Vielleicht
können Würmer in Zukunft Autoimmunerkrankungen wirksam bekämpfen.
Die Immunreaktion auf die Eindringlinge bremst Entzündungsprozesse
aus.
Es
gibt eine neue Waffe im Kampf gegen Autoimmunerkrankungen wie Typ
1-Diabetes, rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn und Lupus
Erythematodes, deren gemeinsames Merkmal ein Immunsystem ist, das die
eigenen Organe und Gewebe angreift.
William
Gause, ein Immunologe an der »Rutgers New Jersey Medical School«,
hofft im Kampf gegen diese Erkrankungen Hilfe von Parasiten zu
bekommen und untersucht daher, wie der menschliche Körper auf Würmer
reagiert. Die Würmer - oder Helminthen wie die Biologen sagen - die
Gause untersucht, sind kleine Parasiten, die im menschlichen Darm
leben, vor allem in den Entwicklungsländern.
Würmer
rufen Immunantwort Typ 2 hervor
Laut
einem Artikel von Gause im Fachmagazin »Nature Reviews Immunology«
hat die Anwesenheit des Wurms durch die Jahrtausende der Evolution zu
einer Immunreaktion namens Immunantwort Typ 2 geführt. Das
beinhaltet immunregulatorische Wege, die helfen, Entzündungen zu
kontrollieren, die zu Autoimmunerkrankungen beitragen.
Die
Immunreaktion scheint sich entwickelt zu haben, um schnell Wunden zu
reparieren, die durch diese Eindringlinge verursacht werden, wenn sie
sich durch den Körper bewegen. In der Tat könnten Teile dieser
Immunantwort Typ 2 eines Tages benutzt werden, um den
Wundheilungsprozess zu verbessern. Zusätzlich löst diese
Immunreaktion Typ 2 eine Reihe von regulierenden Prozessen aus, die
schädliche Immunreaktionen blockieren oder Entzündungen, die
andernfalls die Gewebeschädigung verschlimmern.
Immunantwort
Typ 2 gezielt nutzbar machen
»Was
wir gerne machen würden, ist Teile der Immunantwort Typ 2 dafür zu
nutzen, um schädliche Entzündungen gezielt zu bekämpfen, die zu
Autoimmunerkrankungen wie Diabetes und chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen führen können«, sagt Gause. Er fügt hinzu, dass
Entzündungsreaktionen auch mit anderen Krankheiten in Verbindung
gebracht werden einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Stoffwechselstörungen und sogar Allergien und Fibrosen, als Folge
von Titanspänen, die von künstlichen Gelenken abblättern. »Wenn
wir neue Wege finden, um die regulierenden Anteile der Immunantwort
Typ 2 zu stimulieren, hätten wir neue Werkzeuge, um die schädlichen
Entzündungsreaktionen gezielt zu kontrollieren, die mit dieser
Vielzahl verschiedener Krankheiten in Verbindung stehen.«
Im
Moment können lebende Helminthen oder ihre Nebenprodukte für kurze
Zeit in den Körper eingeführt werden, um ein geschwächtes
Immunsystem zu trainieren. Eine von Gause durchgeführte Studie aus
dem Jahr 2012 stellte fest, dass das Einführen von Helminthen für
zwei Wochen, das Immunsystem von Mäusen dazu anregte, Zytokine zu
produzieren oder Botenstoffe, die ihnen dauerhaften Schutz vor Typ
1-Diabetes verliehen.
Zuviel
Hygiene ist negativ fürs Immunsystem
Diese
Ergebnisse spiegeln die Erfahrungen bei Menschen in
Entwicklungsländern wider. Dort sind Infektionen mit Helminthen
verbreitet, aber die Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen wie Typ
1-Diabetes ist sehr niedrig. »Es gibt eine wachsende Zahl von
Hinweisen, die die Hygiene-Hypothese unterstützen. Demnach
beeinträchtigt der verminderte Kontakt mit Bazillen und Würmern in
Industrieländern die Entwicklung von immunregulierenden Reaktionen,
die sonst die schädlichen Entzündungsprozesse kontrollieren«,
meint Gause.
Laut
Gause ist das Endergebnis dieser Entwicklung ein erhöhtes Vorkommen
verschiedenster Krankheiten, die in Verbindung stehen mit schädlichen
Entzündungen. »Wenn wir einen kontrollierbaren Weg finden, um den
Nutzen einer Wurminfektion für das Immunsystem anzuwenden, ist es
denkbar, dass wir als Gesellschaft nicht länger den scheinbaren
Kompromiss dulden müssen zwischen sauberen Lebensbedingungen und
entzündlichen Erkrankungen.«
Quelle:
William C. Gause, Thomas A. Wynn, Judith E. Allen. Type 2 immunity
and wound healing: evolutionary refinement of adaptive immunity by
helminths. Nature Reviews Immunology, 2013; 13 (8): 607 DOI:
10.1038/nri3476
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.