Menschen,
die sich chirurgisch wegen ihrer Fettleibigkeit behandeln lassen,
entwickeln schneller eine Sucht. Einige Patienten greifen nach dem
Eingriff eher zu Alkohol als zu Nahrungsmitteln, fanden Forscher am
"New York Obesity Research Center" heraus.
Die
Wissenschaftler untersuchten 132 Frauen und 23 Männer, die wegen
ihrer Adipositas mit einem Roux-en-Y-Magenbypass oder einem Magenband
behandelt wurden. Die Teilnehmer beantworteten Fragebögen zu ihrem
Alkohol- und Drogenkonsum vor dem Eingriff sowie einen Monat, drei
Monate, sechs Monate, zwölf Monate und zwei Jahre nach dem Eingriff.
Zwischen
den einzelnen Patienten fanden die Mediziner keine große
Unterschiede. Bei Betrachtung der gesamten Gruppe zeigte sich aber,
dass nach zwei Jahren der Konsum von Alkohol und Drogen erheblich
zugenommen hatte.
Emotionale
Esser
Laut
dem Wissenschaftler Alexis Conason waren manche Patienten vor der
Operation »emotionale Esser«. Da die Patienten ihre Emotionen nun
nicht mehr mit großen Essensmengen verarbeiten können, suchen sie
nach Alternativen. So flüchten einige Patienten in Alkohol oder
Drogen.
Verzerrtes
Körperbild
Auch
mit dem plötzlichen Gewichtsverlust haben manche adipösen Patienten
Probleme. Durch eine solche Operation verlieren sie teilweise
innerhalb eines Jahres 60 Prozent ihres Übergewichts. Die Patienten
erkennen sich im Spiegel kaum noch wieder. »Für viele Menschen
erleichtert ein solcher Eingriff die oft vorhandenen depressiven
Symptome, doch andere kämpfen regelrecht mit ihrem neuen Körper und
dem veränderten Spiegelbild«, so Wissenschaftler Conason.
Die
Ergebnisse der Studie erscheinen in der Online-Ausgabe des »Archives
of Surgery«.
Bariatrische
Chirurgie nicht das Allheilmittel
Die
Adipositas- oder bariatrische Chirurgie schien in den vergangenen
Jahren das ultimative Mittel zur Bekämpfung von krankhaftem
Übergewicht und dessen Folgen. Risiken wie
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu hohe Blutfette und selbst Diabetes
sollten minimiert werden oder völlig verschwinden. Inzwischen gehen
die Meinungen der Experten diesbezüglich auseinander. Die Kritik
nimmt zu und es gibt reichlich Argumente, die gegen die bariatrische
Chirurgie als erstes Mittel der Wahl sprechen.
Die
Diabetes-Rückfallquote ist hoch und laut einer Schwedischen Obese
Subjects (SOS)-Studie, die Anfang 2012 veröffentlicht wurde, sind
Body-Mass-Index und erzielter Gewichtsverlust alleine keine
aussagekräftigen Faktoren für die Prognose von Herzinfarkt oder
Schlaganfall. Damit wird das erklärte Behandlungsziel der
bariatrischen Chirurgie infrage gestellt, denn eine deutliche
Gewichtsabnahme sollte die Patienten vor
Herz-Kreislauf-Komplikationen bewahren. Auch berichten Experten
inzwischen über eine erneute Gewichtszunahme nach einigen Jahren
trotz Ernährungsumstellung und angepasster Nahrungsaufnahme. Doch
die Nachteile solch schwerwiegender chirurgischer Eingriffe dürfen
die Vorteile nicht überwiegen.
Langzeitkomplikationen
häufig
Eine
Metaanalyse von 14 Studien ergab bis zu 17 Prozent schwere
Langzeitkomplikationen bei chirurgisch behandelten adipösen
Patienten. Komplikationen während der Operation sind beim
Roux-en-Y-Magen-Bypass erheblich häufiger (9 Prozent) als bei einer
Magenbandoperation (5 Prozent). Bei den Beipass-Operationen treten
bei mehr als einem Drittel der Patienten Hypoglykämien
(Dumping-Syndrom), also Unterzuckerungen, auf. Diese Unterzuckerungen
könnten auch für eine erhöhte Zahl von Unfällen nach den
Operationen verantwortlich sein. Und auch eine erhöhte
Selbstmordrate wird nach Adipositas-Operationen häufiger
beschrieben. Die Indikation für eine solche Operation sollte deshalb
genau geprüft werden, um den Leidensdruck der Betroffenen nicht noch
zusätzlich zu erhöhen.
Quelle:
Alexis Conason, PsyD; Julio Teixeira, MD; Chia-Hao Hsu, PhD; Lauren
Puma, MS; Danielle Knafo, PhD; Allan Geliebter, PhD: Substance Use
Following Bariatric Weight Loss Surgery. Arch Surg. 2012;():1-6.
doi:10.1001/2013.jamasurg.265.
Sjöström
L, Peltonen M, Jacobson P, et al. Bariatric Surgery and Long-term
Cardiovascular Events. JAMA. 2012;307(1):56-65.
doi:10.1001/jama.2011.1914.
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