Bewegung beugt auch grünem Star vor (Foto: harry22 / pixabay.com) |
Bewegung
senkt den Augeninnendruck und ein gesunder Lebensstil schützt
zusätzlich vor grünem Star. Bluthochdruck, Übergewicht und
Schlafapnoe schaden den Augen.
Gefäßverkalkung,
Übergewicht, Nikotin und Schlafapnoe schädigen nicht nur das
Herzkreislaufsystem, sondern auch die Augen. So zeigt eine
Untersuchung, dass jeder zweite Glaukom-Patient an Bluthochdruck,
jeder dritte an einem erhöhten Blutfettspiegel oder Diabetes leiden.
Gesunde Ernährung und Bewegung sollten demnach auch ein Rezept gegen
Augenleiden sein, rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
(DOG). Laufen oder Fahrradfahren kann den Augeninnendruck
vorübergehend senken und somit das Risiko für einen
fortschreitenden Sehnervenschaden vermindern. Welche Risikofaktoren
zur Entstehung eines Glaukoms beitragen und was das für die
Behandlung bedeutet, erklärten Experten auf einer Pressekonferenz
während des Kongresses der DOG am 25. September 2014 in Leipzig.
Augeninnendruck
ist nicht der einzige Risikofaktor
In
Deutschland leiden rund 800.000 Menschen an einem grünen Star, auch
Glaukom genannt. Bisher galt ein Augeninnendruck ab 21 mmHg auf der
Quecksilbersäule als einzig bekannter Risikofaktor für die
Augenerkrankung. Doch die Forschung der vergangenen Jahre hat
ergeben, dass Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht,
Nikotingenuss und Diabetes mellitus Typ 2 offenbar ebenfalls die
Entwicklung eines Glaukoms fördern können. „Diese Faktoren
schädigen erwiesenermaßen die Gefäße und können zu einer
Fehlregulation der Gefäße führen“, erläutert Professor Dr. med.
Johann Roider, Kongresspräsident der DOG. „Und damit vermutlich
auch die Gefäße, die den Sehnerv und die Netzhaut versorgen.“ In
der Folge steigt der Augeninnendruck, und die Sehkraft schwindet.
Bei
erhöhtem Blutdruck, Cholesterin und Diabetes früh zur Kontrolle
So
zeigt eine Fallstudie aus Taiwan, in der Daten von mehr als 76.000
Glaukompatienten analysiert wurden, dass jeder zweite unter
Bluthochdruck und jeder dritte an einem erhöhten Blutfettspiegel
oder Diabetes leidet. „Das bedeutet nicht, dass Betroffene
zwangsläufig ein Glaukom entwickeln“, sagt Professor Dr. med.
Anselm Jünemann, Direktor der Klinik für Augenheilkunde der
Universitätsmedizin Rostock. „Aber wenn Bluthochdruck, hohe
Cholesterinwerte und Übergewicht zusammentreffen, ist eine
Glaukom-Vorsorgeuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr ratsam.“
Schlafapnoe
ist Risikofaktor für ein Glaukom
Auch
Schlaf-Apnoe gilt als Risikofaktor für den grünen Star – jeder
zweite schnarchende Glaukom-Patient leidet am Schlaf-Apnoe-Syndrom,
fanden Wissenschaftler heraus. Bei dieser Form des Schnarchens
kämpfen die Betroffenen mit nächtlichen Atem-Aussetzern. „Der
Sauerstoffmangel, der bei den Atemstillständen entsteht, scheint den
Augen zu schaden“, erklärt Jünemann. „Ärzte sollten ihre
Glaukompatienten deshalb fragen, ob sie schnarchen und womöglich
tagsüber unter Müdigkeit leiden.“ Ob ein Schlaf-Apnoe-Syndrom
vorliegt, das in jedem Fall mitbehandelt werden sollte, zeigt ein
Test im Schlaflabor. Gegen die Atemaussetzer helfen
Atemtherapiegeräte, Unterkieferschienen, aber auch Musizieren mit
einem Blasinstrument und der Abbau von Übergewicht mit regelmäßiger
Bewegung.
Bewegung
senkt den Augeninnendruck
Damit
wird körperliche Aktivität zu einem wichtigen Element auch in der
Glaukomtherapie. Studien haben zeigen können, dass Sport den
Augeninnendruck senkt. „Laufen oder Fahrradfahren kann den
Augeninnendruck bei Glaukompatienten um bis zu 13 mmHg reduzieren“,
so Jünemann. Zwar steigt der Druck anschließend wieder an. „Aber
der Wiederanstieg ist um bis zu 50 Prozent verlängert“, erläutert
Jünemann. Auch zügiges Gehen über 20 Minuten vermag den
Augeninnendruck vorübergehend um 1,5 mmHg zu senken. Zum Vergleich:
Ein Anstieg um einen mmHg erhöht das Risiko für einen
Gesichtsfeldschaden um zehn Prozent. „Jeder Millimeter Absenkung
zählt also“, betont Jünemann.
„Durch
einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung,
Nikotinverzicht und regelmäßiger Bewegung können sich
Risikopatienten womöglich nicht nur vor einem Herzinfarkt, sondern
auch vor grünem Star schützen“, bilanziert DOG-Präsident Roider.
Quelle:
Gabrielle Roddy and Dave Ellemberg: Prevention of Glaucoma through
Exercise: A meta-analysis. Journal of Vision August 13, 2012 vol. 12
no. 9 article 483, DOI: 10.1167/12.9.483
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