Bluthochdruck wird bei Frauen anders behandelt (Foto: succo - pixabay.com) |
Frauen
mit Bluthochdruck bekommen andere Medikamente als Männer und
erreichen seltener die empfohlenen Blutdruckwerte.
Den
»kleinen Unterschied« zwischen Mann und Frau gibt es nicht nur
biologisch, sondern auch in der Medizin. Oft genug erhalten Männer
und Frauen die gleichen Medikamente und Therapien, obwohl die
Geschlechter darauf teilweise sehr unterschiedlich reagieren. Doch
auch der umgekehrte Fall ist keine Seltenheit, wie schwedische
Forschungen nun aufdeckten: Frauen, die wegen Bluthochdruck behandelt
werden, erhalten nicht die gleichen Medikamente wie Männer und
erreichen auch seltener die Behandlungsziele.
Frauen
erreichen seltener empfohlene Blutdruckwerte
Etwa
ein Drittel der schwedischen Erwachsenen leidet an Bluthochdruck, der
als einer der verbreitetsten Risikofaktoren für Schlaganfall,
Herzversagen und Herzinfarkt bei Männern und Frauen gleichermaßen
gilt.
Eine
Studie der Universität Göteborg untersuchte die Grundversorgung für
40.825 Bluthochdruckpatienten. Es zeigte sich, dass Frauen und
Männern unterschiedliche Medikamente zur Blutdrucksenkung
verschrieben werden. Frauen erreichen auch seltener die angestrebten
Blutdruckwerte von unter 140/90 mmHg, die als Schwelle zum
Bluthochdruck gelten.
Unterschiedliche
Medikamente
Die
Studie ergab, dass Frauen häufiger Diuretika verschrieben bekommen,
die den Blutdruck durch vermehrte Flüssigkeitsausscheidung senken.
Männer erhalten dagegen öfter ACE-Hemmer, die die Produktion des
Enzyms Angiotensin II in der Niere blockieren. Angiotensin II sorgt
normalerweise für ein starkes Zusammenziehen der Blutgefäße und
somit zur Erhöhung des Blutdrucks.
»Internationale
Leitlinien empfehlen, dass Patienten, die sowohl an Bluthochdruck als
auch an Diabetes leiden, mit ACE-Hemmern behandelt werden«, sagt die
Doktorandin und Studienautorin Charlotta Ljungman. »Aber unsere
Studie zeigt, dass Frauen diese Behandlung seltener erhalten. Darüber
hinaus kann diese Diskrepanz nicht durch Unterschiede in anderen
gleichzeitigen kardiovaskulären Erkrankungen erklärt werden.«
Alter
ist ein Faktor
Die
Studie dokumentierte auch, dass Unterschiede in der Therapie zwischen
Männern und Frauen größer sind bei Patienten mit geringer Bildung.
Die Tatsache, dass Frauen seltener den Zielblutdruck erreichen, rührt
teilweise daher, dass Frauen im Allgemeinen älter sind, wenn bei
ihnen Bluthochdruck diagnostiziert wird.
»Aber
das sollte keinen Unterschied machen, denn frühere Studien haben
gezeigt, dass ältere Patienten mit Bluthochdruck ebenso deutlich von
einer Therapie zur Blutdrucksenkung profitieren, nicht zuletzt um die
Entwicklung von Folgeerkrankungen wie Schlaganfall, Demenz und
Herzversagen zu verhindern«, sagt Charlotta Ljungman.
Unterschätztes
Risiko
Frauen
sind in der Regel weniger wahrscheinlich von
Herzkreislauferkrankungen betroffen und sterben auch später.
Charlotta Ljungman glaubt, dass dies einer der Gründe sein könnte,
warum das Gesundheitssystem das Risiko für zukünftige
kardiovaskuläre Erkrankungen bei Frauen unterschätzt. »Das
Wichtigste bei der Behandlung von Bluthochdruck ist, die empfohlenen
Richtwerte zu erreichen«, erklärt Charlotta Ljungman. »Die
Tatsache, dass Frauen das so viel seltener erreichen, ist
bemerkenswert und es müssen unbedingt Schritte unternommen werden,
um die Behandlung zu verbessern.«
Quelle:
Ljungman, Charlotta: Treatment of hypertension in women and men.
University of Gothenburg. Sahlgrenska Academy. ISBN:
978-91-628-9000-1, http://hdl.handle.net/2077/35942,
Stand: 19.09.2014
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