Samstag, 28. September 2013

Niedriger Salzkonsum erhöht die Sterblichkeit auch bei Bluthochdruck


Wer unter Bluthochdruck leidet und zu wenig Salz zu sich nimmt, erhöht sein Sterblichkeits- und Herz-Kreislauf-Risiko, ergaben Auswertungen einer Langzeitstudie.

Lange wurde gepredigt, dass zu viel Salz schlecht für die Gesundheit sein kann. Doch nun haben Forscher herausgefunden, dass ein niedriger Gehalt an Chlorid - ein Bestandteil von Kochsalz - das Sterblichkeitsrisiko und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Bluthochdruck tatsächlich erhöhen kann.

Wenig Chlorid - höhere Sterblichkeit

Forscher der Universität Glasgow in Schottland analysierten Daten von fast 13.000 Patienten mit Bluthochdruck während einer 35-jährigen Nachuntersuchungsperiode von den frühen 70er Jahren bis 2011. Die Studie - veröffentlicht im Fachjournal »Hypertension« - dokumentiert, dass die Gruppe mit den niedrigsten Chlorid-Spiegeln im Blut ein um 20 Prozent höheres Sterblichkeitsrisiko hatte, verglichen mit Patienten mit einem höheren Chloridgehalt.

Dr. Sandosh Padmanabhan vom »Institute of Cardiovascular and Medical Sciences« sagt, dass Natrium als Bestandteil von Kochsalz immer noch als Bösewicht angesehen wird wegen der zentralen Rolle bei der Entwicklung von Bluthochdruck. Chlorid ist wenig mehr als eine stille Zugabe im Hintergrund.

Chlorid könnte eine Rolle in der Physiologie des Körpers spielen

Salz hat zweifellos einen schlechten Ruf. Hohe Natrium-Spiegel erhöhen nicht nur das Risiko für Bluthochdruck, sondern auch für Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Osteoporose, Magenkrebs und Nierenerkrankungen.
Schon ein einziger Teelöffel Kochsalz enthält 2.325 Milligramm Natrium; die empfohlene tägliche Höchstmenge für unter 50-Jährige liegt bei 2.300 Milligramm und für über 50-Jährige bei 1.500 Milligramm.
Jedoch enthält Kochsalz auch Chlorid - ein Elektrolyt, das zusammen mit Kalium, Natrium und Kohlendioxid für die richtige Balance der Körperflüssigkeiten sorgt und das Säure-Base-Gleichgewicht aufrechterhält.

Chlorid vielleicht wichtiger als gedacht

Dr. Padmanabhan sagt: »Unsere Studie hat diese zu wenig erforschte Chemikalie ins Scheinwerferlicht gerückt, um eine Verbindung zwischen niedrigem Chlorid-Spiegel im Blut und höherer Sterblichkeitsrate aufzudecken und überraschenderweise ist das genau umgekehrt zu den Risiken, die mit hohem Natrium-Spiegel assoziiert werden. Es ist wahrscheinlich, dass Chlorid eine wichtige Rolle in der Physiologie des Körpers spielt und wir müssen das weiter erforschen.«
Da der Chlorid-Spiegel bereits als Teil des klinischen Routine-Screenings überwacht wird, meinen die Wissenschaftler, dass die Überprüfung des Chlorid-Spiegels auch leicht in die klinische Praxis integriert werden könnte, um bei Patienten ein höheres Sterblichkeitsrisiko frühzeitig zu bestimmen.

Salzkonsum ist noch eine »Grauzone«

Die Autoren der Studie merken an, dass diese Ergebnisse möglicherweise Verwirrung stiften, besonders weil Menschen inzwischen mit der Tatsache vertraut sind, dass eine hohe Salzzufuhr das Risiko für zahlreiche Gesundheitsprobleme erhöht.
»Die Ergebnisse der Studie bringen das Wissen durcheinander, dass überschüssiges Salz schlecht ist, trotzdem ist ein höherer Gehalt an Chlorid im Blut ein unabhängiger Faktor, der mit niedrigerer Sterblichkeit und Herz-Kreislauf-Risiko in Verbindung steht«, fügt Dr. Padmanabhan hinzu. »Wir scheinen eine Grauzone betreten zu haben, die weitere Untersuchungen benötigt.«
Er fügt weiter hinzu, dass es zu früh ist, um aus den Ergebnissen Rückschlüsse auf Salzkonsum und Ernährung zu ziehen und weitere Studien notwendig sind, um genau zu ermitteln, wie die Beziehung zwischen Chlorid und Gesundheitsrisiko ist.

Quelle: Sandosh Padmanabhan et al.: Serum Chloride Is an Independent Predictor of Mortality in Hypertensive Patients, HYPERTENSIONAHA.113.01793 Published online before print August 26, 2013, doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.113.01793

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