Donnerstag, 14. August 2014

Kann Zimt zukünftig Parkinson aufhalten?


Kann Zimt künftig bei der Behandlung von Parkinson helfen?
(Foto: weinstock / pixabay.com)

Im Tierversuch konnte Zimt die Änderungen im Gehirn, die durch die Parkinson-Erkrankung entstehen, umkehren.


Zimt: Beliebt als Gewürz und Aroma für Kuchen, Gebäck, exotische Gerichte und Glühwein. Doch Zimt schmeckt und duftet nicht nur herrlich, sondern hat etliche gesundheitsfördernde Wirkungen, die in den letzten Jahren auch wissenschaftlich dokumentiert werden konnten. Zimt senkt Blutzucker und Blutfette, wirkt antibakteriell, entzündungshemmend, antioxidativ und bekämpft sogar Krebszellen. Nun haben Neurowissenschaftler des »Rush University Medical Center« in Chicago im Tierversuch festgestellt, dass Zimt die biomechanischen, zellulären und anatomischen Veränderungen, die durch Parkinson entstehen, umkehren kann. Die Ergebnisse wurde kürzlich im »Journal of Neuroimmune Pharmacology« veröffentlicht.

Zimt als sichere Grundlage für Medikamente

»Zimt wird seit Jahrhunderten weltweit als Gewürz verwendet«, sagt Studienleiter Dr. Kalipada Pahan, Professor für Neurologie, Biochemie und Pharmakologie. »Das könnte möglicherweise einer der sichersten Ansätze sein, um den Krankheitsfortschritt bei Parkinson-Patienten aufzuhalten. Zimt wird in der Leber zu Natriumbenzoat verstoffwechselt, was ein zugelassenes Mittel zur Behandlung von Leberstoffwechseldefekten ist, die mit Hyperammonämie - einem krankhaft erhöhten Ammoniumgehalt im Blut - einhergehen«, sagt Pahan. Darüber hinaus wird Natriumbenzoat wegen seiner keimtötenden Wirkung häufig als Konservierungsmittel für Lebensmittel eingesetzt.

Ceylon-Zimt besser als Cassia-Zimt

Chinesischer Zimt (Cinnamomum cassia) und original Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum) sind die beiden Hauptarten des im Handel erhältlichen Zimtes.
»Obwohl beide Arten des Zimtes zu Natriumbenzoat verstoffwechselt werden, haben wir gesehen, dass Ceylon-Zimt sehr viel reiner ist als chinesischer Zimt, der das leberschädigende Cumarin enthält«, sagt Pahan.
»Zu verstehen, wie die Krankheit arbeitet, ist wichtig, um wirkungsvolle Medikamente zu entwickeln, die das Gehirn schützen und den Fortschritt von Parkinson aufhalten«, erklärt Pahan. »Es ist bekannt, dass einige wichtige Proteine wie Parkin und DJ-1 im Gehirn von Parkinson-Patienten abnehmen.«

Zimt hemmt den Abbau wichtiger Proteine

Die Studie stellte fest, dass nach der Einnahme von gemahlenem Zimt, dieser in Natriumbenzoat umgewandelt wird, das mit dem Blut ins Gehirn gelangt und dort den Verlust der Eiweiße Parkin und DJ-1 aufhält, die Neuronen schützt, den Neurotransmitterspiegel normalisiert und die motorischen Funktionen bei Mäusen mit Parkinson verbessert.
»Nun müssen klinische Tests mit gemahlenem Zimt bei Parkinson-Patienten folgen. Wenn diese Ergebnisse bei Parkinson-Patienten wiederholt werden können, wäre das ein bemerkenswerter Fortschritt in der Behandlung dieser verheerenden neurodegenerativen Erkrankung«, sagt Pahan.

Parkinson: wie er entsteht

Parkinson ist eine langsam fortschreitende Erkrankung, die eine kleine Zellregion im Mittelhirn betrifft, die sogenannte Substantia nigra (»schwarze Substanz«), die unter dem Mikroskop tatsächlich schwarz erscheint, weil der Zellen viel Eisen und Melanin enthalten. Melanin ist auch für unsere Sonnenbräune verantwortlich. Der allmähliche Rückgang der Substantia nigra verursacht auch eine Abnahme des lebenswichtigen Neurotransmitters Dopamin. Durch die Abnahme des Dopamins entstehen eine oder mehrere der klassischen Parkinson-Symptome wie das Zittern in Ruhe (Ruhetremor) auf einer Körperseite, allgemein verlangsamte Bewegungen, eine Steifheit der Gliedmaßen und Gang- oder Gleichgewichtsstörungen. Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt. Sowohl Umwelt- als auch genetische Faktoren werden für die Entstehung verantwortlich gemacht.

Parkinson betrifft 350.000 Menschen in der BRD

Der Morbus Parkinson betrifft in Deutschland etwa 350.000 Menschen. Obwohl 15 Prozent der Patienten die Diagnose vor dem 50. Lebensjahr erhalten, wird Parkinson im Allgemeinen als Krankheit angesehen, die hauptsächlich ältere Erwachsene trifft: etwa einer von hundert Menschen im Alter über 60 Jahre. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Die meisten erkranken im Alter zwischen 55 und 65 Jahren.

Quelle: Saurabh Khasnavis, Kalipada Pahan. Cinnamon Treatment Upregulates Neuroprotective Proteins Parkin and DJ-1 and Protects Dopaminergic Neurons in a Mouse Model of Parkinson’s Disease. Journal of Neuroimmune Pharmacology, 2014; DOI: 10.1007/s11481-014-9552-2

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