Schichtdienst lässt das Gehirn schneller altern (Foto: Hans - pixabay.com) |
Im
Schichtdienst arbeiten lässt das Gehirn schneller altern und
beeinflusst auch die intellektuellen Fähigkeiten, sagen Forscher.
Aus
einer Studie im Fachjournal »Occupational and Environmental
Medicine« ging unter anderem hervor, dass das Gehirn durch
unregelmäßige Arbeitszeiten um mindestens sechs Jahre früher
alterte. Nach Beendigung der Schichtarbeit gab es zwar eine gewisse
Regeneration, doch erst nach fünf Jahren war das Gehirn wieder auf
normalem Niveau.
Störung
der biologischen Uhr
Unser
Körper ist angelegt, um tagsüber aktiv zu sein und nachts zu
schlafen. Gerade unser Gehirn braucht nachts eine Erholungspause. Es
ist bekannt, dass das Arbeiten entgegen unserer biologischen Uhr
viele negative Folgen - von Brustkrebs über Diabetes bis zu
Übergewicht - auslösen kann. Die französischen und britischen
Wissenschaftler der Universitäten Toulouse und Swansea zeigen nun
auch den Einfluss auf die geistigen Fähigkeiten.
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Franzosen nahmen an Tests für Gedächtnis, Denkgeschwindigkeit und
anderen kognitiven Fähigkeiten teil. Diese Tests ergaben, dass
jemand, der zehn Jahre lang im Schichtdienst gearbeitet hatte,
dieselbe Punktzahl erreichte, wie jemand der 6,5 Jahre älter war.
Abnahme
der Gehirnfunktion
»Die
Abnahme der Gehirnfunktion ist ernorm«, erzählt Wissenschaftler Dr.
Philip Tucker. »Wenn Menschen komplizierte kognitive Aufgaben
ausführen müssen, werden sie das auch mit Sicherheit merken. Sie
machen wahrscheinlich mehr Fehler, was schwerwiegende Folgen haben
kann. Dennoch ist es schwierig einzuschätzen, wie groß der Effekt
im täglichen Leben ist.«
Laut
Tucker ist es besser, nicht im Schichtdienst zu arbeiten, wenn es
nicht nötig ist, aber manchmal ist das arbeitstechnisch nicht anders
möglich. »Es gibt Möglichkeiten, um den Effekt zu begrenzen. Ein
gut aufgestellter Schichtplan und regelmäßige gesundheitliche
Kontrollen, einschließlich der kognitiven Fähigkeiten, um
Warnsignale frühzeitig zu entdecken.«
Vor
allem die Umkehrbarkeit des festgestellten Effektes finden die
Forscher interessant. Diese Regeneration konnte erstmals in einer
Studie nachgewiesen werden.
Regeneration
nicht immer sicher
Professor
Derk-Jan Dijk, vom Surrey Schlafzentrum, gibt zu bedenken, dass
pensionierte Schichtarbeiter immer noch eine schlechtere
Schlafqualität hatten als Menschen, die nie nachts gearbeitet haben.
»Deshalb ist es möglich, dass einige dieser Effekte nicht so
schnell oder vollständig verschwinden. Wir akzeptieren heutzutage,
dass Schichtarbeit vielleicht nicht gut für die körperliche
Gesundheit ist, aber diese Studie beweist, dass auch die
Gehirnfunktionen betroffen sind und ich denke, dass dieses
Studienergebnis viele Leute überrascht.«
Zusammenhang
mit Demenz?
Die
Ergebnisse bieten auch Anknüpfungspunkte für Patienten mit Demenz.
Auch bei diesen Patienten wird oft eine Verschiebung des
Schlaf-Wach-Rhythmus beobachtet, vergleichbar mit Menschen, die im
Schichtdienst arbeiten. Ein möglichst stabiler und gleichmäßiger
Schlaf-Wach-Rhythmus kann vielleicht die Zunahme von Beschwerden bei
Demenz verhindern. Dazu gehört auch ein gut organisierter
Tagesablauf und helles Licht am Tage. Die Nachtruhe kann eventuell
mit entsprechenden schlaffördernden Medikamenten wie Melatonin
unterstützt werden.
Quelle:
Jean-Claude Marquié, Philip Tucker, Simon Folkard, Catherine Gentil,
David Ansiau: Chronic effects of shift work on cognition: findings
from the VISAT longitudinal study. Occup Environ Med
oemed-2013-101993, doi: 10.1136/oemed-2013-101993
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