Dienstag, 16. September 2014

Sensitive Hautpflegeprodukte nicht sanft zur Haut

Sensitive Creme ist nicht immer sanft
zur Haut
(Foto: stux / pixabay.com)

Pflegeprodukte für sensible Haut sind nicht so sanft, wie die Hersteller versprechen. Allergieauslöser und hautunverträgliche Substanzen können die Haut reizen.
Milde Reinigung, beruhigende und sanfte Pflege, Schutz und Stärkung – mit solchen Verheißungen locken Hersteller mit speziellen Produkten für sensitive und empfindliche Haut. Körperpflegemittel, die mit dem Prädikat „sensitiv“ werben, enthalten zum Teil jedoch Inhaltsstoffe, die Allergien auslösen können oder hautunverträglich sind. Die Verbraucherzentrale NRW hat bei einer Stichprobe im Handel 16 Produkte mit bedenklichen Zutaten für Haut und Haar gefunden: „Diese Lotionen, Cremes und Produkte zur Reinigung und Pflege enthalten laut Angaben auf der Verpackung Duft- und Konservierungsstoffe sowie waschaktive Substanzen, die nach Ansicht der Verbraucherzentrale NRW dort nichts zu suchen haben, weil sie als Kontaktallergene bekannt sind oder die Haut reizen, statt sie zu schützen.“

Produkte für sensible Haut sorgen für Hautreizungen


Menschen mit empfindlicher Haut oder Neigung zu Hautproblemen werden durch die Werbeaufdrucke „sensitiv“, „für empfindliche Haut“ oder „für trockene und sensible Haut“ auf Produkten für Kopf bis Fuß als potenzielle Kunden in besonderer Weise angesprochen. „Sensitive Körperpflegemittel sollten jedoch keine Substanzen enthalten, die nachweislich zu allergischen Kontaktekzemen oder Hautreizungen führen können“, kritisiert die Verbraucherzentrale NRW.

Allergieauslösender Konservierungsstoff Methylisothiazolinon (MI)


Zehn der 16 Körperpflegeprodukte, die die Verbraucherzentrale NRW in Apotheken, Parfümerieabteilung von Kaufhäusern, bei Discountern und in Drogeriemärkten ausfindig gemacht hat, enthalten den allergieauslösenden Konservierungsstoff Methylisothiazolinon (MI). Dieser Haltbarmacher wird über Hygiene- und Kosmetikprodukte hinaus, auch in Waschmitteln, Reinigern, Lacken und Farben benutzt mit der Folge, dass er durch seine häufige Verwendung immer mehr Kontaktallergien verursacht. Dies ist besonders bedenklich bei fünf gefundenen Cremes und Körperlotionen mit MI, die als Leave-on-Produkte auf der Haut verbleiben. In zwei ausspülbaren Mitteln (Shampoo und Rasierschaum) entfaltet MI in Kombination mit dem Allergen Chlormethylisothiazolinon (MCI) im Doppelpack seine nachteilige Wirkung. In drei Leave-on-Produkten sorgt der synthetische Maiglöckchenduft HICC, der zu den allergieauslösenden Duftstoffen zählt, für einen Kauf- und möglichen Juckreiz. In einem sensitiven Haarshampoo findet sich als waschaktive, jedoch hautreizende Substanz Natriumlaurylsulfat. Darüber hinaus sind den Mitteln noch weitere Konservierungsstoffe – etwa Formaldehydabspalter – beigemengt, die seltener zu Allergien führen als MI und MCI.

Bezeichnungen der Hersteller irreführend


„Begriffe wie ‚sensitiv‘, ‚für empfindliche Haut‘, ‚für sensible Haut‘, die eine besonders gute Hautverträglichkeit suggerieren, sollten in der Produktwerbung nur verwendet werden, wenn keine allergieauslösenden oder hautreizenden Substanzen im jeweiligen Körperpflegemittel enthalten sind“, appelliert die Verbraucherzentrale NRW an die Hersteller, gesundheitsschädliche Substanzen aus ihren Sensitiv-Linien zu verbannen. Eine hilfreiche Übersicht über aktuelle Allergieauslöser bietet etwa die Datenbank des Informationsverbunds Dermatologischer Kliniken (IVDK). „Sämtliche Konservierungsstoffe in Kosmetikprodukten sollten künftig außerdem zur besseren Orientierung der Kunden auf den Verpackungen durch den Hinweis ‚Konserviert mit…‘ verpflichtend gekennzeichnet sein“, lautet die flankierende Forderung der Verbraucherschützer an den Gesetzgeber. Kosmetikhersteller sollten ihre Produkte für die empfindliche Haut zudem so herstellen, dass der Einsatz allergieauslösender Konservierungsstoffe überflüssig wird – indem sie Tuben oder Spender statt Tiegel verwenden, den Wasseranteil reduzieren, keimfreie Herstellungsverfahren einsetzen oder in Kauf nehmen, dass ihr Artikel weniger als 30 Monate haltbar ist und ein Mindesthaltbarkeitsdatum tragen muss.

Unerwünschte Wirkungen dem Hersteller melden


Personen, bei denen ein Körperpflegeprodukt unerwünschte Hautreaktionen zeigt, sollten die Ursache mit ihrem Arzt abklären. Die unerwünschten Wirkungen können zudem dem Hersteller gemeldet werden. Hilfreich hierbei ist die „Checkliste für betroffene Personen und Ärzte“ vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) – verfügbar als Download im Internet unter www.bvl.bund.de. Allergiker sollten vor dem Kauf und Gebrauch von Körperpflegemitteln die Inhaltsstoffe mit den persönlichen Tabu-Stoffen in ihrem Allergiepass vergleichen.

Die Liste der 16 Körperpflegemittel mit bedenklichen Inhaltsstoffen der Verbraucherzentrale NRW gibt’s im Internet unter
www.vz-nrw.de/sensitivprodukte.

Quelle: Presseinformation Verbraucherzentrale NRW: Reizend und schädlich für die Haut: Allergene Stoffe in sensitiver Körperpflege, Stand 28.07.2014



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