Erkrankungen der Herzkranzgefäße werden bei Frauen schneller übersehen (Foto: geralt/pixabay.com) |
Herzbeschwerden
werden bei Frauen häufiger vernachlässigt. Sie bekommen weniger
Informationen über vorbeugende Maßnahmen und Medikamente.
Die
koronare Herzkrankheit (KHK) tötet jährlich ebenso viele Frauen wie
Männer und dennoch werden Beschwerden bei Frauen häufiger
übersehen, schreiben amerikanische Forscher im Journal »Global
Heart«, ein Fachmagazin des Weltherzverbandes. Und auch die Frauen
selbst neigen dazu, ihre Herzgesundheit zu vernachlässigen.
Vielfacher Grund: der Mythos, dass KHK vor allem Männer im
fortgeschrittenen Alter betrifft.
Bei
der koronaren Herzkrankheit geht es vor allem um Herzbeschwerden, die
durch Gefäßverschlüsse der Herzkranzgefäße entstehen. Die
Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel mit Blut und somit mit
Sauerstoff. Kommt es zu Beeinträchtigungen in der Versorgung,
verursacht das Beschwerden wie Schmerzen, Atemnot und
Leistungseinschränkungen und letztlich besteht die Gefahr eines
Herzinfarktes.
Lange
wurde angenommen, dass solche Herzerkrankungen überwiegend bei
Männern auftreten. Aber diese Ansicht wurde korrigiert durch die
Tatsache, dass die koronare Herzkrankheit inzwischen weltweit auch
bei Frauen Todesursache Nummer eins ist. Und das, obwohl der
Erkrankung gut vorzubeugen ist. Doch Frauen erhalten oft weniger
Beratung zur Anpassung ihrer Lebensweise und auch seltener
vorbeugende Medikamente wie Cholesterinsenker oder Aspirin.
Allgemeine
und geschlechtsspezifische Risikofaktoren
Aus
den Forschungen geht hervor, dass die Beschwerden sich bei Männern
und Frauen unterscheiden. So ist das Risiko bei Frauen mit Adipositas
64 Prozent, wohin gegen es bei adipösen Männern nur 46 Prozent
beträgt.
Bildgebende
Verfahren wie CT-Scans zeigen, dass die Herzkranzarterien bei Frauen
schmaler sind als bei Männern und so schneller verstopfen können.
Andere wichtige Risikofaktoren, die bei Frauen höher sind:
Auto-Immunerkrankungen, Herzerkrankungen bei Verwandten ersten
Grades, Rauchen, Bluthochdruck, schlechte Blutfettwerte und schlechte
körperliche Kondition. Frauen, die sich wenig bewegen und körperlich
nicht fit sind, erkranken dreimal häufiger an einer koronaren
Herzkrankheit.
Während
und nach den Wechseljahren steigt das Risiko für Frauen noch einmal
an, denn das herzschützende Östrogen nimmt stetig ab. Ab 60 Jahren
erkranken Frauen deutlich schneller an KHK als Männer. Weitere
geschlechtsspezifische Risiken: Schwangerschaft und Brustkrebs. Die
Brustkrebstherapie hat zwar das Überleben dieser Krebsart
verbessert, aber die Vorteile werden durch ein erhöhtes Risiko für
die Herzkranzgefäße gedämpft. Wobei nicht völlig klar ist, ob der
Brustkrebs selbst oder die Therapie das Risiko erhöht. Brustkrebs
wird teilweise mit ähnlichen Risikofaktoren in Verbindung gebracht
wie die koronare Herzkrankheit.
Mehr
Forschung und individuelle Therapie für Frauen
Darüber
hinaus zeigte sich, dass Frauen, die vor dem 50. Lebensjahr einen
Herzinfarkt erleiden, doppelt so häufig sterben als Männer unter
denselben Umständen. Weiterhin sterben 42 Prozent der Frauen über
65, die einen Herzinfarkt bekommen, innerhalb eines Jahres; bei
Männern passiert das nur in 24 Prozent der Fälle.
Auch
Diabetes erhöht das Risiko für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße
bei Frauen um drei bis siebenmal, bei männlichen Diabetikern ist das
nur zwei bis dreimal höher.
In
Bezug auf eine koronare Bypass-Operation ist das weibliche Geschlecht
ein unabhängiger Risikofaktor für die Erkrankungshäufigkeit und
die Sterberate. Frauen sterben öfter nach solchen Operationen und
erfahren auch weniger Verbesserung der Symptome wie Angina Pectoris.
Auch
Rehabilitation nach Herzinfarkten wird von Frauen immer noch viel
weniger in Anspruch genommen als von Männern. Einige
Behandlungsstrategien haben eine geschlechtsspezifische Wirkung, aber
weitergehende Forschungen, wie die koronare Herzkrankheit bei Frauen
entsteht und sich entwickelt sind dringend notwendig. Das Gleiche
gilt für Diagnose- und Therapiemöglichkeiten speziell für Frauen.
KHK ist nicht nur eine Männerkrankheit und weitere Studien, die die
Besonderheit dieser Erkrankung bei Frauen untersuchen, werden mit
Spannung erwartet.
Quelle:
Sharma K, et al »Coronary artery disease in women: A 2013 update«
Global Heart 2013; DOI: 10.1016/j.gheart.2013.02.001
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