Hadza kehren von der Jagd zurück (Foto: By Andreas Lederer (originally posted to Flickr as Returning from hunt) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons) |
Bewegungsmangel
bringt uns um. Das haben aktuelle Forschungsergebnisse amerikanischer
Wissenschaftler abermals ergeben. Zu wenig Bewegung soll die
Lebenserwartung genauso stark senken wie Rauchen und Fettleibigkeit.
Nachzulesen im britischen Fachjournal »Lancet«. Doch
Bewegungsmangel scheint nicht unbedingt die Ursache von
Fettleibigkeit zu sein.
Wissenschaftler,
Ärzte und Ernährungsexperten warnen schon seit Jahren vor den
Folgen mangelnder körperlicher Bewegung: Herzinfarkt,
Zuckerkrankheit, Brust- und Darmkrebs machen weltweit den Menschen zu
schaffen. Nicht zu vergessen, Übergewicht bis hin zu Adipositas, der
krankhaften Fettleibigkeit. Forscher der Universität Texas erklären
die Unbeweglichkeit schon zur »Pandemie«.
Doch
so leicht scheint die weltweite Zunahme des Körpergewichts nicht
erklärbar. Denn der tägliche Energieverbrauch der Hadza, einem Volk
in Tansania, ist vergleichbar mit dem von Europäern und Amerikanern.
Die Hadza, ein Volk, das noch traditionell als Jäger und Sammler
lebt, verbraucht genauso viele Kalorien wie wir in der westlichen
Welt.
Ernährung
hat den größten Einfluss
Amerikanische
Forscher vom Hunter College in New York unter der Leitung von Herman
Pontzer führten erstmals genaue Messungen des Kalorienverbrauchs bei
den Hadza durch. Der Vergleich mit entsprechenden europäischen und
amerikanischen Daten widerlegt die gängige Hypothese, dass
Bewegungsmangel den Energieverbrauch des Körpers senkt und daher zu
Übergewicht und Fettleibigkeit führt. Die aktuellen Ergebnisse, die
im Online-Journal »PLoS One« veröffentlicht wurden, zeigen, dass
die Ernährung von weitaus größerer Bedeutung ist. Die Messungen
verdeutlichen, dass der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität
und Energieverbrauch komplexer ist als bisher angenommen. Die
Menschen der Hadza verbrauchen tägliche eine ähnliche Menge an
Kalorien wie die europäische und amerikanische Bevölkerung.
Für
ihre Forschungen sammelten die Wissenschaftler umfangreiche Messdaten
von 30 Männern und Frauen der Hadza im Alter zwischen 18 und 75
Jahren. Elf Tage lang wurde der gesamte tägliche Kalorienverbrauch,
die täglich zurückgelegten Entfernungen sowie die
Kalorienverbrennung beim Gehen und in Ruhe gemessen. Verglichen
wurden die Daten mit bekannten Messwerten von Personen aus westlichen
Industrieländern. Einflussfaktoren wie Geschlecht, Größe,
Körpergewicht, Alter und Körperfettmenge wurden dabei
berücksichtigt.
Kein
höherer Energieverbrauch der Jäger und Sammler
Wie
erwartet waren die Hadza im Alltag körperlich aktiver als Menschen
in modernen Industrienationen. Dessen ungeachtet war der tägliche
Energiegesamtverbrauch bei allen ähnlich. Der Kalorienverbrauch
passte auch nicht zu den täglich zurückgelegten Wegen der Jäger
und Sammler. Das Zusammenspiel von Stoffwechselprozessen,
körperlicher Bewegung und Umwelt stellt sich vielschichtiger dar,
als bisher gedacht. Die Wissenschaftler schließen aus ihren
Untersuchungsergebnissen, dass Bewegungsmangel und der daraus
resultierende geringere Kalorienverbrauch nicht die Hauptursache von
Fettleibigkeit in den westlichen Nationen sein kann.
Mit
höherer Wahrscheinlichkeit spielen Umfang und Art der aufgenommenen
Nahrungsmittel die entscheidende Rolle. Speisen mit vielen Kalorien
und stark verarbeitete Nahrungsmittel führen vermutlich eher zu
Übergewicht. Als Beispiele seien hier Fertiggerichte, Fast Food,
Chips, Pommes Frites, Nussnougatcreme, Geschmacksverstärker, Cola
und Energydrinks genannt. Sie liefern viel wertlose Energie, aber
wenig Ballaststoffe und wertvolle Nährstoffe für den Körper. Die
Studienautoren betonen allerdings in ihrer Veröffentlichung, dass
Bewegung aus alternativen Gründen wesentlich für die Gesundheit ist
und Maßnahmen zur Vermeidung von Fettleibigkeit unterstützen kann.
Also
letztlich doch zu früh gefreut: Am Ende müssen wir also wieder mal
runter vom Sofa und rauf aufs Fahrrad!
Quellen:
Hunter-Gatherer Energetics and Human Obesity, Herman Pontzer et al.;
PLoS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0040503
I-Min
Lee et al.; Effect of physical inactivity on major non-communicable
diseases worldwide: an analysis of burden of disease and life
expectancy; The Lancet, Volume 380, Issue 9838, Pages 219 - 229, 21
July 2012, doi:10.1016/S0140-6736(12)61031-9
Harold
W Kohl et al.; The pandemic of physical inactivity: global action for
public health, The Lancet, Volume 380, Issue 9838, Pages 294 - 305,
21 July 2012, doi:10.1016/S0140-6736(12)60898-8
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