Donnerstag, 4. September 2014

Stress verlangsamt bei Frauen den Stoffwechsel


Stress verlangsamt bei Frauen den Stoffwechsel
und kann dick machen
(Foto: geralt / pixabay.com)
Stress kann bei Frauen den Stoffwechsel verlangsamen und zu Gewichtszunahme führen haben Forschungen der »Ohio State University« ergeben.


Job, Familie, Freunde, Freizeit: Alles unter einen Hut zu bringen ist manchmal gar nicht so einfach. Und dabei noch entspannt zu bleiben ist noch viel schwieriger. Und wer sich gerne mit Essen beruhigt, sollte dabei Vorsicht walten lassen und sich möglichst nicht von den allzu leckeren »Kalorienbomben« verführen lassen. Denn eine neue Studie der »Ohio State University« deutet an, dass bereits ein oder zwei Stresssituationen am Tag vor einer fettreichen Mahlzeit den Stoffwechsel verlangsamen und zu einer Gewichtszunahme führen können.

Wer Stress hat, verbrennt weniger Kalorien

Die Wissenschaftler befragten die Studienteilnehmerinnen über Stresssituationen, die sie am Tag erlebt hatten und die Frauen erhielten dann eine Mahlzeit mit 930 Kalorien und 60 Gramm Fett. Die Wissenschaftler maßen die Stoffwechselrate - also die Zeit, die der Körper braucht, um Kalorien und Fett zu verbrennen - und analysierten anhand von Blutproben Blutzucker, Triglyceride, Insulin und das Stresshormon Cortisol.
Im Durchschnitt verbrannten die Frauen, die eine oder mehrere Stresssituationen während der vergangenen 24 Stunden erlebt hatten, 104 Kalorien weniger in den sieben Stunden nach der fettreichen Mahlzeit als die »ungestressten« Frauen. Das könnte letztlich eine Gewichtszunahme von etwa fünf Kilogramm im Jahr bedeuten.

Mehr Insulin, mehr Fett im Körper

Die gestressten Frauen hatten auch einen höheren Insulinspiegel, der zu mehr Fetteinlagerung und einer geringeren Fettverbrennung führt. Es werden weniger große Fettmoleküle in kleinere Moleküle umgewandelt, die dem Körper als Brennstoff dienen. Fett, das nicht verbrannt wird, wird im Körper gespeichert.
»Das bedeutet, das im Laufe der Zeit Stress zu Gewichtszunahme führt«, sagt Jan Kiecolt-Glaser, Professorin für Psychiatrie und Psychologie an der »Ohio State University« und Leiterin der Studie. »Wir wissen durch andere Daten, dass wir eher die falschen Nahrungsmittel essen, wenn wir gestresst sind und unsere Daten zeigen, dass wenn wir die falschen Nahrungsmittel essen, eine Gewichtszunahme wahrscheinlich ist, weil wir weniger Kalorien verbrennen.«

Stressfaktoren: Beruf, Familie, Freunde

Die Studie wurde mit 58 Frauen an zwei Tagen durchgeführt, die durchschnittlich 53 Jahre alt waren. Vor dem Untersuchungstag bekamen die Frauen drei Standardmahlzeiten und mussten vor der Untersuchung zwölf Stunden fasten. Am Tag der Untersuchung beantworteten die Frauen verschiedene Fragen, um depressive Symptome, körperliche Aktivität und Stressmomente beurteilen zu können. 31 Frauen berichteten mindestens an einem Tag über Stress, 21 Frauen hatten an beiden Tagen Stress erfahren. Nur sechs Frauen hatten keinen Stress erlebt.
Die meisten Stresssituationen waren zwischenmenschlicher Natur: Streitereien mit Kollegen oder Ehepartnern, Uneinigkeit unter Freunden, Ärger mit den Kindern oder berufsbedingter Leistungsdruck.

Fast Food beliebt bei Stress

Die fettreiche Studien-Mahlzeit bestand aus Eiern, Truthahn-Wurst, Gebäck und Soße. Kalorien und Fettgehalt der Mahlzeit entsprachen etwa einem gut gefüllten doppelten Hamburger mit Pommes frites in einem Fast-food-Restaurant. Die Studienteilnehmer sollten die komplette Mahlzeit innerhalb von 20 Minuten essen.
»Das ist keine außergewöhnliche Mahlzeit verglichen mit dem was viele von uns zu sich nehmen, wenn wir in Eile und unterwegs sind«, sagt Kiecolt-Glaser, die auch Direktorin des Instituts für Verhaltensmedizin an der »Ohio State University« ist.

Gesunde Fette machen bei Stress keinen Unterschied

Die Vergleichskontrolle in dieser randomisierten Studie war, dass eine Mahlzeit gesättigte Fette enthielt und eine andere viel Sonnenblumenöl, das reich an einfach ungesättigte Fettsäuren ist, die als besonders gesundheitsfördernd gelten.
»Wir erwarteten, dass die gesättigten Fettsäuren einen schlechten Einfluss auf den weiblichen Stoffwechsel haben würden, aber laut unseren Ergebnissen, zeigten beide fetthaltigen Mahlzeiten dieselben Resultate hinsichtlich der Stressfaktoren und ihrer Wirkung auf den Energieverbrauch«, sagt Martha Belury, Professorin für Ernährungswissenschaften an der »Ohio State University« und Co-Autorin der Studie.

Stoffwechselrate sinkt nach Stress

Vor der Mahlzeit ruhten die Teilnehmerinnen 30 Minuten und während dieser Zeit wurde ihr Energieverbrauch gemessen. Nach der Mahlzeit wurde ihr Energieverbrauch sieben Stunden lang jede Stunde für 20 Minuten gemessen. Die Forscher erhielten die Daten anhand von Messgeräten, die Sauerstoff- und Kohlendioxid in der Atemluft bestimmen.
»Durch die Messung des Gasaustausches können wir die Stoffwechselrate feststellen: wieviel Energie der Körper verbraucht während der Messung«, erklärt Belury. »Die Teilnehmerinnen haben während der sieben Stunden nach der Mahlzeit weniger Kalorien verbrannt, wenn sie am Tag vor der Mahlzeit Stress erlebt hatten.«

Die Forscher nahmen auch verschiedene Blutproben, so dass sie nach der Testmahlzeit die weiteren Stoffwechselvorgänge verfolgen konnten. Das Ansteigen des Insulinspiegels durch die Stressfaktoren besaß ein Zeitelement: Das Insulin schoss nach der fettreichen Mahlzeit nach oben und viel dann nach 90 Minuten auf etwa die gleichen Insulinwerte ab wie bei den Frauen, die keinen Stress erlebt hatten.

Depressionen plus Stress lässt Blutfette ansteigen

Die Stoffwechselrate wurde nicht beeinflusst durch Depressionen in der Vorgeschichte, aber Depressionen in Kombination mit vorausgehenden Stresssituationen führte zu einem steilen sofortigen Anstieg der Triglyceride nach der Mahlzeit. Ein hoher Triglycerid-Gehalt im Blut als Teil des Gesamtcholesterins gilt als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen.
Die Forscher zögern die Studienergebnisse auf Männer auszudehnen, weil Männer mehr Muskelmasse besitzen, was die Stoffwechselrate beeinflusst. Aber die Forschungsergebnisse bieten einmal mehr die Motivation, sich mehr an gesunde Nahrungsmittel zu halten.

Bei Stress gesunde Lebensmittel im Vorrat haben

»Wir wissen, dass wir Stress im Alltag nicht immer vermeiden können, aber wir können eine Sache tun, um uns darauf vorzubereiten: gesunde Lebensmittel in Kühlschrank und Vorratskammer bereithalten, damit wir bei Stress zu etwas Gesundem greifen und nicht zu den zwar sehr bequemen, aber meist äußerst fetthaltigen Kalorienbomben«, schlägt Belury vor. Die Studie wurde im Journal »Biological Psychiatry« veröffentlicht.

Quelle: Janice K. Kiecolt-Glaser, Diane L. Habash, Christopher P. Fagundes, Rebecca Andridge, Juan Peng, William B. Malarkey, Martha A. Belury. Daily Stressors, Past Depression, and Metabolic Responses to High-Fat Meals: A Novel Path to Obesity. Biological Psychiatry, 2014; DOI: 10.1016/j.biopsych.2014.05.018

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.