Lösungsmittel schädigen langfristig das Gedächtnis (Foto: stux / pixabay.com) |
Menschen,
die während der Arbeit Lösungsmitteln ausgesetzt sind, haben im
Rentenalter öfter Gedächtnisprobleme. Auch noch Jahre nach dem
Ausgesetztsein.
Dämpfe
von Farben, Klebern oder Entfettern: In vielen Berufen werden
Arbeitnehmer mit diesen giftigen Lösungsmitteln konfrontiert. Und
die gesundheitlichen Folgen äußern sich nicht immer unmittelbar
nach dem Kontakt mit den Produkten. Viele Arbeitnehmer erfahren die
negativen Auswirkungen erst nach Beendigung des Berufslebens. Im
Rentenalter kämpfen viele mit Gedächtnisproblemen und nachlassender
Gehirnleistung. Das ist das Ergebnis einer Studie im Fachmagazin
»Neurology«,
die von Forschern der Harvard School of Public Health
durchgeführt wurde.
Zunehmendes
Problem
»Unsere
Erkenntnisse sind äußerst wichtig, angesichts der Tatsache, dass
der Kontakt mit Lösungsmitteln häufig vorkommt, vor allem in
Industrieländern wie den USA«, erklärt Studienautorin Erika L.
Sabbath. »Lösungsmittel stellen ein realistisches Risiko für die
kognitive Gesundheit von Arbeitnehmern dar. Sowohl jetzt als auch in
der Zukunft. Da das Rentenalter steigt, dauert das Ausgesetztsein
dadurch noch länger.«
Benzol,
chlorierte Lösemittel, Petroleumlösemittel
Die
Studie umfasste 2.143 Rentner, die während ihres Berufslebens
Kontakt hatten mit chlorierten Lösemitteln, Petroleumlösemitteln
und Benzol. Benzol wird benutzt um Plastik, Gummi und andere
synthetische Materialien herzustellen. Chlorierte Lösemittel findet
man unter anderem in bestimmten Reinigungsmitteln, Lacklösern und
Entfettern. Petroleumlösemittel werden für verschieden Leimsorten,
Lacke und Farben verwendet. Von den Teilnehmern waren 26 Prozent
Benzol ausgesetzt, 33 Prozent chlorierten Lösemitteln und 25 Prozent
Petroleumlösemitteln.
Fast
alle haben kognitive Einschränkungen
Die
Teilnehmer machten acht kognitive Tests ungefähr zehn Jahre nach dem
Beginn des Rentenalters. Das Durchschnittsalter war 66 Jahre. Bei 59
Prozent hatten Beeinträchtigungen in bis zu drei Tests, 23 Prozent
zeigten schlechte Ergebnisse in vier oder mehr Tests und nur 18
Prozent hatten keinerlei Beeinträchtigungen.
Arbeitnehmer,
die lange Zeit und bis vor kurzem (12 bis 30 Jahre vor dem Test)
Lösemittel eingeatmet hatten, hatten auch das höchste Risiko für
Gedächtnisprobleme. Die Ergebnisse blieben gleich auch nach einer
Korrektur von Faktoren wie Ausbildungsniveau, Alter, Rauchen und
Alkoholkonsum.
Nachwirkungen
nach 50 Jahren
»Die
Menschen, die am meisten und bis in die jüngere Vergangenheit im
Kontakt mit Lösemitteln waren, zeigten Beeinträchtigungen auf fast
allen Gebieten von Gedächtnis und Wahrnehmung, auch auf Gebieten,
die nicht in Verbindung gebracht werden mit dem Einatmen von
Lösemitteln«, so Sabbath. »Das auffälligste Ergebnis war
tatsächlich, dass wir auch kognitive Probleme bei Arbeitnehmern
sahen, die mehr als 50 Jahre in der Vergangenheit im Kontakt mit
Lösemitteln waren. Das deutet an, dass die Wirkung von Lösemitteln
auf das Gedächtnis im Laufe der Zeit nicht verschwindet.«
Quelle:
E. L. Sabbath, L.-A. Gutierrez, C. A. Okechukwu, A. Singh-Manoux, H.
Amieva, M. Goldberg, M. Zins, C. Berr. Time may not fully attenuate
solvent-associated cognitive deficits in highly exposed workers.
Neurology, 2014; 82 (19): 1716 DOI: 10.1212/WNL.0000000000000413
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