Die biologische Uhr beeinflusst auch die Wirkung von Medikamenten (Foto: absolutimages - fotolia.com) |
Die
Wirkung von Medikamenten gegen Asthma und Lungenentzündung sind von
unserer biologischen Uhr abhängig, fanden Wissenschaftler heraus.
Fragen
Sie sich manchmal, warum Ihr Asthma-Medikament nicht gut wirkt,
obwohl Sie es nach Vorschrift anwenden? Das könnte mit Ihrer
biologischen Uhr zusammenhängen, glauben Wissenschaftler der
Universität Manchester. Sie haben entdeckt, warum Medikamente zur
Behandlung von Asthma und Lungenentzündung wirkungslos werden
können.
Lungenerkrankungen
unterliegen dem zirkadianen Rhythmus
Die
Studienergebnisse, veröffentlicht in »Nature Medicine«, zeigen,
dass bekannte Arzneimittel gegen Lungenerkrankungen mit der
biologischen Uhr arbeiten.
Laut
der Weltgesundheitsorganisation ist die Lungenentzündung die am
häufigsten tödlich endende Infektionskrankheit weltweit. In
Deutschland erkranken jährlich etwa 680.000 Menschen an einer
Pneumonie und für schätzungsweise 35.000 endet die Krankheit
tödlich. Eine Lungenentzündung ist besonders gefährlich für
Risikogruppen wie Babys und Kleinkinder, Senioren, Raucher und
Menschen mit Vorerkrankungen.
An
einem Asthma bronchiale leiden in Deutschland etwa fünf Prozent der
Erwachsenen und bis zu zehn Prozent der Kinder. Etwa vier bis acht
von 100.000 Menschen sterben jährlich an einem Asthmaanfall. Asthma
hat in den vergangenen Jahrzehnten weltweit zugenommen und ist bei
Kindern die häufigste chronische Erkrankung.
Atemwege
haben eigene biologische Uhr
Die
aktuelle Studie unter der Leitung von Professor David Ray und Andrew
Loudon von der Universität Manchester stellte fest, dass die Zellen
in Lunge und Atemwegen eine eigene biologische Uhr haben, die der
Zeitgeber für Entzündungsreaktionen in der Lunge ist und so zu
Schwellungen in den Atemwegen führt. Darüber hinaus entdeckten die
Forscher, dass die biologische Uhr in den Zellen immer schlechter
funktioniert und es deshalb zu heftigeren Entzündungen in der Lunge
kommt.
Professor
Loudon sagt: »Wir haben ein Schlüsselmolekül namens CXCL5
gefunden, dass Lungenentzündung erleichtert und ein
Schlüsselregulator dafür ist, wie Immunzellen in Gewebezellen
eindringen. Der Verlust von CXCL5 verhindert komplett die Regulation
der Tageszeit bedingten Lungenentzündung, was neue Wege zur
Behandlung von Lungenerkrankungen eröffnet.«
Wirkung
von Medikamenten von der Tageszeit abhängig
Während
der Forschungen entdeckte das Team, wie wichtig
Glukokortikoid-Hormone der Nebenniere für die Kontrolle der
Entzündungsstärke in den Atemwegszellen sind. Professor Ray sagt:
»Diese Hormone wirken am Glukokortikoid-Rezeptor, einem
Hauptregulator der Genexpression, bei dem die genetische Information
umgesetzt und für die Zelle verfügbar gemacht wird. Wir wollten
deshalb herausfinden, ob Glukokortikoid-Medikamente wie Prednisolon
oder Dexamethason auch eine Tageszeit-Wirkung zeigen würden und
unsere Forschungen bestätigten das.«
Zelleigene
Uhr beeinflusst Entzündungsprozesse
Das
Forschungsteam folgerte daraus, dass der zelleigene Zeitrhythmus in
den Atemwegen wichtig ist für Lungenerkrankungen wie Asthma und der
chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD. Professor Loudon sagt:
»In dieser Arbeit charakterisieren wir eine Hauptkontrolle durch die
zelleigene biologische Uhr bei Entzündungen in der Lunge, was die
Reaktion auf bakterielle Infektionen und Pneumonie beeinflusst. Wir
wissen, dass viele Lungenerkrankungen tatsächlich einen starken
tagesabhängigen Effekt zeigen, einschließlich Asthma und Todesfälle
durch Lungenentzündung.«
Biologische
Uhr regelt auch das Immunsystem
Unsere
Körper erwarten den Wechsel vom Tag zur Nacht durch die eigene
innere Uhr, das zirkadiane System. Das erklärt, warum es so schwer
fällt, sich an Schichtarbeit zu gewöhnen. Die biologische Uhr
reguliert Schlaf- und Wachzeiten, aber regelt nach den neuesten
Erkenntnissen auch unser Immunsystem.
»Wir
leben in einer Welt, die sich in Tag und Nacht unterscheidet.
Folglich ist unser Verhalten je nach Tageszeit unterschiedlich; wir
schlafen nachts und sind während des Tages aktiv und nehmen Nahrung
auf. Unsere Lebensweise entfernt sich zunehmend durch künstliches
Licht, Schichtarbeit und Jetlag von diesem uralten Rhythmus«,
folgert Professor Ray.
Quelle:
Julie Gibbs, Louise Ince, Laura Matthews, Junjie Mei, Thomas
Bell, Nan Yang, Ben Saer, Nicola Begley, Toryn Poolman, Marie
Pariollaud, Stuart Farrow, Francesco DeMayo, Tracy Hussell, G Scott
Worthen, David Ray, Andrew Loudon. An epithelial circadian
clock controls pulmonary inflammation and glucocorticoid action.
Nature Medicine, 2014; DOI: 10.1038/nm.3599
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.