Nahrungsergänzung Glukosamin erhöht Risiko für ein Glaukom (Foto: geralt/pixabay.com) |
Bei
Senioren, die Glukosamin als Nahrungsergänzung einnehmen, wurde ein
höheres Risiko für grünen Star (Glaukom) festgestellt.
Millionen
von Menschen nehmen täglich Glukosamin-Präparate als unterstützende
Therapie ihrer Hüft- und Kniearthrose. Eine kleine Studie mit
Senioren deutet nun auf einen unerwarteten und unerwünschten
Nebeneffekt hin: Nahrungsergänzungsmittel mit Glukosamin können das
Risiko für die Entwicklung eines Glaukoms erhöhen.
Ein
Glaukom tritt auf, wenn der Augeninnendruck zu stark ansteigt.
Unbehandelt ist das Glaukom einer der führenden Gründe für
Erblindung.
Augeninnendruck
höher mit Glukosamin
An
der neuen Studie nahmen 17 Senioren mit einem Durchschnittsalter von
76 Jahren teil. Bei 11 Teilnehmern wurde der Augendruck vor, während
und nach der Einnahme von Glukosamin-Supplementen gemessen. Bei den
restlichen sechs Teilnehmern wurde der Augendruck nur während und
nach der Anwendung von Glukosamin gemessen.
Insgesamt
war der Augeninnendruck höher, wenn die Probanden Glukosamin
einnahmen. Er normalisierte sich aber, sobald die Einnahme von
Glukosamin beendet wurde, so das Ergebnis der Studie.
Langzeitschäden
durch Dauereinnahme von Glukosamin?
»Die
Studie zeigt einen reversiblen Effekt der Veränderungen, der
zunächst beruhigt«, schreiben die Forscher unter der Leitung von
Dr. Ryan Murphy von der »University of New England College of
Osteopathic Medicine« in Biddeford. »Dennoch ist nicht
auszuschließen, dass eine verlängerte Anwendung von
Glukosamin-Präparaten bleibenden Schaden anrichtet.«
Wie
genau Nahrungsergänzungsmittel mit Glukosamin den Augeninnendruck
beeinflussen, ist noch nicht völlig klar, es existieren aber
verschiedene Theorien. Beispielsweise ist Glukosamin ein Vorläufer
für bestimmte Moleküle, sogenannte Glykosaminoglykane, die den
Augendruck erhöhen könnten. Die Ergebnisse wurden als
Forschungsbrief im Fachjournal »JAMA Ophthalmology« veröffentlicht.
Kritiker
fordern weitere Untersuchungen
Die
Studie hatte einige Unzulänglichkeiten. Die Wissenschaftler hatten
keinerlei Informationen über die Dosis oder die Marke der
Glukosamin-Präparate. Weiterhin war unbekannt, wie lange einige
Studienteilnehmer die Nahrungsergänzungsmittel schon einnahmen.
Duffy
MacKay, Vizepräsident einer Washingtoner Handelsgruppe der
Nahrungsergänzungmittel-Hersteller, ist der Meinung, dass die
Ergebnisse kein Anlass sind, mit der Anwendung von
Nahrungsergänzungsmitteln aufzuhören.
»Dieser
Forschungsbrief wirft Fragen auf und stellt eine Hypothese auf, die
weiter erforscht werden muss. Die geringe Anzahl der untersuchten
Fälle und die Tatsache, dass die Forscher weder die Kapseln gezählt
haben, noch Dosierung, eingenommene Menge oder Dauer der Anwendung
kontrollierten, geben nur sehr begrenzte Hinweise auf mögliche
Schädigungen,« kritisiert MacKay.
»Diese
Studie sollte nicht die Gewohnheiten der Verbraucher ändern; dennoch
sollten Personen mit Glaukom oder okularer Hypertension, die
Glukosamine nehmen, ihren Arzt darüber informieren, damit er anhand
regelmäßiger Messungen des Augeninnendrucks eventuelle Änderungen
frühzeitig entdeckt.«
Zweifel
an der Wirksamkeit bei Arthrose
Schon
frühere Studien haben Fragen aufgeworfen, inwieweit
Glukosamin-Supplementen überhaupt einen Nutzen für die Gesundheit
von Verbrauchern liefern. Eine große aktuelle Studie kam zu dem
Schluss, dass Glukosamin keine schmerzlindernde Wirkung bei Arthrose
hat.
Die
mögliche Beziehung zwischen Glukosamin und Glaukom ist neu für Dr.
Scott Fudemberg, einem Glaukom-Chirurgen am »Wills Eye Institute«
in Philadelphia. »Der Mechanismus wie Menschen ein Glaukom
entwickeln, ist noch nicht völlig verstanden und das gleiche gilt
für die Rolle, die Supplementen dabei spielen«, sagt er.
Zwar
fand die Studie eine Verbindung zwischen der Glukosamin-Einnahme und
erhöhtem Augeninnendruck, sie konnte allerdings keine Kausalität
nachweisen.
Zur
Erhaltung der Sehfähigkeit sind am besten regelmäßige Augenchecks,
empfiehlt Fudemberg. »Ein Glaukom kann behandelt werden mit
Medikamenten, Laser und/oder durch Operation«, sagt er. »Diese
Ergebnisse stellen die Frage auf, ob die Einnahme von Glukosamin den
Augeninnendruck erhöhen kann, aber sie geben keine Antwort. Mehr
Forschung ist jetzt notwendig, bevor überhaupt Schlüsse gezogen
werden können.«
Was
ist Glukosamin?
Glukosamin
ist ein natürlicher Bestandteil der Gerüstsubstanz (Chitin) von
Krebstieren und Insekten. Auch in den Zellwänden von Flechten und
Pilzen ist dieses Chitin vorhanden. Beim Menschen wird in jungen
Jahren das Glukosamin aus der Nahrung selbst produziert und bildet
den Grundstoff für Knochen, Bänder und vor allem Knorpel.
Glukosamin unterstützt die Regeneration von beschädigtem Knorpel.
Mit fortschreitendem Alter nimmt die Glukosamin-Produktion des
Körpers ab.
Glukosamin
ist auch Bestandteil der Gelenkflüssigkeit, die den Knorpel feucht
hält und mit Nährstoffen versorgt. In Laborversuchen zeigte
Glukosamin entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften
und schützte vor Knorpelverlust. Allerdings gab es auch Studien, die
widersprüchliche Ergebnisse zeigten.
Nebenwirkungen
Glukosaminsulfat
kann die Aufnahme bestimmter Antibiotika (Tetrazykline) beschleunigen
und die Aufnahme von Antibiotika wie Penizillin und Chloramphenicol
reduzieren und sollten daher nicht gleichzeitig eingenommen werden.
Selten wurden unter der Einnahme von Glukosamin
Magen-Darm-Beschwerden, Hautreaktionen, Kopfschmerzen, Sehstörungen
oder Haarausfall beobachtet. Die Beschwerden waren in der Regel nicht
ausgeprägt und nur vorübergehend. Trotzdem sollten Sie in jedem
Fall die Einnahme von Glukosamin mit Ihrem Arzt besprechen oder ihn
über die Anwendung informieren.
Quelle:
Murphy RK, Ketzler L, Rice RE, Johnson SM, Doss MS, Jaccoma EH. Oral
Glucosamine Supplements as a Possible Ocular Hypertensive Agent. JAMA
Ophthalmol. 2013;():1-3. doi:10.1001/jamaophthalmol.2013.227
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