Aspirin lässt Darmkrebspatienten länger leben (Foto: Bayer HealthCare Deutschland (Aspirin®)) |
Patienten, die an
fortgeschrittenem Darmkrebs leiden, können von einer täglichen
Dosis Aspirin profitieren. Eine neue Studie zeigt, wie der positive
Effekt entsteht.
Forscher
der niederländischen Universität Leiden untersuchten zwischen 2002
und 2008 beinahe 1.000 Menschen, die wegen eines fortgeschrittenen
Darmkrebses ohne Metastasen operiert wurden. Fast jeder fünfte
Patient schluckte wegen zusätzlicher Herzerkrankungen täglich eine
niedrige Dosis Aspirin. Diese Patienten hatten ein nur halb so großes
Risiko innerhalb von vier bis zehn Jahren nach der Operation zu
sterben im Vergleich zu den Patienten, die kein Aspirin einnahmen.
Doppelblind-Studie steht
noch aus
»Was
wir festgestellten haben, ist allerdings lediglich eine Verbindung,
aber noch kein Beweis«, warnt einer der Forscher, Dr. Gerrit-Jan
Liefers. »Es ist möglich, dass die Patienten, die Aspirin anwenden,
sich auch in anderen Punkten von den Nicht-Anwendern unterscheiden
und der Effekt also nicht durch das Aspirin zustande kommt. Darum
werden wir nun zur Kontrolle eine Doppelblind-Studie durchführen.«
Aspirin wirkt auf
Blutplättchen
Doch
auch wenn die positive Wirkung von Aspirin auf Darmkrebs noch immer
nicht unumstößlich bewiesen ist, häufen sich doch die Hinweise.
»Dass Aspirin die Sterblichkeit bei operierten Darmkrebspatienten
senkt, haben wir schon 2012 im British
Journal of Cancer
veröffentlicht«, so Liefers. »Neu ist jetzt, dass wir im JAMA
internal Medicine
einen möglichen Mechanismus beschreiben.«
Die
Forscher nehmen an, dass Aspirin auf die Blutplättchen
(Thrombozyten) wirkt. Metastasen haben so weniger Chancen. »Wir
denken, dass normalerweise Tumorzellen, die ins Blut gelangen, von
den Blutplättchen umringt und so gegen körpereigene Angriffe des
Immunsystems geschützt werden. Aspirin verhindert diesen
Mechanismus.«
Weniger Risiko auf
Metastasen
Der
Kontakt mit Blutplättchen soll entwischte Tumorzellen darüber
hinaus aggressiver machen. Dadurch könnten die Tumorzellen eine
größere Chance haben, sich irgendwo im Körper anzusiedeln und zu
einem Tumor heranzuwachsen. Auch dieser Prozess wird durch das
Aspirin durchkreuzt.
»Wir
denken, dass Patienten, die Aspirin schlucken, dank dieser Wirkungen
ein geringeres Risiko für Metastasen haben«, meint Liefers. Von den
erfolgreich operierten Patienten mit Darmkrebs in Stadium II oder III
sterben ungefähr die Hälfte später an Metastasen. Auch Patienten
mit anderen Krebsarten sind möglicherweise durch denselben Effekt
des Aspirins geschützt vor Metastasierung.
Unempfindlich für Aspirin
Die
Wissenschaftler konnten allerdings beobachten, dass Aspirin nur
schützt, wenn der Tumor bestimmte Merkmale aufweist. Tumoren, die
nicht mehr über Merkmale der HLA-Klasse-I-Moleküle verfügen, sind
unempfindlich gegenüber der Wirkung von Aspirin. »Das ist bei
ungefähr einem Drittel der Patienten der Fall. Bei den übrigen zwei
Dritteln der Tumore zeigt Aspirin sehr wohl eine Wirkung. Aber auch
diese Tumoren können sich mit der Zeit verändern und unempfindlich
werden. Im klinischen Versuch wollen wir diese Patienten nun weiter
untersuchen, um zu sehen, wie lange die Wirkung von Aspirin anhält.«
Aspirin nur in Absprache
mit dem Arzt
Die
Wissenschaftler raten Patienten dazu, nicht selbst mit einer
Aspirin-Therapie zu beginnen, sondern dies immer zuerst mit einem
Arzt zu besprechen. Die tägliche Einnahme von Aspirin hat auch
Nachteile wie ein erhöhtes Risiko auf Gehirnblutungen oder eine
Makuladegeneration, bei der ein Teil der Netzhaut im Auge geschädigt
wird.
Quelle:
Reimers MS, Bastiaannet E, Langley RE, et al.: Expression of HLA
Class I Antigen, Aspirin Use, and Survival After a Diagnosis of Colon
Cancer. JAMA Intern Med. 2014;():. doi:10.1001/jamainternmed.2014.511
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