Bereits
geringe Mengen Alkohol lassen uns nachts schlechter sehen. Der
Inhaltsstoff Ethanol stört den Tränenfilm des Auges, sagen
spanische Forscher.
Dass
schon geringe Mengen Alkohol den Sehsinn „vernebeln“, belegen
Augenärzte jetzt wissenschaftlich: Das in alkoholischen Getränken
enthaltene Ethanol stört den natürlichen Tränenfilm des Auges, so
eine spanische Studie. Dies verschlechtert das Sehvermögen bei Nacht
und erhöht die Licht- und Blendempfindlichkeit. Alkoholische
Getränke beeinträchtigen also nicht nur generell das
Reaktionsvermögen des Fahrers, sondern wirken auch direkt auf die
Augen. Diese Effekte treten schon nach Verzehr geringer Mengen
Alkohol auf und schränken die Fahrtüchtigkeit ein. Die Deutsche
Ophthalmologische Gesellschaft(DOG) rät Autofahrern deshalb,
insbesondere vor nächtlichen Fahrten gänzlich auf alkoholische
Getränke zu verzichten.
Reaktionszeit
und Nachsicht beeinträchtigt
Wie
stark Alkohol die Reaktionszeit verlangsamt, zeigen die Zahlen: Bei
fünf Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden stand
mindestens einer der Beteiligten unter Alkoholeinfluss, meldet das
Statistische Bundesamt. Die Hälfte davon ereignet sich am Wochenende
in der Zeit von 20 bis 24 Uhr. „Besucher von Diskotheken und
Kneipen neigen in ihrer Euphorie dazu, die eigene Fahrtüchtigkeit zu
überschätzen und ihren Alkoholkonsum zu verharmlosen“, sagt
Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG aus
Frankfurt. Dabei belegen neue Studien, dass Alkohol nicht nur
Koordination und Urteilsvermögen des Fahrers einschränkt, sondern
auch unmittelbar die Fähigkeit, bei Nacht zu sehen.
Ethanol
lässt Tränenflüssigkeit schneller verdunsten
Experten
der Universität Granada testeten Kontrastsehen und
Blendempfindlichkeit von 67 Probanden vor und nach dem Verzehr
unterschiedlicher Mengen Rotwein. Alle Teilnehmer schnitten nach
Alkoholkonsum im Sehtest deutlich schlechter ab als im nüchternen
Zustand. Schuld daran sei, so die Autoren der Studie, das im Alkohol
enthaltene Ethanol. Es löst die äußere, leicht fettige Schicht des
Tränenfilms auf, der das Auge bedeckt. Dadurch verdunsten die
wässrigen Bestandteile der Tränenflüssigkeit.
Lichtempfindlichkeit
des Auges steigt, Kontraste sind schwächer
Die
Folge ist, dass ein alkoholisierter Fahrer Kontraste schlechter
erkennt und empfindlicher auf Licht reagiert. Dieser Effekt zeigt
sich verstärkt ab einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 Promille.
Aber auch Probanden, deren Werte unterhalb der gesetzlichen
Höchstgrenze lagen, sahen Kontraste schlechter und nahmen vermehrt
Lichtschleier wahr. „Entscheidend ist, dass Alkohol generell unser
Reaktionsvermögen beeinträchtigt“, sagt Professor Dr. med.
Bernhard Lachenmayr, Vorsitzender der Verkehrskommission der DOG aus
München. „Dass das Ethanol darüber hinaus das Sehvermögen
einschränkt, stützt nur einmal mehr die Empfehlung, sich
alkoholisiert gar nicht erst hinters Steuer zu setzen.“
Risiko
auch unterhalb der Promillegrenze
Denn
schon bei geringem Alkoholkonsum und normalen Lichtverhältnissen
verschlechtert sich die Sicht für den Feiernden kaum wahrnehmbar.
Dies sei besonders gefährlich, so Lachenmayr: „Viele
Kneipenbesucher halten sich noch für fahrtüchtig, wenn sie ein bis
zwei Gläser Bier getrunken haben.“ Nach den oben beschriebenen
Erkenntnissen stehe dies einmal mehr in Frage. „Demzufolge können
schon geringe Mengen Alkohol dazu führen, dass der Fahrer Fußgänger
und Straßenschilder zu spät erkennt oder durch die Scheinwerfer
entgegenkommender Autos geblendet wird.“
Quellen:
Presseinformation der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
(DOG), Stand 30.10.2014
Castro
J, Pozo AM et al., Retinal-Image Quality and Night Vision Performance
after Alcohol Consumption, Journal of Ophthalmology Volume 2014
(2014), DOI:10.1155/2014/704823
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