Wer
Gicht hat, bekommt auch häufiger Typ 2-Diabetes. Das gilt besonders
für Frauen. Weibliche Gichtpatienten erkranken doppelt so häufig an
Diabetes.
Frühere
Forschungen haben schon eine Verbindung zwischen Gicht und Diabetes
angedeutet. Die Ergebnisse beschränkten sich allerdings auf eine
Studie mit männlichen Teilnehmern, die ein hohes Risiko für
Herzerkrankungen und Schlaganfall hatten. Die Wissenschaftler wollten
wissen, ob die Verbindung allgemein in der Bevölkerung besteht und
auch Frauen einschließt.
Die
Forscher durchsuchten eine Datenbank mit 7,5 Millionen registrierten
Patienten aus 477 Hausarztpraxen in Großbritannien. Auswahlkriterium
war ein Mindestalter von 20 Jahren und einer Dokumentation von
mindestens einem Jahr. Die Studie wurde von Januar 1995 bis Mai 2010
durchgeführt. Jeder der 35.339 neu diagnostizierten Gichtfälle
wurde mit bis zu fünf Personen aus der Datenbank ohne Gicht
verglichen.
Umfangreiche
Daten aus der Bevölkerung
Personen
in der Vergleichsgruppe hatten dasselbe Geschlecht, Alter und
Körpergewicht, denn Übergewicht ist ein starker Risikofaktor für
sowohl Gicht als auch Diabetes. Die Gesundheitsdatenbank THIN (Health
Improvement Network) enthielt auch Informationen für andere mögliche
Einflussfaktoren wie Alkohol- und Nikotinkonsum, Hausarztbesuche und
Gesundheitsprobleme sowie deren Behandlung.
Männer:
Gicht mit 62, Frauen: Gicht mit 67
72
Prozent der neu diagnostizierten Gichtfälle betrafen Männer mit
einem Durchschnittsalter von 62 Jahren; Frauen waren bei der Diagnose
schon durchschnittlich 67 Jahre. Alle neuen Gichtpatienten tranken
mehr Alkohol, besuchten öfter den Hausarzt, hatten mehr
Gesundheitsprobleme und nahmen häufiger Cholesterinsenker und
Diuretika zur Senkung des Blutdrucks ein im Vergleich zu Patienten
ohne Gicht.
Gichtpatienten
öfter mit Diagnose Diabetes
Die
Gichtpatienten erhielten während der Studienperiode sehr viel
häufiger die Diagnose Typ 2-Diabetes: 9,6 auf 1.000 gegenüber 6,7
auf 1.000 Patienten in der Vergleichsgruppe. Und obwohl die
Risikofaktoren bei den Männern zahlreich waren, hatten die Frauen
eine höhere Rate an Diabetesfällen: 10,1 auf 1.000 gegenüber 5,6
auf 1.000 in der Kontrollgruppe. Der Unterschied betraf alle
Altersgruppen und das absolute Risiko berechneten die Forscher auf
4,5 Diabetesfälle auf 1.000 Frauen und 2,3 auf 1.000 männliche
Patienten. Die Unterschiede zeigten sich auch im relativen Risiko ab:
Frauen mit Gicht hatten ein 71 Prozent höheres Risiko für Diabetes
gegenüber 22 Prozent bei den Männern.
Chronische
Entzündungen oder gemeinsame Risikofaktoren die Ursache?
Die
Studie war eine Beobachtungsstudie, deshalb können keine definitiven
Schlüsse über Ursache und Wirkung gezogen werden. Aber es ist die
erste Studie, die zeigt, dass es einen Link zwischen Gicht und Typ2-Diabetes gibt, erklären die Studienautoren. Die für Gicht
typischen chronischen Entzündungsprozesse können die Entstehung von
Diabetes fördern, glauben sie. Alternativ können die gemeinsamen
Risikofaktoren beider Erkrankungen die Verbindung zwischen Gicht und
Diabetes erklären. Risikofaktoren für Diabetes bei Patienten mit
Gicht - besonders bei Frauen - sollten registriert und möglichst
umgehend behandelt werden, empfehlen die Studienautoren.
Quelle:
Young Hee Rho, Na Lu, Christine E Peloquin, Ada Man, Yanyan Zhu,
Yuqing Zhang, Hyon K Choi: Independent impact of gout on the risk of
diabetes mellitus among women and men: a population-based,
BMI-matched cohort study. Ann Rheum Dis. 2014 Oct 2. pii:
annrheumdis-2014-205827. doi: 10.1136/annrheumdis-2014-205827
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