Bestimmte
Medikamente zu kombinieren, ist gefährlicher als bisher angenommen.
Das Risiko für Magenblutungen kann sich dadurch drastisch erhöhen.
Kombinationen
gängiger Medikamente erhöhen das Risiko für Magenblutungen viel
stärker als bislang angenommen. Wer zum Beispiel frei verkäufliche
Schmerzmittel wie Ibuprofen zusammen mit anderen Medikamenten wie
Prednisolon schluckt, hat ein zehnfach höheres Risiko für
Magenblutungen.
Viele
Medikamente können Magenbluten verursachen
Es
ist von vielen Arzneimitteln bekannt, dass sie das Risiko für
Magenblutungen besonders erhöhen. Nun wurde zum ersten Mal
dokumentiert, dass eine Kombination verschiedener Arzneien das Risiko
um ein Vielfaches ansteigen lässt. Forscher vom Universitätsklinikum
Erasmus MC Rotterdam errechneten das Risiko für elf
Medikamentengruppen und stellten für manche Kombinationen erhebliche
Risikosteigerungen fest, wie sie im wissenschaftlichen Journal
»Gastroenterology« berichten.
Die
Forscher analysierten die Daten von 114.835 Patienten aus Dänemark,
Italien und den Niederlanden in den vergangenen vier bis zehn Jahren,
die eine Magenblutung erlitten. Sie stellten von elf verschiedenen
Medikamentengruppen fest, wie hoch das Risiko für eine Magenblutung
ist und ob das Risiko sich erhöht, wenn zusätzlich Arzneimittel wie
Aspirin eingenommen werden.
Gefährliche
Kombination: Cortison plus Schmerzmittel
Das
auffallendste Ergebnis betrifft die nicht-steroidalen
Entzündungshemmer NSAID. Diese schmerzstillenden, fiebersenkenden
und entzündungshemmenden Arzneimittel wie Ibuprofen, Diclofenac,
Naproxen und Acetylsalicylsäure (Aspirin) werden bei Schmerzen,
Fieber, Entzündungen und zur Blutverdünnung verordnet. Solche
Arzneimittel sind ohne Rezept zu bekommen, doch das kann gefährlich
werden: Jemand der zusätzlich Cortison gegen Rheuma oder COPD
schluckt, hat ein zwölfmal höheres Risiko für eine Magenblutung.
Auch die Kombination von NSAID’s mit Blutdruck senkenden Mitteln
wie Spironolacton oder mit niedrig dosiertem Aspirin kann erhöhte
Gefahr bedeuten.
Mehr
Information über Schmerzmittel für Patienten nötig
»Die
Gefahr ist, dass Menschen mit chronischem Arzneimittelgebrauch oft
nicht wissen, was sie zusätzlich noch einnehmen dürfen«, sagt Gwen
Masclee, Hauptautorin und Leiterin der Studie am Erasmus MC. »Andere
Arten von Entzündungshemmern haben ein deutlich geringeres Risiko
als NSAID’s, aber darüber muss der Patient natürlich wohl
informiert sein. Ärzte können diese Informationen dazu verwenden,
um zielgerichteter Medikamente zu verordnen. Bis jetzt ist noch wenig
bekannt über die Risiken einer Kombination von Schmerzmitteln mit
anderen Medikamenten. Wir haben uns gefragt, ob sich die Risiken
dieser Medikamente summieren oder sie vielleicht die jeweilige
Wirkung besonders verstärken. Unsere Forschungen ergaben, dass das
Kombinieren von Medikamenten doch mehr Risiken birgt, als bislang
vermutet.«
Risikofaktoren
insgesamt betrachten
Rob
Heerdink, klinischer Pharmakologe und Epidemiologe an der Universität
Utrecht, meint dazu: »Ein zehnfaches oder zweifaches Risiko sagt
nicht so viel aus; man muss das im Verhältnis betrachten. Wenn
weiter keine Risikofaktoren für eine Magenblutung vorliegen, ist das
Risiko tatsächlich nicht so hoch.«
Relevant
ist die Studie aber trotzdem, sagt Heerdink. »Magenblutungen sind
die am weitesten verbreiteten Komplikationen bei Medikamenten.« Die
Studie untersuchte die zehn am meisten angewendeten Medikamente. Es
ist nützlich eine Übersicht über die Risiken zu haben, die
bestimmte Kombinationen von Arzneimitteln mit sich bringen, meint
Heerdink.
Gute
Beratung vor dem Kauf von Schmerzmitteln wichtig
»Am
sichersten ist es natürlich, keine Medikamente zu kombinieren«,
sagt Masclee. »Leider ist das nicht für jeden möglich und muss man
manchmal das kleinste Übel wählen und versuchen Arzneimittel zu
finden, die die geringsten Nebenwirkungen haben. Patienten mit
chronischen Erkrankungen und Anwender von Schmerzmitteln können
selbst das Risiko so klein wie möglich halten, in dem sie sich vom
Hausarzt oder Apotheker vor dem Kauf von Schmerzmedikamenten
ausführlich beraten lassen.«
Quelle:
Masclee, Gwen M.C. et al.: Risk of Upper Gastrointestinal Bleeding
From Different Drug Combinations. Gastroenterology, Volume 147, Issue
4, 784-792.e9, DOI: 10.1053/j.gastro.2014.06.007
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