Der verwendete Fahrsimulator (Foto: Universität von Granada) |
Die
biologische Uhr beeinflusst unsere Leistungsfähigkeit, unser
Gesundheitsrisiko und sogar unsere Fahrtüchtigkeit, wie spanische
Forscher jetzt herausfanden.
Wann
wir fit und leistungsfähig oder müde und lustlos sind, wird
maßgeblich von unserer biologischen Uhr bestimmt. Unser Chronotyp -
also Lerche oder Eule - wird genetisch vorgegeben und je nachdem
welche Genkombination wir von unseren Eltern mitbekommen, sind wir
Frühaufsteher oder Nachtmenschen. Der zirkadiane Rhythmus macht uns
selbst für gewisse Krankheiten anfälliger und wirkt somit auch auf
unser Gesundheitsrisiko ein. Spanische Forscher stellten nun fest,
dass unsere innere Uhr auch die Fahrtüchtigkeit manipuliert.
Eulen
morgens unaufmerksam beim Fahren
Forscher
der Universität von Granada zeigten, dass der individuelle Chronotyp
deutlich das Fahrverhalten beeinflusst. Tatsächlich waren die
Nachteulen am frühen Morgen miserable Autofahrer. Sie sind während
ihrer »nicht-optimalen« Zeit einfach unaufmerksamer. Allerdings
ließ das Experiment erkennen, dass Lerchen, also die Frühaufsteher,
generell die beständigeren Autofahrer waren, denn sie fuhren relativ
gut sowohl in den Morgenstunden wie am Abend.
In
einem Artikel in »Accident Analysis and Prevention« analysierten
Forscher der Gruppe »Neuroergonomia« an der Universität von
Granada den zirkadianen Rhythmus an 29 Studenten mit extremem
Chronotyp, die aus mehr als 500 Personen zufällig ausgewählt
wurden.
Lerchen
und Eulen im Fahrsimulator
Zirkadiane
Rhythmen sind Unterschiede in biologischen Variablen, die in
regelmäßigen Intervallen auftreten, so wie Schlaf- und Wachphasen.
»Als Wissenschaftler ziehen wir gerne den Vergleich zu Vögeln: Wir
vergleichen Frühaufsteher mit Lerchen und Nachtmenschen mit Eulen«,
erklärt Ángel Correa, Hauptautor der Studie. Das Forschungsteam der
Universität Granada benutzte einen Fragebogen, um festzustellen,
wann sich beispielsweise die Teilnehmer am vitalsten fühlten oder
wie ihre Schlafgewohnheiten waren und einen Fahrsimulator. Beide
Gruppen, Morgen- und Abendtypen, absolvierten sowohl um 8 Uhr morgens
als auch um 8 Uhr abends eine Testfahrt im Fahrsimulator. Danach
wurden die Fahrleistungen zu den jeweils optimalen und nicht
optimalen Tageszeiten verglichen.
Anhand
der Forschungsergebnisse regen die Forscher an, dass Unternehmen ihre
Mitarbeiter daraufhin testen sollten, ob sie Morgen- oder Abendtypen
sind und ihre Arbeitszeiten dementsprechend anzupassen.
Hochrisiko
Berufe
»Bestimmte
Berufe beinhalten die Durchführung von Aufgaben, die besondere
Wachsamkeit erfordern: Piloten, Fluglotsen, Überwachungspersonal in
Atomkraftwerken, Chirurgen oder Berufskraftfahrer«, betont Correa.
»Eine bestimmte Tageszeit kann gut oder schlecht sein für diese
Aufgaben, je nachdem welcher Chronotyp der Durchführende hat und
natürlich gibt es auch Zeiten, die für jeden schlecht sind, wie
während des Mittagstiefs oder in den frühen Morgenstunden zwischen
drei Uhr und fünf Uhr«, weist Correa hin.
Die
Wissenschaftler der Universität von Granada warnen, dass Fahren nach
einer Wachzeit von mehr als 18 Stunden gefährlich ist. Zum Beispiel
wenn jemand nachts um 2 Uhr fährt, nachdem er am Vortag um 8 Uhr
aufgestanden ist, was im Alltag recht häufig vorkommt. »Das ist mit
dem gleichen Risikoniveau verbunden wie fahren mit dem maximal
zulässigen Blutalkoholspiegel, denn das Maß an Wachsamkeit sinkt
unter solchen Umständen beträchtlich«, erklären die Forscher.
Quellen:
Correa A, Molina E, Sanabria D: Effects of chronotype and time of day
on the vigilance decrement during simulated driving. Accid Anal Prev.
2014 Jun;67:113-8. doi: 10.1016/j.aap.2014.02.020
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.