20 Minuten spazierengehen senkt das Sterberisiko (Foto: Antranias - pixabay.com) |
Herzversagen,
Krebs, vorzeitiger Tod: Alles vermeidbar, sagen Forscher, wenn wir
uns mehr bewegen. Bewegungsmangel ist gefährlicher als Übergewicht.
Die
Europäer werden zunehmend Bewegungsmuffel. Couch-Potatoe statt
Sportskanone. Das hat über die Jahre dazu geführt, dass wir immer
dicker werden. Die Hälfte der Bevölkerung leidet an Übergewicht
und allen erdenklichen Folgekrankheiten. Doch in der letzten Zeit
gibt es viele Forschungsarbeiten, die deutlich machen, dass
Bewegungsmangel wahrscheinlich ein größeres Problem ist als
Übergewicht. Dabei kann schon ein flotter Spaziergang von 20 Minuten
das Risiko für einen vorzeitigen Tod reduzieren, wie Forscher der
Universität Cambridge bestätigen.
Früher
Tod durch Bewegungsmangel
Die
Studie mit mehr als 334.000 Europäern stellte fest, dass doppelt so
viele Todesfälle dem Bewegungsmangel zuzuschreiben sind im Vergleich
zu Todesfällen durch Übergewicht. Doch bereits eine mäßige
Steigerung der körperlichen Aktivität hat erhebliche
gesundheitliche Vorteile.
Körperliche
Inaktivität wird durchweg mit einem erhöhten Risiko für einen
verfrühten Tod und Krankheiten wie Krebs und
Herzkreislauferkrankungen in Verbindung gebracht. Obwohl
Bewegungsmangel auch ein erhöhtes Körpergewicht und einen höheren
Body-Mass-Index (BMI) fördert, ist der Zusammenhang mit vorzeitigem
Tod unabhängig vom individuellen BMI.
Daten
aus 12 Jahren und ganz Europa
Um
die Verbindung zwischen Bewegungsmangel und vorzeitigem Tod sowie die
Wechselbeziehung mit Übergewicht festzustellen, analysierten die
Forscher Daten von 334.161 Männern und Frauen in Europa, die Teil
der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and
Nutrition) waren. Für einen Zeitraum von durchschnittlich 12 Jahren
maßen die Forscher Größe, Gewicht und Taillenumfang und ließen
die Teilnehmer die Häufigkeit körperlicher Aktivität selbst
einschätzen.
Bewegung
in Beruf und Freizeit optimal
Die
Wissenschaftler stellten fest, dass der größte Unterschied zwischen
den Gruppen mit inaktiven und mäßig aktiven Teilnehmern bestand.
Die Teilnehmer, die mäßig aktiv waren sowohl am Arbeitsplatz als
auch in der Freizeit, konnten das Risiko für einen vorzeitigen Tod
am stärksten senken. Nur 22,7 Prozent der Teilnehmer wurden als
inaktiv eingestuft, weil sie einer sitzenden Tätigkeit nachgingen
und sich auch in der Freizeit wenig bewegten. Die Studienautoren
schätzen, dass körperliche Bewegung wie etwa ein 20-minütiger
flotter Spaziergang täglich, nicht nur 90 bis 110 Kalorien
verbrennt, sondern auch das vorzeitige Sterberisiko um 16 bis 30
Prozent senken kann. Der Einfluss machte sich aber stärksten bei
Normalgewichtigen bemerkbar, aber auch Teilnehmer mit einem höheren
BMI konnten davon profitieren.
Doppelt
so viele sterben durch Bewegungsmangel
Anhand
der aktuellsten Daten über Todesfälle in Deutschland schätzen die
Wissenschaftler, dass 337.000 der 9,2 Millionen Todesfälle in ganz
Europa einem krankhaften Übergewicht (BMI über 30) zugeordnet
werden können. Doch doppelt so viele Sterbefälle (676.000) werden
durch Bewegungsmangel verursacht. Professor Ulf Ekelund von der
Universität Cambridge, der die Studie geleitet hat, sagt: »Die
Botschaft ist einfach: Nur ein wenig Bewegung täglich kann
umfangreiche gesundheitliche Vorteile für die »Bewegungsmuffel«
haben. Obwohl wir feststellten, dass schon 20 Minuten einen
Unterschied bedeuten, sollten wir tatsächlich versuchen mehr zu tun
als das; körperliche Aktivität hat viele nachgewiesene
Gesundheitsvorteile und sollte eine wichtige Rolle im täglichen
Leben spielen.«
Kleine
Veränderungen bringen schon viele Vorteile
Sein
Kollege, Professor Nick Wareham, fügt hinzu: »Menschen bei der
Gewichtsabnahme zu unterstützen kann eine Herausforderung sein und
wir müssen weiterhin versuchen das Übergewicht in der Bevölkerung
zu senken. Dabei können Maßnahmen im Gesundheitswesen, die die
Leute dazu ermutigen, kleine aber machbare Veränderungen bei der
körperlichen Aktivität durchzuführen schon bedeutende
gesundheitliche Vorteile bringen und kleine Änderungen sind leichter
zu erreichen und durchzuhalten.«
Quelle:
Ekelund, U. et al.: Physical activity and all-cause mortality across
levels of overall and abdominal adiposity in European men and women:
the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition
Study (EPIC). Am J Clin Nutr, January 14, 2015 DOI:
10.3945/ajcn.114.100065
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