Wir neigen genetisch bedingt zum Aufschieben (Foto: geralt / pixabay.com) |
Wer
alles gerne bis zum letzten Moment herauszögert, hat nun eine gute
Ausrede: Die »Aufschiebementalität« ist genetisch bedingt.
Die
20 Mails können immer noch beantwortet werden. Und die vage Idee
konkret auszubearbeiten, muss auch nicht direkt sein. Vielleicht doch
mal die Präsentation vorbereiten? Oder doch lieber nicht. Alles
typische Beispiele für »Aufschieberitis«, ein Phänomen, das viele
Arbeitnehmer - und Kollegen - verrückt macht.
Aufschieben
liegt in den Genen
Zögern
Sie alles gerne bis auf den letzten Augenblick hinaus? Verschieben
Sie Termine, Aufgaben oder Pläne, bis es nicht mehr geht? Nach dem
Motto: Morgen ist auch noch ein Tag? Wissenschaftler der Universität
von Colorado in Boulder haben nun herausgefunden, dass solch ein
Verhalten überwiegend von genetischen Faktoren bestimmt wird und die
Betroffenen selbst wenig Einfluss haben auf ihr Verhalten. Das
Aufschieben kann sogar zur Krankheit werden, wenn Sie trotz negativer
Folgen Wichtiges immer wieder herauszögern. Dann leiden Sie
wahrscheinlich an Prokrastination. Experten verstehen darunter das
behandlungsbedürftige Aufschieben wichtiger Aufgaben.
Prokrastinierer leiden permanent unter einem schlechten Gewissen, was
ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und sie unter Dauerstress
und ständiger Anspannung stehenlässt. Das Phänomen ist schon
länger bekannt und die Universität Münster hat deshalb bereits
2006 eine Prokrastinationsambulanz
ins Leben gerufen, um Betroffenen Hilfe und Unterstützung zu bieten.
Wer
aufschiebt, ist impulsiv
Die
Forscher der Universität von Colorado untersuchten für ihre Studie
das Planungsverhalten von 181 eineiigen Zwillingen und 166 zweieiigen
Zwillingspaaren. Die erste Gruppe besitzt zu 100 Prozent
übereinstimmende DNA, die DNA der zweiten Gruppe stimmt zu 50
Prozent überein. Auf diese Weise entdeckten die Wissenschaftler, wie
wichtig genetische Faktoren im Vergleich zu anderen
persönlichkeitsformenden Faktoren wie Erziehung, Freunde und
Ausbildung sind. Laut den Forschern ist das chronische Aufschieben
daher auch erblich bedingt und die »Aufschieber« zeigten sich zudem
sehr impulsiv.
Beide
Gruppen wurden auf ihre Fähigkeit getestet Ziele zu setzen und wie
sie die Ziele erreichen wollten. Dabei wurden das Aufschiebeverhalten
und die Impulsivität untersucht. Denn Letzteres lässt sich vom
Ersten ableiten. Unsere Vorfahren mussten auf Impulsivität
vertrauen, um zu überleben und suchten deshalb nach kurzfristigen
Belohnungen. Denn ob sie den folgenden Tag noch erleben würden, war
noch die Frage.
Impulsivität
als Überbleibsel der Evolution
Als
unsere Lebensweise begann, sich evolutionär zu entwickeln, wurde
Vorausplanen immer wichtiger und Impulsivität ein immer größerer
Störfaktor. Dadurch entstand unsere Neigung zum Aufschieben. Die
Forscher wollen nun untersuchen, wie impulsive Regungen unterdrückt
werden können. Wenn man sich zumindest von Facebook, YouTube und
Twitter fernhalten kann.
Quelle:
Daniel E. Gustavson, Akira Miyake, John K. Hewitt, Naomi P. Friedman:
Genetic Relations Among Procrastination, Impulsivity, and
Goal-Management Ability: Implications for the Evolutionary Origin of
Procrastination. Psychol Sci. 2014 Apr 4, doi:
10.1177/0956797614526260
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