Ein
Übermaß an »Fettpölsterchen« fördert nicht nur Diabetes,
Bluthochdruck und Gelenkprobleme, sondern auch die Entstehung von
Alzheimer.
Wer
im mittleren Lebensalter übergewichtig ist, hat ein dreimal höheres
Risiko an Alzheimer zu erkranken als ein normalgewichtiger
Altersgenosse. Wieso Adipositas zu Alzheimer führt, war bislang noch
nicht bekannt. Forschungen von Amanda Kiliaan vom »Radboudumc« und
Deborah Gustafson vom »State University of New York Downstate
Medical Centre« weisen darauf hin, dass Hormone, die durch
Fettgewebe ausgeschüttet werden, eventuell die Übeltäter sind.
Übergewicht
wird meist gemessen anhand des Verhältnisses von Körpergröße zum
Quadrat und Körpergewicht, der sogenannte Body-Mass-Index (BMI). Bei
einem BMI von 30 oder mehr spricht man von Fettleibigkeit oder
Adipositas. Adipositas führt zu einem breiten Spektrum von Problemen
im Gehirn, worunter Verlust und Veränderung des Hirngewebes,
Verschlechterung der Blut-Hirn-Schranke und ein höheres
Demenz-Risiko.
Erst
zu schwer, dann zu leicht
60-jährige
mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 haben durchschnittlich
ein dreimal höheres Risiko eine Alzheimer-Erkrankung zu entwickeln.
Auffallend ist, dass ein starkes Absinken des BMI - also der Verlust
von Körpergewicht - nach dem 60. Lebensjahr auch die Entstehung von
Alzheimer fördert. Wahrscheinlich wird der starke Gewichtsverlust
verursacht durch Veränderungen von Hirnregionen, die das
Hungergefühl steuern und durch das vorherige starke Übergewicht
geschädigt wurden.
Bauchfett
ist schuld
Das
Risiko von Übergewicht für Alzheimer ist bereits seit 2003 bekannt
und ausgiebig untersucht worden. Aber wie Adipositas zu Alzheimer
führt, war bisher unbekannt.
Amanda
Kiliaan: »Wer Übergewicht hat, hat auch mehr Bauchfett. Vor allem
dieses Fettgewebe ist verantwortlich für die Ausschüttung einer
Vielzahl von Hormonen, die Energiestoffwechsel, Blutdruck,
Entzündungen und Wachstum beeinflussen. Die Ausschüttung von
Fetthormonen wird bei Übergewicht gestört, weil das Fettgewebe
»krank« wird. Es liegt auf der Hand, den Zusammenhang zwischen
Übergewicht und Alzheimer bei diesen Fetthormonen zu suchen.«
Hormone
und Alzheimer
Um
die Verbindung zwischen den Fetthormonen und Alzheimer zu überprüfen,
untersuchten Amanda Kiliaan und Deborah Gustafson die
Forschungsliteratur nach einem Zusammenhang zwischen Alzheimer und
acht verschiedenen Fetthormonen. Für viele dieser Hormone fanden sie
eine Verbindung mit Übergewicht und Alzheimer.
Vor
allem das Eiweiß Leptin, das viel untersucht wurde im Zusammenhang
mit Alzheimer, zeigt eine starke Verbindung mit dem Body-Mass-Index.
Dennoch scheint Leptin eher einen schützenden als einen
krankmachenden Effekt auf das Gehirn zu haben. Beim Hormon PAI-1
(Plasminogen-Aktivator-Inhibitor-1), das verantwortlich ist für
Gefäßprobleme und ein erhöhtes Thromboserisiko, stellten die
Forscher allerdings wohl einen deutlichen Zusammenhang mit einem
erhöhten Alzheimer-Risiko fest.
Möglichkeiten
der Vorbeugung
Der
Übersichtsartikel zeigt, dass Fetthormone, die durch das
Körperfettgewebe ausgeschüttet werden, Prozesse im Gehirn
beeinflussen. Kiliaan: »Wenn man weiß, wie Fetthormone bei der
Entstehung von Alzheimer eingreifen, kann man gezielte Empfehlungen
für präventive Maßnahmen aussprechen. Gesunde Ernährung ist in
jedem Fall wichtig. Bei früheren Studien haben wir schon gezeigt,
dass eine spezielle Ernährungsweise mit unter anderem vielen
Vitaminen und ungesättigten Fettsäuren aus Fischöl und Olivenöl
das Risiko für Alzheimer senken kann.« Diese Erkenntnisse
ermöglichen neue Methoden zur Vorbeugung gegen die
Alzheimer-Erkrankung. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal
»The Lancet Neurology« veröffentlicht.
Quelle:
Amanda J Kiliaan, Ilse A C Arnoldussen, Deborah R Gustafson:
Adipokines: a link between obesity and dementia? The Lancet Neurology
1 September 2014 (Volume 13 Issue 9 Pages 913-923 DOI:
10.1016/S1474-4422(14)70085-7)
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