Stress verlangsamt bei Frauen den Stoffwechsel und kann dick machen (Foto: geralt / pixabay.com) |
Stress
kann bei Frauen den Stoffwechsel verlangsamen und zu Gewichtszunahme
führen haben Forschungen der »Ohio State University« ergeben.
Job,
Familie, Freunde, Freizeit: Alles unter einen Hut zu bringen ist
manchmal gar nicht so einfach. Und dabei noch entspannt zu bleiben
ist noch viel schwieriger. Und wer sich gerne mit Essen beruhigt,
sollte dabei Vorsicht walten lassen und sich möglichst nicht von den
allzu leckeren »Kalorienbomben« verführen lassen. Denn eine neue
Studie der »Ohio State University« deutet an, dass bereits ein oder
zwei Stresssituationen am Tag vor einer fettreichen Mahlzeit den
Stoffwechsel verlangsamen und zu einer Gewichtszunahme führen
können.
Wer
Stress hat, verbrennt weniger Kalorien
Die
Wissenschaftler befragten die Studienteilnehmerinnen über
Stresssituationen, die sie am Tag erlebt hatten und die Frauen
erhielten dann eine Mahlzeit mit 930 Kalorien und 60 Gramm Fett. Die
Wissenschaftler maßen die Stoffwechselrate - also die Zeit, die der
Körper braucht, um Kalorien und Fett zu verbrennen - und
analysierten anhand von Blutproben Blutzucker, Triglyceride, Insulin
und das Stresshormon Cortisol.
Im
Durchschnitt verbrannten die Frauen, die eine oder mehrere
Stresssituationen während der vergangenen 24 Stunden erlebt hatten,
104 Kalorien weniger in den sieben Stunden nach der fettreichen
Mahlzeit als die »ungestressten« Frauen. Das könnte letztlich eine
Gewichtszunahme von etwa fünf Kilogramm im Jahr bedeuten.
Mehr
Insulin, mehr Fett im Körper
Die
gestressten Frauen hatten auch einen höheren Insulinspiegel, der zu
mehr Fetteinlagerung und einer geringeren Fettverbrennung führt. Es
werden weniger große Fettmoleküle in kleinere Moleküle
umgewandelt, die dem Körper als Brennstoff dienen. Fett, das nicht
verbrannt wird, wird im Körper gespeichert.
»Das
bedeutet, das im Laufe der Zeit Stress zu Gewichtszunahme führt«,
sagt Jan Kiecolt-Glaser, Professorin für Psychiatrie und Psychologie
an der »Ohio State University« und Leiterin der Studie. »Wir
wissen durch andere Daten, dass wir eher die falschen Nahrungsmittel
essen, wenn wir gestresst sind und unsere Daten zeigen, dass wenn wir
die falschen Nahrungsmittel essen, eine Gewichtszunahme
wahrscheinlich ist, weil wir weniger Kalorien verbrennen.«
Stressfaktoren:
Beruf, Familie, Freunde
Die
Studie wurde mit 58 Frauen an zwei Tagen durchgeführt, die
durchschnittlich 53 Jahre alt waren. Vor dem Untersuchungstag bekamen
die Frauen drei Standardmahlzeiten und mussten vor der Untersuchung
zwölf Stunden fasten. Am Tag der Untersuchung beantworteten die
Frauen verschiedene Fragen, um depressive Symptome, körperliche
Aktivität und Stressmomente beurteilen zu können. 31 Frauen
berichteten mindestens an einem Tag über Stress, 21 Frauen hatten an
beiden Tagen Stress erfahren. Nur sechs Frauen hatten keinen Stress
erlebt.
Die
meisten Stresssituationen waren zwischenmenschlicher Natur:
Streitereien mit Kollegen oder Ehepartnern, Uneinigkeit unter
Freunden, Ärger mit den Kindern oder berufsbedingter Leistungsdruck.
Fast
Food beliebt bei Stress
Die
fettreiche Studien-Mahlzeit bestand aus Eiern, Truthahn-Wurst, Gebäck
und Soße. Kalorien und Fettgehalt der Mahlzeit entsprachen etwa
einem gut gefüllten doppelten Hamburger mit Pommes frites in einem
Fast-food-Restaurant. Die Studienteilnehmer sollten die komplette
Mahlzeit innerhalb von 20 Minuten essen.
»Das
ist keine außergewöhnliche Mahlzeit verglichen mit dem was viele
von uns zu sich nehmen, wenn wir in Eile und unterwegs sind«, sagt
Kiecolt-Glaser, die auch Direktorin des Instituts für
Verhaltensmedizin an der »Ohio State University« ist.
Gesunde
Fette machen bei Stress keinen Unterschied
Die
Vergleichskontrolle in dieser randomisierten Studie war, dass eine
Mahlzeit gesättigte Fette enthielt und eine andere viel
Sonnenblumenöl, das reich an einfach ungesättigte Fettsäuren ist,
die als besonders gesundheitsfördernd gelten.
»Wir
erwarteten, dass die gesättigten Fettsäuren einen schlechten
Einfluss auf den weiblichen Stoffwechsel haben würden, aber laut
unseren Ergebnissen, zeigten beide fetthaltigen Mahlzeiten dieselben
Resultate hinsichtlich der Stressfaktoren und ihrer Wirkung auf den
Energieverbrauch«, sagt Martha Belury, Professorin für
Ernährungswissenschaften an der »Ohio State University« und
Co-Autorin der Studie.
Stoffwechselrate
sinkt nach Stress
Vor
der Mahlzeit ruhten die Teilnehmerinnen 30 Minuten und während
dieser Zeit wurde ihr Energieverbrauch gemessen. Nach der Mahlzeit
wurde ihr Energieverbrauch sieben Stunden lang jede Stunde für 20
Minuten gemessen. Die Forscher erhielten die Daten anhand von
Messgeräten, die Sauerstoff- und Kohlendioxid in der Atemluft
bestimmen.
»Durch
die Messung des Gasaustausches können wir die Stoffwechselrate
feststellen: wieviel Energie der Körper verbraucht während der
Messung«, erklärt Belury. »Die Teilnehmerinnen haben während der
sieben Stunden nach der Mahlzeit weniger Kalorien verbrannt, wenn sie
am Tag vor der Mahlzeit Stress erlebt hatten.«
Die
Forscher nahmen auch verschiedene Blutproben, so dass sie nach der
Testmahlzeit die weiteren Stoffwechselvorgänge verfolgen konnten.
Das Ansteigen des Insulinspiegels durch die Stressfaktoren besaß ein
Zeitelement: Das Insulin schoss nach der fettreichen Mahlzeit nach
oben und viel dann nach 90 Minuten auf etwa die gleichen Insulinwerte
ab wie bei den Frauen, die keinen Stress erlebt hatten.
Depressionen
plus Stress lässt Blutfette ansteigen
Die
Stoffwechselrate wurde nicht beeinflusst durch Depressionen in der
Vorgeschichte, aber Depressionen in Kombination mit vorausgehenden
Stresssituationen führte zu einem steilen sofortigen Anstieg der
Triglyceride nach der Mahlzeit. Ein hoher Triglycerid-Gehalt im Blut
als Teil des Gesamtcholesterins gilt als Risikofaktor für
kardiovaskuläre Erkrankungen.
Die
Forscher zögern die Studienergebnisse auf Männer auszudehnen, weil
Männer mehr Muskelmasse besitzen, was die Stoffwechselrate
beeinflusst. Aber die Forschungsergebnisse bieten einmal mehr die
Motivation, sich mehr an gesunde Nahrungsmittel zu halten.
Bei
Stress gesunde Lebensmittel im Vorrat haben
»Wir
wissen, dass wir Stress im Alltag nicht immer vermeiden können, aber
wir können eine Sache tun, um uns darauf vorzubereiten: gesunde
Lebensmittel in Kühlschrank und Vorratskammer bereithalten, damit
wir bei Stress zu etwas Gesundem greifen und nicht zu den zwar sehr
bequemen, aber meist äußerst fetthaltigen Kalorienbomben«, schlägt
Belury vor. Die Studie wurde im Journal »Biological Psychiatry«
veröffentlicht.
Quelle:
Janice K. Kiecolt-Glaser, Diane L. Habash, Christopher P. Fagundes,
Rebecca Andridge, Juan Peng, William B. Malarkey, Martha A. Belury.
Daily Stressors, Past Depression, and Metabolic Responses to High-Fat
Meals: A Novel Path to Obesity. Biological Psychiatry, 2014; DOI:
10.1016/j.biopsych.2014.05.018
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.