Sulforaphan im Brokkoli - Schlüssel zur Behandlung von Arthrose? (Foto: PDPics / pixabay.com) |
Das
grüne Gemüse Brokkoli könnte im Kampf gegen die schmerzhafte
Gelenkerkrankung Arthrose eine Schlüsselrolle spielen, meinen
Wissenschaftler.
Laut
neuen Forschungen der »University of East Anglia« (UEA) könnte
eine Verbindung, die im Brokkoli gefunden wurde, eine Schlüsselrolle
bei der Vorbeugung und Behandlung von Arthrose spielen. Die
Ergebnisse aus der Laborstudie zeigen, dass Sulforaphan die
Zerstörung des Gelenkknorpels verlangsamt, die häufig mit
erheblichen Schmerzen und einer Schwächung des Gelenks einhergeht.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass Mäuse, deren Ernährung
reich an Sulforaphan ist, deutlich weniger Knorpelschäden und
Arthrose entwickelten als Mäuse, die anderes Futter erhielten. Die
Studie untersuchte ebenfalls menschliche Knorpelzellen und
Knorpelgewebe von Kühen.
Brokkoli
ist reich an Sulphoraphan
Die
Substanz Sulforaphan wird beim Essen von Kreuzblütlern wie Rosenkohl
und anderen Kohlarten freigesetzt, aber in besonderem Maße beim
Verzehr von Brokkoli. Frühere Forschungen haben angedeutet, dass
Sulforaphan krebs- und entzündungshemmende Eigenschaften hat, aber
dies ist die erste große Studie für die Wirkung auf die
Knochengelenksgesundheit.
Die
Forscher entdeckten, dass Sulforaphan Enzyme blockiert, die die
Gelenke zerstören, indem ein Schlüsselmolekül gestoppt wird, das
Entzündungen verursacht. Die Mediziner wollten herausfinden, ob die
Substanz aus dem Brokkoli in genügender Menge in die Gelenke
gelangt, um wirksam zu sein. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal
»Arthritis & Rheumatism« veröffentlicht.
Volkskrankheit
Arthrose
Mehr
als 8,5 Millionen Menschen in Großbritannien und etwa 5 Millionen
Menschen in Deutschland leiden an Arthrose, einer degenerativen
Gelenkserkrankung, die vor allem Hände, Füße, Wirbelsäule, Hüfte
und Knie betrifft. Laut Angaben der britischen Arthritis-Forschung
betragen die jährlichen Kosten des Gesundheitssystems für diese
Erkrankung 5,2 Milliarden britische Pfund (ca. 6 Milliarden Euro). Im
Jahr 2011 wurden mehr als 77.000 Kniegelenke und über 66.000
Hüftgelenke wegen Arthrose durch künstliche Gelenksprothesen
ersetzt - ungefähr ein Gelenk alle vier Minuten.
Alter
und krankhafte Fettleibigkeit sind die häufigsten Mitwirkenden bei
der Erkrankung und aufgrund ihrer Auswirkungen könnte in
Großbritannien die Zahl der Patienten, die wegen einer Kniearthrose
den Hausarzt aufsuchen von 4,7 Millionen im Jahr 2010 auf 8,3
Millionen bis zum Jahr 2035 steigen. Aktuell leidet jeder Fünfte
über 45 Jahren an einer Kniearthrose. Es gibt keine Heilung oder
wirksame Behandlung für diese Erkrankung. Einzige Maßnahmen sind
Schmerzbekämpfung - die oft nur unzureichend wirkt - oder ein
künstlicher Gelenkersatz. In einer kleinen klinischen Studie mit
Arthrosepatienten, bei denen eine Gelenkersatz-Operation ansteht,
wollen die Forscher herausfinden, ob der Verzehr von Brokkoli
ähnliche Effekte auf das menschliche Gelenk hat. Ist die Studie
erfolgreich, so hoffen die Wissenschaftler auf die Finanzierung einer
großangelegten Studie, die die Wirksamkeit von Brokkoli auf
Arthrose, die Gelenkfunktion und Schmerzen untersucht.
Ernährung
als Vorbeugung gegen Arthrose?
Ian
Clark, Professor für Muskel-Skelett-Biologie an der »University of
East Anglia« und Studienleiter, sagt: »Die Ergebnisse dieser Studie
sind sehr vielversprechend. Wir haben gezeigt, dass es in den drei
verwendeten Labormodellen Knorpelzellen, Knorpelgewebe und Mäusen
funktioniert. Nun möchten wir beweisen, dass beim Menschen wirkt. Es
wäre von großer Bedeutung, wenn wir das beweisen könnten. Neben
der Behandlung von Patienten, die bereits Arthrose haben, sollte es
möglich sein gesunden Menschen zu erklären, wie sie ihre Gelenke
zukünftig schützen können. Momentan gibt es keine medikamentösen
Mittel gegen die Krankheit und man kann gesunden Menschen keine
unnötigen Arzneimittel verabreichen, daher wäre eine entsprechende
Ernährung eine sichere Alternative. Obwohl Operationen äußerst
erfolgreich verlaufen, kann Gelenkersatz nicht die Lösung sein.
Sobald Sie Arthrose haben, sind eine Verzögerung des
Krankheitsverlaufs und das Hinauszögern einer Operation wirklich
wichtig. Zu bevorzugen ist natürlich die Vorbeugung. Änderungen des
Lebensstils, beispielsweise der Ernährung, sind vielleicht der
einzige Weg dahin.«
Arthrose
führt oft zu Invalidität
Professor
Clark fügt hinzu: »Arthrose ist ein Hauptgrund für Invalidität.
Es ist eine große gesundheitliche Last, aber auch eine große
finanzielle Belastung, die sich in einer älter werdenden und
zunehmend übergewichtigen Gesellschaft wie der unseren noch
verstärken wird. Diese Studie ist wichtig, weil sie zeigen kann, wie
die Ernährung bei Arthrose wirkt. Sobald Sie wissen, dass Sie auch
andere Substanzen in der Ernährung untersuchen können, die
vielleicht die Gelenke schützen, ist es schließlich möglich,
Menschen Tipps zu geben, was sie für die Gelenksgesundheit essen
sollen. Die Entwicklung neuer Strategien zur Bekämpfung
altersbedingter Erkrankungen wie Arthrose ist unerlässlich. Dazu
gehört einerseits die Verbesserung der Lebensqualität der
Betroffenen, aber auch die Reduzierung der wirtschaftlichen Last für
die Gesellschaft.«
Professor
Alan Silman von der Arthrose-Forschung sagt: »Dies ist eine
interessante Studie mit vielversprechendem Ergebnis und sie deutet
an, dass ein weit verbreitetes Gemüse - Brokkoli - gesundheitliche
Vorteile für Patienten mit Arthrose haben könnte und vielleicht
sogar die Menschen vor dieser Erkrankung schützt. Bis jetzt konnten
Forschungen nicht beweisen, dass Lebensmittel oder die Ernährung den
Krankheitsverlauf bremsen können. Sollten die Ergebnisse sich in
klinischen Studien tatsächlich bestätigen, wäre das ein echter
Durchbruch. Wir wissen, dass Sport und ein gesundes Körpergewicht
die Symptome der Patienten verbessern und das Risiko für ein
Fortschreiten der Arthrose reduzieren, aber diese Ergebnisse bringen
uns weitere Einblicke, inwieweit die Ernährung eine Rolle spielt.«
Kleine
Studie vor Gelenkersatz-Operation
Bei
der kleinen Studie mit 40 Teilnehmern erhält eine Hälfte einen
speziell gezüchteten »Super-Brokkoli«, der besonders viel
Sulforaphan enthält. Diese Gruppe soll den Brokkoli zwei Wochen lang
vor der anstehenden Gelenksoperation essen. Nach der Operation wollen
die Forscher untersuchen, ob die Substanz den Stoffwechsel des
Gelenks verändert hat und ob das Sulforaphan im operierten Gelenk
festzustellen ist.
Quelle:
Rose Davidson, Orla Jupp, Rachel De Ferrars, Colin Kay, Kirsty
Culley, Rosemary Norton, Clare Driscoll, Tonia Vincent, Simon Donell,
Yongping Bao and Ian Clark: Sulforaphane represses matrix-degrading
proteases and protects cartilage from destruction in vitro and in
vivo, Arthritis & Rheumatism, August 2013, DOI: 10.1002/art.38133
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