Ein kräftiges Frühstück auch bei Typ 2-Diabetes? (Foto: bluedge / pixabay.com) |
Auch
bei Typ 2-Diabetes ist morgens eine Mahlzeit mit viel Eiweiß und
durchaus auch Fett empfehlenswert. Das hilft, den Hunger zu zügeln
und den Blutzucker zu kontrollieren.
»Frühstücke
wie ein Kaiser«: Das gilt nach neuesten Erkenntnissen nicht nur für
den gesunden »Otto Normalverbraucher«. Auch für Menschen mit Typ
2-Diabetes darf es morgens ruhig etwas mehr sein. Ein herzhaftes
Frühstück mit Eiweiß und Fett kann Typ 2-Diabetikern tatsächlich
helfen, ihren Hunger und ihren Blutzuckerspiegel besser zu
kontrollieren.
Patienten,
die über drei Monate hinweg ein großes Frühstück zu sich nahmen,
hatten niedrigere Blutzuckerspiegel und beinahe ein Drittel konnte
die Anzahl der Diabetesmedikamente reduzieren. Dieses Ergebnis
präsentierte eine israelische Studie Ende September beim jährlichen
Treffen der »European Association for the Study of Diabetes« in
Barcelona.
Frühstück
bremst den Blutzucker und verbessert die Insulinwirkung
»Die
Veränderungen waren sehr dramatisch«, sagt Dr. Joel Zonszein,
Direktor des »Clinical Diabetes Center« am »Montefiore Medical
Center« in New York. »Ich bin beeindruckt von den Ergebnissen«,
fügt Zonszein hinzu, der nicht an der Studie beteiligt war. »Wir
sollten sehen, ob sie reproduziert werden können.«
Die
Forscher basierten ihre Studie auf früheren Untersuchungen, die
zeigten, dass Menschen, die regelmäßig frühstücken, ein
niedrigeres Körpergewicht und einen niedrigeren Body-Mass-Index
(BMI) haben als jene, die nicht frühstücken. Frühstückende
Menschen freuen sich auch über niedrigere Blutzuckerspiegel und sind
in der Lage, Insulin effizienter zu verarbeiten.
Reichlich
Eiweiß optimal zum Frühstück
Die
59 Teilnehmer mit Typ 2-Diabetes wurden für die Studie in eine
Gruppe mit kleinem Frühstück und eine Gruppe mit großem Frühstück
eingeteilt. Das große Frühstück enthielt etwa ein Drittel ihres
täglichen Kalorienbedarfs, das kleine Frühstück nur 12,5 Prozent
der täglichen Energiemenge. Das große Frühstück lieferte
zusätzlich auch einen höheren Anteil an Eiweiß und Fett.
Mediziner
stellten nach 13 Wochen fest, dass Blutzucker und Blutdruck in der
Gruppe mit großem Frühstück dramatisch gesunken waren. Das
Absinken des Blutzuckerspiegels war bei ihnen dreimal größer als in
der Gruppe mit kleinem Frühstück und hinsichtlich des Blutdrucks
war die Reduktion sogar viermal größer.
Ungefähr
ein Drittel der Teilnehmer in der Gruppe mit großem Frühstück
konnte am Ende der Studie die tägliche Menge der Diabetesmedikamente
reduzieren. Zum Vergleich: Ungefähr 17 Prozent der Teilnehmer in der
Gruppe mit kleinem Frühstück musste sogar die Menge der verordneten
Diabetesmedikamente während der Studie erhöhen. Die Teilnehmer, die
täglich reichlich frühstückten, fühlten sich auch im Tagesverlauf
weniger hungrig.
Weniger
Hunger im Tagesverlauf nach ausreichendem Frühstück
»Im
Verlauf der Studie stellten wir fest, dass das Hungergefühl bei den
Teilnehmern mit kleinem Frühstück erheblich zunahm, während bei
den Teilnehmern mit großem Frühstück das Sättigungsgefühl
zunahm«, berichtete Co-Autor der Studie, Dr. Hadas Rabinovitz von
der Hebrew-Universität in Jerusalem in einer Pressemitteilung.
»Hinzu kam, dass die Teilnehmer in der Gruppe mit großem Frühstück
über ein geringeres Ess-Bedürfnis berichteten und sich insgesamt
weniger mit Nahrung beschäftigten. In der Gruppe mit kleinem
Frühstück war genau das Gegenteil der Fall.«
Rabinovitz
vermutet, dass ein großes Frühstück mit viel Eiweiß den
Botenstoff Ghrelin, auch bekannt als »Hunger-Hormon«, unterdrückt.
Und wahrscheinlich unterstützt das Protein im Frühstück auch die
Kontrolle des Blutzuckerspiegels, meint Vandana Sheth, eine
zertifizierte Diabetesberaterin und registrierte Ernährungsberaterin
in Los Angeles und Sprecherin der Akademie für Ernährung und
Diätetik.
Eiweiß
wird nur teilweise in Glukose umgewandelt
»Wir
wissen, dass aufgenommene Kohlenhydrate den Blutzuckerspiegel
innerhalb von 15 bis 60 Minuten erhöhen«, sagt Sheth. »Die
Umwandlung von Protein in Glukose dauert länger, etwa drei Stunden
und nicht alles davon wird in Glukose umgewandelt. Ein Teil des
Proteins wird beispielsweise verwendet, um Muskeln zu reparieren. Es
ist also kein direkter Effekt, aber 100 Prozent der gegessenen
Kohlenhydrate wird in Glukose umgesetzt, wohingegen nur ein Teil des
verzehrten Proteins in Glukose verwandelt wird.«
Zonszein
äußerte Bedenken über die Studie. Er hält beispielsweise die
Größe und Länge der Studie für ungenügend und fragt, warum so
viele Teilnehmer die Studie vorzeitig verlassen haben. Dennoch sagt
er, dass die Ergebnisse beeindruckend genug sind, um diese
Diät-Strategie einmal in der Praxis auszuprobieren.
»Es
ist eine geradezu angenehme Manipulation des Essensschemas«, sagt
Zonszein. »Ich werde es an meine Ernährungsberaterin weiterleiten
und sehen, was sie dazu sagt und vielleicht können wir es mit
einigen Patienten ausprobieren.«
Ob
diese Diätmethode sich tatsächlich auf lange Sicht für Typ
2-Diabetiker eignet, muss noch weiter untersucht werden, auch weil
Diabetiker häufig unter weiteren Erkrankungen leiden. Beispielsweise
sollten Diabetiker, die bereits unter Nierenproblemen leiden, nur
begrenzte Mengen an Eiweiß zu sich nehmen.
Quelle:
H. Rabinovitz, M. Boaz, T. Ganz, Z. Madar, D. Jakubowicz, J.
Wainstein: Big breakfast rich in protein improved glycaemic control
and satiety feeling in adults with type 2 diabetes mellitus.
Diabetologia
2013; Abstract 861. Presented at EASD Barcelona, September 2013.
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