Kann Zimt künftig bei der Behandlung von Parkinson helfen? (Foto: weinstock / pixabay.com) |
Im
Tierversuch konnte Zimt die Änderungen im Gehirn, die durch die
Parkinson-Erkrankung entstehen, umkehren.
Zimt:
Beliebt als Gewürz und Aroma für Kuchen, Gebäck, exotische
Gerichte und Glühwein. Doch Zimt schmeckt und duftet nicht nur
herrlich, sondern hat etliche gesundheitsfördernde Wirkungen, die in
den letzten Jahren auch wissenschaftlich dokumentiert werden konnten.
Zimt senkt Blutzucker und Blutfette, wirkt antibakteriell,
entzündungshemmend, antioxidativ und bekämpft sogar Krebszellen.
Nun haben Neurowissenschaftler des »Rush University Medical Center«
in Chicago im Tierversuch festgestellt, dass Zimt die
biomechanischen, zellulären und anatomischen Veränderungen, die
durch Parkinson entstehen, umkehren kann. Die Ergebnisse wurde
kürzlich im »Journal of Neuroimmune Pharmacology« veröffentlicht.
Zimt
als sichere Grundlage für Medikamente
»Zimt
wird seit Jahrhunderten weltweit als Gewürz verwendet«, sagt
Studienleiter Dr. Kalipada Pahan, Professor für Neurologie,
Biochemie und Pharmakologie. »Das könnte möglicherweise einer der
sichersten Ansätze sein, um den Krankheitsfortschritt bei
Parkinson-Patienten aufzuhalten. Zimt wird in der Leber zu
Natriumbenzoat verstoffwechselt, was ein zugelassenes Mittel zur
Behandlung von Leberstoffwechseldefekten ist, die mit Hyperammonämie
- einem krankhaft erhöhten Ammoniumgehalt im Blut - einhergehen«,
sagt Pahan. Darüber hinaus wird Natriumbenzoat wegen seiner
keimtötenden Wirkung häufig als Konservierungsmittel für
Lebensmittel eingesetzt.
Ceylon-Zimt
besser als Cassia-Zimt
Chinesischer
Zimt (Cinnamomum cassia) und original Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum)
sind die beiden Hauptarten des im Handel erhältlichen Zimtes.
»Obwohl
beide Arten des Zimtes zu Natriumbenzoat verstoffwechselt werden,
haben wir gesehen, dass Ceylon-Zimt sehr viel reiner ist als
chinesischer Zimt, der das leberschädigende Cumarin enthält«, sagt
Pahan.
»Zu
verstehen, wie die Krankheit arbeitet, ist wichtig, um wirkungsvolle
Medikamente zu entwickeln, die das Gehirn schützen und den
Fortschritt von Parkinson aufhalten«, erklärt Pahan. »Es ist
bekannt, dass einige wichtige Proteine wie Parkin und DJ-1 im Gehirn
von Parkinson-Patienten abnehmen.«
Zimt
hemmt den Abbau wichtiger Proteine
Die
Studie stellte fest, dass nach der Einnahme von gemahlenem Zimt,
dieser in Natriumbenzoat umgewandelt wird, das mit dem Blut ins
Gehirn gelangt und dort den Verlust der Eiweiße Parkin und DJ-1
aufhält, die Neuronen schützt, den Neurotransmitterspiegel
normalisiert und die motorischen Funktionen bei Mäusen mit Parkinson
verbessert.
»Nun
müssen klinische Tests mit gemahlenem Zimt bei Parkinson-Patienten
folgen. Wenn diese Ergebnisse bei Parkinson-Patienten wiederholt
werden können, wäre das ein bemerkenswerter Fortschritt in der
Behandlung dieser verheerenden neurodegenerativen Erkrankung«, sagt
Pahan.
Parkinson:
wie er entsteht
Parkinson
ist eine langsam fortschreitende Erkrankung, die eine kleine
Zellregion im Mittelhirn betrifft, die sogenannte Substantia nigra
(»schwarze Substanz«), die unter dem Mikroskop tatsächlich schwarz
erscheint, weil der Zellen viel Eisen und Melanin enthalten. Melanin
ist auch für unsere Sonnenbräune verantwortlich. Der allmähliche
Rückgang der Substantia nigra verursacht auch eine Abnahme des
lebenswichtigen Neurotransmitters Dopamin. Durch die Abnahme des
Dopamins entstehen eine oder mehrere der klassischen
Parkinson-Symptome wie das Zittern in Ruhe (Ruhetremor) auf einer
Körperseite, allgemein verlangsamte Bewegungen, eine Steifheit der
Gliedmaßen und Gang- oder Gleichgewichtsstörungen. Die Ursache der
Erkrankung ist unbekannt. Sowohl Umwelt- als auch genetische Faktoren
werden für die Entstehung verantwortlich gemacht.
Parkinson
betrifft 350.000 Menschen in der BRD
Der
Morbus Parkinson betrifft in Deutschland etwa 350.000 Menschen.
Obwohl 15 Prozent der Patienten die Diagnose vor dem 50. Lebensjahr
erhalten, wird Parkinson im Allgemeinen als Krankheit angesehen, die
hauptsächlich ältere Erwachsene trifft: etwa einer von hundert
Menschen im Alter über 60 Jahre. Männer sind etwas häufiger
betroffen als Frauen. Die meisten erkranken im Alter zwischen 55 und
65 Jahren.
Quelle:
Saurabh Khasnavis, Kalipada Pahan. Cinnamon Treatment Upregulates
Neuroprotective Proteins Parkin and DJ-1 and Protects Dopaminergic
Neurons in a Mouse Model of Parkinson’s Disease. Journal of
Neuroimmune Pharmacology, 2014; DOI: 10.1007/s11481-014-9552-2
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