Vitamin E und Selen können das Krebsrisiko erhöhen (Foto: Bonoz / pixabay.com) |
Eine neue Studie bestätigt ein Krebsrisiko für Selen und Vitamin E. Beides sollte deshalb nur bei Mangelzuständen eingenommen werden.
Vitamine und Spurenelemente sind für den menschlichen Körper
unerlässlich, doch eine Überversorgung kann der Gesundheit schaden und
sogar das Risiko für eine Krebserkrankung erhöhen. Eine Einnahme von
Nahrungsergänzungsmitteln ist nur bei Mangelzuständen sinnvoll und soll
nur auf medizinischen Rat hin erfolgen, rät die Deutsche Gesellschaft
für Endokrinologie (DGE) anlässlich einer neu erschienenen Studie zu
Selen und Vitamin E.
Bei Überversorgung mehr Schaden als Nutzen
Vitamin
E ist ein Zellschutzvitamin und spielt eine Rolle beim Verhindern von
Ablagerungen in den Gefäßen. Es kommt gehäuft in pflanzlichen Ölen wie
Weizenkeim- oder Olivenöl vor. Von Selen ist bekannt, dass es im Körper
verschiedene wichtige Aufgaben erfüllt. Beispielsweise ist es am
Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone beteiligt. Viel Selen findet sich
in Fisch, Meeresfrüchten, Milch und Gemüse. Beiden Substanzen sagte man
eine schützende Wirkung in Bezug auf Krebserkrankungen nach. Das vom
US-National Cancer Institute finanzierte „Selenium and Vitamin E Cancer
Prevention Trial“ (SELECT), ging dieser Vermutung nach. Es war die
größte jemals zur Vorbeugung von Prostatakrebs durchgeführte Studie.
Professor Dr. med. Axel Heidenreich, Direktor der Urologischen Klinik am
Universitätsklinikum Aachen erläutert: „Vor sechs Jahren wurde sie
abgebrochen, als eine Zwischenauswertung ergab, dass Vitamin E nicht vor
Krebs schützt, sondern das Krebsrisiko sogar erhöht.“
Selen kann aggressiven Prostatakrebs fördern
Kürzlich
zeigte sich in einer weiteren Auswertung, dass auch Selen das
Krebsrisiko steigert. Es kam zu einem Anstieg von „high-grade“
Prostatakarzinomen. „Diese aggressive Krebsvariante kann bereits nach
wenigen Jahren zu Metastasen und zum Tod führen“, erläutert Prof. Dr.
med. Dr. h.c. Herbert Rübben, Direktor der Klinik für Urologie am
Universitätsklinikum Essen. Betroffen waren nur Männer, die zu Beginn
der Studie ausreichend mit dem Spurenelement versorgt waren, wie die
Bestimmung der Selenkonzentration in Zehnagel-Proben ergab. „Dies
bedeutet, dass das Spurenelement Selen, das der Körper in geringen
Mengen benötigt, in höheren Dosierungen schadet“, bilanziert Professor
Rübben. „Vitamine und Spurenelemente kann man analog zu Arzneimitteln
betrachten, die nur in der richtigen Dosis von Nutzen sein können, in zu
großer Menge aber auch zum Gift werden können.“
Wechselwirkungen wie bei Medikamenten möglich
Wie
bei anderen Arzneimitteln kann es zu überraschenden Wechselwirkungen
zwischen zwei Substanzen kommen. In der neuen Auswertung der
SELECT-Studie kam beispielsweise heraus, dass die Vitamin-E-Kapseln das
Krebsrisiko von Männern nur dann erhöhen, wenn diese einen Selenmangel
hatten. „Eine ausreichende Versorgung mit Selen scheint vor einer
schädlichen Wirkung von Vitamin E zu schützen“, ergänzt Professor
Heidenreich. Bei einer Überversorgung habe sie nach den Ergebnissen der
SELECT-Studie jedoch den gegenteiligen Effekt.
Männer sollten nicht ohne Kontrolle Selen oder Vitamin E einnehmen
Den
Verbrauchern, die im Supermarktregal nach Multivitaminen und
Spurenelementen greifen, sind diese Zusammenhänge wohl kaum bewusst.
Packungsbeilagen, die wie bei Arzneimitteln auf Risiken und
Nebenwirkungen hinweisen, gibt es nicht. „Wir raten aufgrund der
Ergebnisse allen Männern davon ab, Präparate mit Selen oder Vitamin E
einzunehmen, solange kein Mangel nachgewiesen ist“, sagt Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) aus Bochum und ergänzt: „Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper ausreichend mit Vitamin E und Selen. Wer das Gefühl hat,
unterversorgt zu sein, sollte, bevor er zu Supplementen greift, mit
seinem Arzt besprechen, ob er diese wirklich benötigt oder nicht.“
Quellen:
A. R. Kristal et al.: Baseline
Selenium Status and Effects of Selenium and Vitamin E Supplementation
on Prostate Cancer Risk. Journal of the National Cancer Institute 2014;
doi: 10.1093/jnci/djt456
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