Montag, 21. Juli 2014

Dick und trotzdem gesund? Ein Molekül macht’s!


Menschen mit Übergewicht müssen mit diversen Folgeerkrankungen rechnen. Doch das ist nicht immer der Fall und den Grund haben Forscher nun gefunden.

Etwa ein Viertel der Menschen, die aktuell als übergewichtig oder fettleibig eingestuft werden, ist tatsächlich nicht krank und hat einen gesunden Stoffwechsel. Obwohl Fettleibigkeit ein Hauptrisikofaktor für Diabetes ist, steht beides nicht immer im Zusammenhang. Eine Studie im Fachjournal »Cell« wirft Licht auf eine mögliche Erklärung und offenbart, dass ein hoher Spiegel eines Enzyms namens Hämoxygenase-1 (HO-1) in Verbindung steht mit schlechter Stoffwechselgesundheit und einem erhöhten Risiko für Typ2-Diabetes bei Menschen mit Übergewicht. Außerdem verbesserte die Blockierung von HO-1 bei übergewichtigen Mäusen den Stoffwechsel. Das deutet daraufhin, dass HO-1-Blocker eine vielversprechende neue Strategie zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen sein könnte.

Nur mit HO-1 wird man krank

»Die Ergebnisse machen deutlich, dass HO-1 tatsächlich nötig ist, um eine Stoffwechselkrankheit zu entwickeln und eine Neubewertung zahlreicher Erkenntnisse in diesem Bereich erfordert«, sagt Studienleiter Harald Esterbauer vom klinischen Institut für Labormedizin der Medizinischen Universität Wien. »Die Studie offenbart auch HO-1 als möglichen Biomarker zur Einteilung von metabolisch gesundem und ungesundem Übergewicht und bietet einen Rahmen für eine individuellere Therapie.«

Die Faktoren, die bestimmen, ob Übergewicht zu Stoffwechselstörungen führt waren bis jetzt unklar, aber die Beweislage deutete an, dass Entzündungsprozesse eine wichtige Rolle spielen. Aber Studien, die die Beziehung zwischen dem angeblich anti-entzündlich wirkenden Enzym HO-1 und Stoffwechselerkrankungen untersuchten, kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen.

HO-1 fördert Enzündungsprozesse

Um diese Frage zu klären, arbeitete Esterbauer mit J. Andrew Pospisilik vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik zusammen. Im Gegensatz zu früheren Ergebnissen fanden die Forscher höhere Spiegel von HO-1 in der Leber und im Fettgewebe von übergewichtigen, insulinresistenten Menschen als bei gesunden Übergewichtigen. Als die Forscher das HO-1 in den Fresszellen des Immunsystems - den Makrophagen - ausschalteten, nahmen die Entzündungsprozesse in den Mäusen ab. Das deutet daraufhin, dass HO-1 tatsächlich entgegen der landläufigen Meinung Entzündungen fördert. Darüber hinaus führte die Eliminierung von HO-1 - speziell in der Leber oder in den Makrophagen - bei fettreich ernährten Mäusen zu einer besseren Leberfunktion und einer verbesserten Insulinempfindlichkeit: eindeutige Signale für einen gesünderen Stoffwechsel.

Individuellere Therapien möglich

»Unsere Ergebnisse zeigen, dass HO-1 einer der stärksten Vorboten für ungesundes Übergewicht ist und es könnte einen hohen diagnostischen Wert besitzen, um Krankheiten früh zu entdecken«, sagt Pospisilik. »Das könnte Medizinern erlauben, gezielte Präventionsmaßnahmen anzuwenden, um den Krankheitsfortschritt zu verhindern, besonders bei übergewichtigen Menschen, die bereits frühe Anzeichen eines Typ2-Diabetes zeigen.«


Quelle: Alexander Jais, Elisa Einwallner, Omar Sharif, Klaus Gossens, Tess Tsai-Hsiu Lu, Selma M. Soyal, David Medgyesi, Daniel Neureiter, Jamile Paier-Pourani, Kevin Dalgaard, J. Catharina Duvigneau, Josefine Lindroos-Christensen, Thea-Christin Zapf, Sabine Amann, Simona Saluzzo, Florian Jantscher, Patricia Stiedl, Jelena Todoric, Rui Martins, Hannes Oberkofler, Simone Müller, Cornelia Hauser-Kronberger, Lukas Kenner, Emilio Casanova, Hedwig Sutterlüty-Fall, Martin Bilban, Karl Miller, Andrey V. Kozlov, Franz Krempler, Sylvia Knapp, Carey N. Lumeng, Wolfgang Patsch, Oswald Wagner, J. Andrew Pospisilik, Harald Esterbauer. Heme Oxygenase-1 Drives Metaflammation and Insulin Resistance in Mouse and Man. Cell, 2014; 158 (1): 25 DOI: 10.1016/j.cell.2014.04.043

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