Die Zahl der Syphilis-Infektionen steigt - besonders bei Männern (Foto: niekverlaan -pixabay.com) |
Die
Geschlechtskrankheit Syphilis nimmt in den letzten Jahren - vor allem
bei Männern - wieder zu. Die Krankheit bleibt oft unbemerkt, kann
aber tödlich enden.
Internisten
warnen vor dem „Chamäleon der Medizin“
Nachdem
Syphilis-Infektionen in Deutschland zuletzt nur noch vereinzelt
auftraten, nimmt ihre Zahl seit Anfang des Jahrzehnts wieder zu.
Waren es 2009 noch rund 3000 gemeldete Fälle, verzeichnete das
Robert Koch-Institut 2013 bereits mehr als 5000 Meldungen der
Geschlechtskrankheit. Eine Syphilis-Infektion verläuft oft
unbemerkt. Häufig erkennen Betroffene und auch Ärzte sie erst viele
Jahre nach der Ansteckung. Angesichts der steigenden Zahlen rät die
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) zu erhöhter
Aufmerksamkeit für das Krankheitsbild. Denn Syphilis kann tödlich
enden. Doch bei früher Diagnose lässt sie sich wirksam behandeln,
ohne bereits schwere bleibende Schäden verursacht zu haben.
Syphilis
wird selten im Anfangsstadium entdeckt
Die
Übertragung von Syphilis erfolgt meist durch ungeschützten
Geschlechtsverkehr. Während die Infektionsrate bei Frauen seit
Jahren gleichbleibend niedrig ist, steigt die Anzahl der an Syphilis
erkrankten Männer derzeit an. An der Eintrittsstelle des Erregers
bildet sich nach neun bis neunzig Tagen zunächst ein schmerzloses
Geschwür, der sogenannte „harte Schanker“. Er heilt auch
unbehandelt innerhalb von zwei Wochen von selbst ab. „Der
Primäraffekt der Syphilis bleibt häufig unbemerkt“, sagt
Professor Dr. med. Dr. h.c. Ulrich Fölsch, Generalsekretär der DGIM
aus Kiel. Nur ein Drittel der Syphilisfälle werde im ersten Stadium
entdeckt.
Syphilis
ähnelt vielen Krankheiten
Etwa
sieben bis acht Wochen später haben sich die Syphiliserreger,
spiralförmige Bakterien namens Treponema pallidum, im Körper
ausgebreitet. Auf der Haut bildet sich Ausschlag, häufig am Rumpf,
Handflächen und Fußsohlen. Eine Syphilis kann in diesem Stadium
ohne Behandlung von selbst ausheilen. „Bei gesunden Menschen
gelingt es dem Immunsystem in etwa dreißig Prozent der Fälle, die
Erreger vollständig zu beseitigen“, erklärt Professor Fölsch.
Wenn die körpereigene Abwehr geschwächt ist, beispielsweise durch
eine gleichzeitige HIV-Infektion, schreitet die Erkrankung dagegen
meist fort. Es vergehen Jahre bis Jahrzehnte, bis sie in ihr drittes
Stadium eintritt. Auf der Haut erscheinen dann Knoten oder Flecken,
später bilden sich Geschwüre. Die richtige Diagnose bringt häufig
erst die Analyse einer Hautprobe. „Denn Syphilis kann die Gestalt
vieler Erkrankungen annehmen. Früher wurde sie deshalb auch als
Chamäleon der Medizin bezeichnet“, erzählt Professor Fölsch.
Spätsyphilis beschränkt sich dann nicht mehr auf die Haut. Sie
schädigt auch die Blutgefäße schwer: „Ein durch die Infektion
ausgelöstes Aneurysma etwa kann jederzeit platzen und einen
plötzlichen Tod herbeiführen“, so Professor Fölsch. Auch Schäden
an Herzklappen und Gehirn kommen vor.
Frühe
Penicillintherapie verhindert Spätschäden
Noch
im Spätstadium beseitigt eine zweiwöchige Penicillinbehandlung die
Bakterien, im Frühstadium wird die Infektion durch eine einmalige
intramuskuläre Injektion geheilt. „Einmal aufgetretene Schäden an
den Blutgefäßen oder im Nervensystem bleiben aber bestehen. Deshalb
ist es wichtig, dass die Erkrankung frühzeitig erkannt wird“,
warnt Professor Fölsch. Menschen, die erste Anzeichen einer
Syphilis-Infektion an sich beobachten, sollten einen Arzt aufsuchen.
Und auch Ärzte sollten angesichts der vermehrten Verbreitung der
Infektion erste Symptome ernst nehmen. Ist die Diagnose gestellt, sei
Syphilis gut behandelbar.
Quellen:
Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
(DGIM), Stand: 03.12.2014
C.
Schummer, S. Schliemann, V. Fünfstück, P. Elsner: Hautmanifestation
bei Spätsyphilis. Dtsch med Wochenschr 2014; 139(38): 1883-1886,
DOI: 10.1055/s-0034-1387213
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