Zu
niedrige Blutzuckerwerte bleiben nachts häufig unentdeckt und
verursachen länger anhaltende Herzrhythmusstörungen und damit
verbundene Herzprobleme bei älteren Typ 2-Diabetikern.
Nachts
kann der Blutzuckerspiegel auf gefährliche Werte absinken, was
häufig unbemerkt bleibt und dann bei älteren Patienten mit Typ
2-Diabetes zu länger anhaltenden Herzrhythmusstörungen führt,
haben neue Forschungen herausgefunden.
Die
Ergebnisse der Forschungen, die von Professor Simon Heller von der
Universität von Sheffield geleitet wurden, könnten wichtige
Hinweise auf den Mechanismus geben, wann niedrige Blutzuckerspiegel
zu lebensbedrohlichen Änderungen im Herzrhythmus führen, einer der
großen Risikofaktoren für Patienten mit Diabetes.
»dead-in-bed-Syndrom«
durch Unterzuckerung?
Die
Ergebnisse werfen außerdem ein neues Licht auf das sogenannte
»dead-in-bed-Syndrom«, bei dem junge Diabetiker ohne bekannte
Spätfolgen plötzlich versterben. Das »dead-in-bed-Syndrom« tritt
normalerweise erst nach vielen Jahren auf, wenn hohe Blutzuckerwerte
die Nerven des vegetativen Nervensystems geschädigt haben. Das
betrifft auch die Steuerung des Herzrhythmus. Das Herz steht
schließlich ständig »unter Strom« und es kommt - vor allem nachts
oder in den frühen Morgenstunden - zu gefährlichen
Herzrhythmusstörungen.
Frühere
Studien haben bisher offenbar eine direkte Wirkung von Hypoglykämien
(Unterzuckerungen) als Todesursache bei Patienten mit Typ-2-Diabetes
ausgeschlossen.
Symptome
nur durch ständige Kontrolle entdeckt
Einige
der Patienten, die an der aktuellen Studie teilgenommen haben,
berichteten über Symptome bei niedrigem Blutzucker oder
unregelmäßige Herzschläge. Diese Symptome wurden allerdings nur
entdeckt durch konstantes Überwachen von Blutzucker und Herzschlag.
Die Forscher überwachten eine Woche lang ältere Patienten mit Typ
2-Diabetes und einer Herzerkrankung in der Vorgeschichte.
Der
Durchbruch bei den Forschungen erzielte Elaine Chow von der
Universität von Sheffield und ihre Ergebnisse werden in der
Mai-Ausgabe von Diabetes
erscheinen, dem Fachjournal des amerikanischen Diabetesverbandes.
Unterzuckerung
führt zu verlangsamtem Herzschlag
Professor
Simon Heller sagt: »Wir möchten die Patienten nicht alarmieren,
aber was wir entdeckt haben, ist möglicherweise wichtig, um einen
Mechanismus zu erklären, bei dem nächtliche niedrige
Blutzuckerwerte zu anhaltend langsamen Herzschlägen führen, die den
Blutfluss zum Herzen stören und lebensbedrohliche Herzinfarkte
auslösen können. Wir hatten zwar erwartet, einige niedrige
Blutzuckerwerte zu finden, dennoch waren wir überrascht, wie stark
die nächtlichen Symptome auftraten und manchmal stundenlang
anhielten. Wenn das passierte, stellten wir außerdem lange Phasen
eines niedrigen Herzrhythmus fest. Obwohl ein Grund zur Besorgnis,
wurden diese langsamen Herzfrequenzen nicht mit sehr schweren
Herzrhythmusstörungen in der Studie verbunden. Aber die Ergebnisse
lassen vermuten, dass auch Patienten mit einer
Standard-Insulin-Therapie, die keine strikte Blutzuckereinstellung
anstreben, sich des Risikos nächtlicher Unterzuckerungen bewusst
sein sollten, besonders, wenn sie bereits eine Herzerkrankung haben.«
Unterzuckerung
vermeiden durch Anpassung der Therapie
Frühere
Forschungen haben sich hauptsächlich auf die Effekte von hohen
Blutzuckerwerten bei Diabetes-Patienten gerichtet. Deshalb war mehr
Forschungsarbeit nötig, um zu verstehen, wie niedrige
Blutzuckerwerte in Typ 2-Diabetikern unregelmäßige Herzschläge
verursachen können, betonte Professor Heller. »In einer älteren
Gruppe Patienten mit Herzerkrankungen in der Vorgeschichte könnte
sich das als besorgniserregend erweisen, aber weitere Untersuchungen
sind notwendig, um die Verbindung zwischen niedrigem nächtlichem
Blutzucker und unnormalem Herzrhythmus, der den Blutfluss zum Herzen
stört, zu bestätigen. Wenn Patienten wissen, dass sie niedrige
Blutzuckerwerte haben, können sie entsprechend handeln. Sie können
vielleicht hin und wieder eine Kontrollmessung in der Mitte der Nacht
durchführen und in Absprache mit dem Arzt den Insulintyp ändern
oder den Zeitpunkt der Insulingabe. So ist es möglich, das Risiko
für längere nächtliche Unterzuckerungen zu minimieren.«
»Alle,
die für die Behandlung von Typ 2-Diabetikern mit Insulin
Verantwortung tragen, müssen sich über die möglichen Folgen
längerer Unterzuckerungsphasen in der Nacht bewusst sein. Sie
sollten das überprüfen und die Therapie anpassen, um das Risiko zu
senken, besonders bei den Patienten mit bekannten
Herz-Kreislauf-Erkrankungen.«
Quelle:
Elaine Chow, Alan Bernjak, Scott Williams, Robert A. Fawdry, Steve
Hibbert, Jenny Freeman, Paul J. Sheridan and Simon R. Heller: Risk of
Cardiac Arrhythmias During Hypoglycemia in Patients With Type 2
Diabetes and Cardiovascular Risk. Diabetes May 2014 63:1738-1747;
doi:10.2337/db13-0468
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