleine Schlaganfall
Etwa
jeder dritte Schlaganfall kündigt sich durch TIAs an. Eine
Transitorisch Ischämische Attacke (TIA)
weist die gleichen Symptome auf, die allerdings nur Minuten bis
wenige Stunden anhalten. Eine TIA entsteht durch eine kurzzeitige
Durchblutungsstörung und sollte genauso notfallmäßig behandelt
werden wie ein Schlaganfall.
Wie
wird ein Schlaganfall festgestellt?
Ein
zum Schlaganfall führender Gefäßverschluss oder eine Hirnblutung
werden vorrangig mit bildgebenden Verfahren wie Computertomografie
(CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder Kernspintomografie
festgestellt. Herzrhythmusstörungen werden mittels eines EKGs
(Elektrokardiogramm) kontrolliert. Ultraschalluntersuchungen des
Herzens und der hirnversorgenden Blutgefäße geben weitere Hinweise
auf Gefäßablagerungen, Gefäßeinengungen, Gefäßverschlüsse oder
Blutgerinnselbildung.
Therapie
beim Schlaganfall
Die
Akutbehandlung wird optimal auf einer sogenannten Stroke Unit, einer
Schlaganfall-Spezialstation, eingeleitet. Hier ist die Behandlung auf
die speziellen Anforderungen von Schlaganfall-Patienten ausgerichtet.
Bei
einem Gefäßverschluss können Blutgerinnsel durch eine Lysetherapie
medikamentös aufgelöst werden. Dies muss allerdings innerhalb von
maximal viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall geschehen. Wichtig
ist deshalb, die Warnsignale zu beachten und möglichst schnell zu
reagieren. Umso wirksamer ist die Therapie und langfristige Schäden
können verhindert werden.
Ist
die Ursache des Schlaganfalls eine Hirnblutung oder ist das
Zeitfenster für eine Lysetherapie verstrichen, so werden
chirurgische Maßnahmen notwendig.
Nach
der Akutversorgung setzen sobald wie möglich
Rehabilitationsmaßnahmen ein, um die körperlichen und geistigen
Fähigkeiten zurückzuerlangen oder zu erhalten. In der Regel wird
der Schlaganfall-Patient in eine Reha-Klinik überwiesen, wo er
zunächst drei Wochen stationär betreut wird. Die weitere
Rehabilitation kann auch ambulant am Wohnort des Patienten
durchgeführt werden.
Die
Folgen: Einschränkungen im Alltag
Der
Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache nach Krebs- und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das erste Jahr nach einem Schlaganfall
überleben bis zu 40 Prozent der Betroffenen nicht.
Rund
64 Prozent der Schlaganfall-Patienten bleiben ein Jahr nach dem
Schlaganfall pflegebedürftig. Schlaganfall ist der häufigste Grund
für erworbene Behinderungen bei Erwachsenen. Zu den häufigsten
Folgeerscheinungen zählen einseitige Lähmungen, Gefühlsstörungen
in Armen und Beinen, Schluckstörungen, Gleichgewichtsstörungen,
Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen, Sprach- und Sehstörungen.
Etwa die Hälfte der Patienten wird durch Hirnschäden oder die
daraus resultierenden Behinderungen depressiv.
Fast
eine Million Menschen in Deutschland leiden unter den Folgen einer
Schlaganfall-Erkrankung und aufgrund der steigenden Lebenserwartung
wird die Zahl weiter zunehmen.
Die
größten Risikofaktoren
Zu
den Hauptrisikofaktoren für das Auftreten eines Schlaganfalls
zählen:
• Nikotin
• Stress
• Bluthochdruck
• Zu hohe Blutfettwerte
• Bewegungsmangel und
Übergewicht
• Zu hoher Blutzucker (Diabetes
mellitus)
• Herzrhythmusstörungen
(Vorhofflimmern)
Vor
allem das Vorhofflimmern gilt inzwischen als gefährlich.
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Etwa eine
Million Menschen in Deutschland sind davon betroffen, doch nur jede
Zweite weiß von seiner Erkrankung. Betroffene haben ein fünffach
erhöhtes Risiko einen Schlaganfall zu erleiden. Größte Gefahr beim
Vorhofflimmern ist, dass sich im linken Herzvorhof Blutgerinnsel
bilden und mit dem Blut ins Gehirn geschwemmt werden. Zur Vorbeugung
erhalten solche Risikopatienten Blut verdünnende Medikamente.
Doch
auch die anderen Risikofaktoren sollten reduziert oder ganz vermieden
werden. Denn sie alle führen zu Ablagerungen in den Blutgefäßen
(Arteriosklerose), schlechten Fließeigenschaften des Blutes, weniger
Elastizität der Blutgefäße und verstärken sich gegenseitig
negativ.
Vorbeugung
und Früherkennung können Leben retten
Durch
Früherkennung und vorbeugende Maßnahmen könnten nach Meinung der
Deutschen Schlaganfall-Hilfe bis zu 70 Prozent aller Schlaganfälle
vermieden werden. Basis sind eine gesunde Lebensführung und die
Kontrolle eventueller Risikofaktoren. Wer seine Risikofaktoren kennt
und entsprechend gegensteuert, kann sein Schlaganfall-Risiko deutlich
senken. In Deutschland werden jährlich etwa 270.000 Menschen »vom
Schlag getroffen«. Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe wirbt daher auch
vor allem für Früherkennung und regelmäßige medizinische
Check-ups.
Die
Krankenkassen bieten entsprechende Vorsorgeprogramme ohne
Zusatzkosten an. Schon ab 35 können solche Vorsorgeuntersuchungen
alle zwei Jahre in Anspruch genommen werden. Hausärzte raten gerade
dieser Altersgruppe dazu, die Check-ups zu nutzen, um eventuelle
Risiken zu erkennen. Und selbst im Alter oder nach einem
überstandenen Schlaganfall lohnen sich vorbeugende Maßnahmen wie
die Umstellung ungünstiger Lebensgewohnheiten. Weitere
Informationen, Fragebögen zur Vorbereitung auf ein Arztgespräch und
ein Online-Risikotest finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Schlaganfall-Hilfe.
Quelle: Thrombolysis with Alteplase 3 to 4.5 Hours after Acute Ischemic Stroke.
Hacke W, et al., for the ECASS Investigators. N Engl J Med 2008;359:1317-29, doi: 10.1056/NEJMoa0804656
Quelle: Thrombolysis with Alteplase 3 to 4.5 Hours after Acute Ischemic Stroke.
Hacke W, et al., for the ECASS Investigators. N Engl J Med 2008;359:1317-29, doi: 10.1056/NEJMoa0804656
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