Schlafunterbrechungen sind ebenso schädlich wie Schlafentzug (Foto: tatlin / pixabay.com) |
Israelische
Wissenschaftler fanden heraus, dass gestörter Schlaf für den Körper
genauso schädlich ist wie kein Schlaf.
Besonders
frischgebackene Eltern kennen das Problem: Mit der Ankunft der neuen
Erdenbürger gehören erholsame Nächte der Vergangenheit an. Die
Lebensqualität der »Neu-Eltern« leidet durch nächtliche
Notwendigkeiten wie Füttern, Windeln wechseln oder einfach das
Beruhigen eines quengeligen Babys. Eltern fühlen sich deshalb auch
morgens selten fit und ausgeruht, sondern oft erschöpfter als am
Abend zuvor.
Schlafunterbrechungen
beeinträchtigen Gehirnleistung
Eine
neue Studie im Fachjournal »Sleep Medicine« erklärt, warum
gestörter Schlaf körperlich genauso schädlich sein kann wie gar
kein Schlaf. In der Studie stellten israelische Wissenschaftler der
Universität Tel Aviv fest, dass Schlafunterbrechungen sowohl die
Gehirnleistung und die Aufmerksamkeit beeinträchtigen als auch
negative Stimmungen verursachen.
Schlafunterbrechungen
gleichen einer vierstündigen Nachtruhe
Die
Wissenschaftler entdeckten, dass gestörter Schlaf vergleichbar ist,
mit vier Stunden ununterbrochenem Schlaf. »Der Schlaf vieler
Elternpaare wird häufig unterbrochen durch äußere Einflüsse wie
weinende Babys, die nachts versorgt werden müssen. Doch auch andere
Berufssparten wie beispielsweise Ärzte, die nachts durch
Telefonanrufe geweckt werden, leiden unter den Folgen von
Schlafunterbrechungen«, erklärt Professor Avi Sadeh. »Diese
nächtlichen Wachphasen können relativ kurz sein - nur fünf bis
zehn Minuten - aber sie unterbrechen den natürlichen Schlafrhythmus.
Die Auswirkungen dieser Wachphasen auf die Aufmerksamkeit am Tage,
auf die Stimmung und die geistige Leistungsfähigkeit wurde bisher
nicht untersucht. Unsere Studie ist die erste, die ernste schädliche
kognitive und emotionale Effekte nachweist.«
Schlafunterbrechungen
bisher nicht systematisch untersucht
»Während
meiner Beratung dieser Eltern fiel mir auf, dass der Einfluss von
mehreren Nächten mit Schlafunterbrechungen noch nie systematisch
untersucht wurde«, sagt Professor Sadeh, der eine Schlafklinik an
der Universität Tel Aviv leitet, wo er erschöpfte und verzweifelte
Eltern berät, wie sie mit dem dauernden nächtlichen Aufwachen ihrer
Kinder am besten zurechtkommen.
»Viele
frühere Studien haben zwar Zusammenhänge angedeutet, aber keine
konnte einen kausalen Zusammenhang nachweisen. Unsere Studie beweist,
dass das nächtliche Aufwachen bei ansonsten gesunden Personen ganz
klar zu beeinträchtigter Aufmerksamkeit und schlechter Stimmung
führt.«
Vier
Wachphasen von 10 bis 15 Minuten
Die
Studie wurde mit Psychologie-Studenten der Universität Tel Aviv
durchgeführt. Ihr individueller Schlafrhythmus wurde zu Hause
überwacht mit Hilfe eines Messgerätes am Handgelenk, das Wach- und
Schlafzeiten ermittelte. Die Studenten schliefen zunächst acht
Stunden und wurden in der nächsten Nacht viermal telefonisch
geweckt, um eine kurze Aufgabe am Computer durchzuführen. Nach einer
Wachphase von 10 bis 15 Minuten legten sie sich wieder schlafen. Am
darauffolgenden Morgen sollten die Probanden bestimmte
Computeraufgaben fertigstellen, um ihre Wachheit und Aufmerksamkeit
zu beurteilen und sie beantworteten Fragen über ihre Stimmung.
Eine
Nacht mit Schlafunterbrechungen zeigt deutliche Auswirkungen
Das
Experiment zeigte eine direkte Verbindung zwischen verringerter
Aufmerksamkeit, schlechter Stimmung und gestörtem Schlaf - nach nur
einer Nacht mit wiederholten Schlafunterbrechungen. »Unsere Studie
zeigt die Auswirkung nur einer gestörten Nachtruhe«, so Sadeh.
»Aber wir wissen, dass diese Effekte sich anhäufen und deshalb ist
der Preis, den frischgebackene Eltern zahlen müssen enorm, denn drei
bis zehn Schlafunterbrechungen pro Nacht für etliche Monate sind
durchaus die Regel.«
Forschungen
in der Vergangenheit untersuchten nur Schlafentzug
Forscher
erklären, dass in den letzten 50 Jahren, der Fokus bei der
Schlafforschung mehr auf Schlafentzug lag. Die Auswirkungen von
Unterbrechungen während des Schlafes - ein weit verbreitetes
Phänomen in vielen Lebensbereichen - wurden beinahe ganz ignoriert.
Neben den körperlichen Auswirkungen des gestörten Schlafes
entwickeln Eltern oft auch Gefühle von Ärger ihren Kindern
gegenüber und fühlen sich dann wegen dieser Gefühle schuldig.
Schlafstörungen
bei Kindern vorbeugen, hilft auch den Eltern
Sadeh
glaubt, dass die neue Studie Wissenschaftlern und Medizinern helfen
könnte, die Folgen von dauernden Schlafunterbrechungen bei Personen
rechtzeitig zu erkennen. Die neuen Forschungen beinhalten auch die
Bewertung von Maßnahmen bei kindlichen Schlafstörungen, die die
nachteiligen Auswirkungen auf den Schlaf der Eltern reduzieren kann.
Quelle:
Michal Kahn, Shimrit Fridenson, Reut Lerer, Yair Bar-Haim, Avi Sadeh.
Effects of one night of induced night-wakings versus sleep
restriction on sustained attention and mood: a pilot study. Sleep
Medicine, 2014; 15 (7): 825 DOI: 10.1016/j.sleep.2014.03.016
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