Mittwoch, 6. November 2013

»Frühstücken wie ein Kaiser«: Das gilt auch bei Typ 2-Diabetes


Ein kräftiges Frühstück auch bei Typ 2-Diabetes?
(Foto: bluedge / pixabay.com)

Auch bei Typ 2-Diabetes ist morgens eine Mahlzeit mit viel Eiweiß und durchaus auch Fett empfehlenswert. Das hilft, den Hunger zu zügeln und den Blutzucker zu kontrollieren.


»Frühstücke wie ein Kaiser«: Das gilt nach neuesten Erkenntnissen nicht nur für den gesunden »Otto Normalverbraucher«. Auch für Menschen mit Typ 2-Diabetes darf es morgens ruhig etwas mehr sein. Ein herzhaftes Frühstück mit Eiweiß und Fett kann Typ 2-Diabetikern tatsächlich helfen, ihren Hunger und ihren Blutzuckerspiegel besser zu kontrollieren.
Patienten, die über drei Monate hinweg ein großes Frühstück zu sich nahmen, hatten niedrigere Blutzuckerspiegel und beinahe ein Drittel konnte die Anzahl der Diabetesmedikamente reduzieren. Dieses Ergebnis präsentierte eine israelische Studie Ende September beim jährlichen Treffen der »European Association for the Study of Diabetes« in Barcelona.

Frühstück bremst den Blutzucker und verbessert die Insulinwirkung

»Die Veränderungen waren sehr dramatisch«, sagt Dr. Joel Zonszein, Direktor des »Clinical Diabetes Center« am »Montefiore Medical Center« in New York. »Ich bin beeindruckt von den Ergebnissen«, fügt Zonszein hinzu, der nicht an der Studie beteiligt war. »Wir sollten sehen, ob sie reproduziert werden können.«
Die Forscher basierten ihre Studie auf früheren Untersuchungen, die zeigten, dass Menschen, die regelmäßig frühstücken, ein niedrigeres Körpergewicht und einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) haben als jene, die nicht frühstücken. Frühstückende Menschen freuen sich auch über niedrigere Blutzuckerspiegel und sind in der Lage, Insulin effizienter zu verarbeiten.

Reichlich Eiweiß optimal zum Frühstück

Die 59 Teilnehmer mit Typ 2-Diabetes wurden für die Studie in eine Gruppe mit kleinem Frühstück und eine Gruppe mit großem Frühstück eingeteilt. Das große Frühstück enthielt etwa ein Drittel ihres täglichen Kalorienbedarfs, das kleine Frühstück nur 12,5 Prozent der täglichen Energiemenge. Das große Frühstück lieferte zusätzlich auch einen höheren Anteil an Eiweiß und Fett.

Mediziner stellten nach 13 Wochen fest, dass Blutzucker und Blutdruck in der Gruppe mit großem Frühstück dramatisch gesunken waren. Das Absinken des Blutzuckerspiegels war bei ihnen dreimal größer als in der Gruppe mit kleinem Frühstück und hinsichtlich des Blutdrucks war die Reduktion sogar viermal größer.
Ungefähr ein Drittel der Teilnehmer in der Gruppe mit großem Frühstück konnte am Ende der Studie die tägliche Menge der Diabetesmedikamente reduzieren. Zum Vergleich: Ungefähr 17 Prozent der Teilnehmer in der Gruppe mit kleinem Frühstück musste sogar die Menge der verordneten Diabetesmedikamente während der Studie erhöhen. Die Teilnehmer, die täglich reichlich frühstückten, fühlten sich auch im Tagesverlauf weniger hungrig.

Weniger Hunger im Tagesverlauf nach ausreichendem Frühstück

»Im Verlauf der Studie stellten wir fest, dass das Hungergefühl bei den Teilnehmern mit kleinem Frühstück erheblich zunahm, während bei den Teilnehmern mit großem Frühstück das Sättigungsgefühl zunahm«, berichtete Co-Autor der Studie, Dr. Hadas Rabinovitz von der Hebrew-Universität in Jerusalem in einer Pressemitteilung. »Hinzu kam, dass die Teilnehmer in der Gruppe mit großem Frühstück über ein geringeres Ess-Bedürfnis berichteten und sich insgesamt weniger mit Nahrung beschäftigten. In der Gruppe mit kleinem Frühstück war genau das Gegenteil der Fall.«

Rabinovitz vermutet, dass ein großes Frühstück mit viel Eiweiß den Botenstoff Ghrelin, auch bekannt als »Hunger-Hormon«, unterdrückt. Und wahrscheinlich unterstützt das Protein im Frühstück auch die Kontrolle des Blutzuckerspiegels, meint Vandana Sheth, eine zertifizierte Diabetesberaterin und registrierte Ernährungsberaterin in Los Angeles und Sprecherin der Akademie für Ernährung und Diätetik.

Eiweiß wird nur teilweise in Glukose umgewandelt

»Wir wissen, dass aufgenommene Kohlenhydrate den Blutzuckerspiegel innerhalb von 15 bis 60 Minuten erhöhen«, sagt Sheth. »Die Umwandlung von Protein in Glukose dauert länger, etwa drei Stunden und nicht alles davon wird in Glukose umgewandelt. Ein Teil des Proteins wird beispielsweise verwendet, um Muskeln zu reparieren. Es ist also kein direkter Effekt, aber 100 Prozent der gegessenen Kohlenhydrate wird in Glukose umgesetzt, wohingegen nur ein Teil des verzehrten Proteins in Glukose verwandelt wird.«

Zonszein äußerte Bedenken über die Studie. Er hält beispielsweise die Größe und Länge der Studie für ungenügend und fragt, warum so viele Teilnehmer die Studie vorzeitig verlassen haben. Dennoch sagt er, dass die Ergebnisse beeindruckend genug sind, um diese Diät-Strategie einmal in der Praxis auszuprobieren.
»Es ist eine geradezu angenehme Manipulation des Essensschemas«, sagt Zonszein. »Ich werde es an meine Ernährungsberaterin weiterleiten und sehen, was sie dazu sagt und vielleicht können wir es mit einigen Patienten ausprobieren.«
Ob diese Diätmethode sich tatsächlich auf lange Sicht für Typ 2-Diabetiker eignet, muss noch weiter untersucht werden, auch weil Diabetiker häufig unter weiteren Erkrankungen leiden. Beispielsweise sollten Diabetiker, die bereits unter Nierenproblemen leiden, nur begrenzte Mengen an Eiweiß zu sich nehmen.


Quelle: H. Rabinovitz, M. Boaz, T. Ganz, Z. Madar, D. Jakubowicz, J. Wainstein: Big breakfast rich in protein improved glycaemic control and satiety feeling in adults with type 2 diabetes mellitus. Diabetologia 2013; Abstract 861. Presented at EASD Barcelona, September 2013.

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