Wer
unter Bluthochdruck leidet und zu wenig Salz zu sich nimmt, erhöht
sein Sterblichkeits- und Herz-Kreislauf-Risiko, ergaben Auswertungen
einer Langzeitstudie.
Lange
wurde gepredigt, dass zu viel Salz schlecht für die Gesundheit sein
kann. Doch nun haben Forscher herausgefunden, dass ein niedriger
Gehalt an Chlorid - ein Bestandteil von Kochsalz - das
Sterblichkeitsrisiko und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
bei Menschen mit Bluthochdruck tatsächlich erhöhen kann.
Wenig
Chlorid - höhere Sterblichkeit
Forscher
der Universität Glasgow in Schottland analysierten Daten von fast
13.000 Patienten mit Bluthochdruck während einer 35-jährigen
Nachuntersuchungsperiode von den frühen 70er Jahren bis 2011. Die
Studie - veröffentlicht im Fachjournal »Hypertension« -
dokumentiert, dass die Gruppe mit den niedrigsten Chlorid-Spiegeln im
Blut ein um 20 Prozent höheres Sterblichkeitsrisiko hatte,
verglichen mit Patienten mit einem höheren Chloridgehalt.
Dr.
Sandosh Padmanabhan vom »Institute of Cardiovascular and Medical
Sciences« sagt, dass Natrium als Bestandteil von Kochsalz immer noch
als Bösewicht angesehen wird wegen der zentralen Rolle bei der
Entwicklung von Bluthochdruck. Chlorid ist wenig mehr als eine stille
Zugabe im Hintergrund.
Chlorid
könnte eine Rolle in der Physiologie des Körpers spielen
Salz
hat zweifellos einen schlechten Ruf. Hohe Natrium-Spiegel erhöhen
nicht nur das Risiko für Bluthochdruck, sondern auch für
Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Osteoporose, Magenkrebs und
Nierenerkrankungen.
Schon
ein einziger Teelöffel Kochsalz enthält 2.325 Milligramm Natrium;
die empfohlene tägliche Höchstmenge für unter 50-Jährige liegt
bei 2.300 Milligramm und für über 50-Jährige bei 1.500 Milligramm.
Jedoch
enthält Kochsalz auch Chlorid - ein Elektrolyt, das zusammen mit
Kalium, Natrium und Kohlendioxid für die richtige Balance der
Körperflüssigkeiten sorgt und das Säure-Base-Gleichgewicht
aufrechterhält.
Chlorid
vielleicht wichtiger als gedacht
Dr.
Padmanabhan sagt: »Unsere Studie hat diese zu wenig erforschte
Chemikalie ins Scheinwerferlicht gerückt, um eine Verbindung
zwischen niedrigem Chlorid-Spiegel im Blut und höherer
Sterblichkeitsrate aufzudecken und überraschenderweise ist das genau
umgekehrt zu den Risiken, die mit hohem Natrium-Spiegel assoziiert
werden. Es ist wahrscheinlich, dass Chlorid eine wichtige Rolle in
der Physiologie des Körpers spielt und wir müssen das weiter
erforschen.«
Da
der Chlorid-Spiegel bereits als Teil des klinischen
Routine-Screenings überwacht wird, meinen die Wissenschaftler, dass
die Überprüfung des Chlorid-Spiegels auch leicht in die klinische
Praxis integriert werden könnte, um bei Patienten ein höheres
Sterblichkeitsrisiko frühzeitig zu bestimmen.
Salzkonsum
ist noch eine »Grauzone«
Die
Autoren der Studie merken an, dass diese Ergebnisse möglicherweise
Verwirrung stiften, besonders weil Menschen inzwischen mit der
Tatsache vertraut sind, dass eine hohe Salzzufuhr das Risiko für
zahlreiche Gesundheitsprobleme erhöht.
»Die
Ergebnisse der Studie bringen das Wissen durcheinander, dass
überschüssiges Salz schlecht ist, trotzdem ist ein höherer Gehalt
an Chlorid im Blut ein unabhängiger Faktor, der mit niedrigerer
Sterblichkeit und Herz-Kreislauf-Risiko in Verbindung steht«, fügt
Dr. Padmanabhan hinzu. »Wir scheinen eine Grauzone betreten zu
haben, die weitere Untersuchungen benötigt.«
Er
fügt weiter hinzu, dass es zu früh ist, um aus den Ergebnissen
Rückschlüsse auf Salzkonsum und Ernährung zu ziehen und weitere
Studien notwendig sind, um genau zu ermitteln, wie die Beziehung
zwischen Chlorid und Gesundheitsrisiko ist.
Quelle:
Sandosh Padmanabhan et al.: Serum Chloride Is an Independent
Predictor of Mortality in Hypertensive Patients,
HYPERTENSIONAHA.113.01793 Published online before print August 26,
2013, doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.113.01793
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