Menschen
mit Übergewicht müssen mit diversen Folgeerkrankungen rechnen. Doch
das ist nicht immer der Fall und den Grund haben Forscher nun
gefunden.
Etwa
ein Viertel der Menschen, die aktuell als übergewichtig oder
fettleibig eingestuft werden, ist tatsächlich nicht krank und hat
einen gesunden Stoffwechsel. Obwohl Fettleibigkeit ein
Hauptrisikofaktor für Diabetes ist, steht beides nicht immer im
Zusammenhang. Eine Studie im Fachjournal »Cell« wirft Licht auf
eine mögliche Erklärung und offenbart, dass ein hoher Spiegel eines
Enzyms namens Hämoxygenase-1 (HO-1) in Verbindung steht mit
schlechter Stoffwechselgesundheit und einem erhöhten Risiko für Typ2-Diabetes bei Menschen mit Übergewicht. Außerdem verbesserte die
Blockierung von HO-1 bei übergewichtigen Mäusen den Stoffwechsel.
Das deutet daraufhin, dass HO-1-Blocker eine vielversprechende neue
Strategie zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen sein könnte.
Nur
mit HO-1 wird man krank
»Die
Ergebnisse machen deutlich, dass HO-1 tatsächlich nötig ist, um
eine Stoffwechselkrankheit zu entwickeln und eine Neubewertung
zahlreicher Erkenntnisse in diesem Bereich erfordert«, sagt
Studienleiter Harald Esterbauer vom klinischen Institut für
Labormedizin der Medizinischen Universität Wien. »Die Studie
offenbart auch HO-1 als möglichen Biomarker zur Einteilung von
metabolisch gesundem und ungesundem Übergewicht und bietet einen
Rahmen für eine individuellere Therapie.«
Die
Faktoren, die bestimmen, ob Übergewicht zu Stoffwechselstörungen
führt waren bis jetzt unklar, aber die Beweislage deutete an, dass
Entzündungsprozesse eine wichtige Rolle spielen. Aber Studien, die
die Beziehung zwischen dem angeblich anti-entzündlich wirkenden
Enzym HO-1 und Stoffwechselerkrankungen untersuchten, kamen zu
widersprüchlichen Ergebnissen.
HO-1
fördert Enzündungsprozesse
Um
diese Frage zu klären, arbeitete Esterbauer mit J. Andrew Pospisilik
vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik zusammen.
Im Gegensatz zu früheren Ergebnissen fanden die Forscher höhere
Spiegel von HO-1 in der Leber und im Fettgewebe von übergewichtigen,
insulinresistenten Menschen als bei gesunden Übergewichtigen. Als
die Forscher das HO-1 in den Fresszellen des Immunsystems - den
Makrophagen - ausschalteten, nahmen die Entzündungsprozesse in den
Mäusen ab. Das deutet daraufhin, dass HO-1 tatsächlich entgegen der
landläufigen Meinung Entzündungen fördert. Darüber hinaus führte
die Eliminierung von HO-1 - speziell in der Leber oder in den
Makrophagen - bei fettreich ernährten Mäusen zu einer besseren
Leberfunktion und einer verbesserten Insulinempfindlichkeit:
eindeutige Signale für einen gesünderen Stoffwechsel.
Individuellere
Therapien möglich
»Unsere
Ergebnisse zeigen, dass HO-1 einer der stärksten Vorboten für
ungesundes Übergewicht ist und es könnte einen hohen diagnostischen
Wert besitzen, um Krankheiten früh zu entdecken«, sagt Pospisilik.
»Das könnte Medizinern erlauben, gezielte Präventionsmaßnahmen
anzuwenden, um den Krankheitsfortschritt zu verhindern, besonders bei
übergewichtigen Menschen, die bereits frühe Anzeichen eines Typ2-Diabetes zeigen.«
Quelle:
Alexander Jais, Elisa Einwallner, Omar Sharif, Klaus Gossens, Tess
Tsai-Hsiu Lu, Selma M. Soyal, David Medgyesi, Daniel Neureiter,
Jamile Paier-Pourani, Kevin Dalgaard, J. Catharina Duvigneau,
Josefine Lindroos-Christensen, Thea-Christin Zapf, Sabine Amann,
Simona Saluzzo, Florian Jantscher, Patricia Stiedl, Jelena Todoric,
Rui Martins, Hannes Oberkofler, Simone Müller, Cornelia
Hauser-Kronberger, Lukas Kenner, Emilio Casanova, Hedwig
Sutterlüty-Fall, Martin Bilban, Karl Miller, Andrey V. Kozlov, Franz
Krempler, Sylvia Knapp, Carey N. Lumeng, Wolfgang Patsch, Oswald
Wagner, J. Andrew Pospisilik, Harald Esterbauer. Heme Oxygenase-1
Drives Metaflammation and Insulin Resistance in Mouse and Man. Cell,
2014; 158 (1): 25 DOI: 10.1016/j.cell.2014.04.043
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